zu haben. Wußten sich nun die Empörer schuldig, so war es wohl natürlich, daß sie, als sie uns unter Flagge und Wimpel auf sich zukommen und sie mit Kanonenschüssen begrü- ßen sahen, in der Unmöglichkeit, uns zu ent- kommen, sich lieber in die geheimsten Winkel verkrochen hatten und es auf den Zufall an- kommen lassen, ob wir sie entdecken, oder ob sie vielleicht den Mantel der Nacht gewinnen würden, um mit dem Schiffe wieder durch- zugehen. Wir hatten also wohl nur zuviel Ursache, das Schicksal unsrer armen zwölf Gefährten zu bedauern.
Allein selbst wenn wir ihnen auch das bessere Loos wünschen wollten, daß sie -- Sey es durch Zufall, Ungeschicklichkeit, oder gar durch vorsätzlichen bösen Willen, -- in der Nacht von uns abgekommen, so waren sie dar- um noch wenig besser berathen; und nicht nur sahen sie sich all den Gefahren ausgesetzt, die ich gescheut und zu vermeiden gesucht hatte: sondern es stand auch überhaupt gar sehr dahin, ob sie jemals Holland oder irgend eine andre Küste wohlbehalten erreichen möch- ten. Der Steuermann war, wie schon ge- sagt, ein Dummbart, welcher der Führung eines Schiffes auf einen so weiten Weg kei- nesweges gewachsen war. Doch hätt' es auch besser um sein Wissen gestanden, so fehlte es
ihm
zu haben. Wußten ſich nun die Empoͤrer ſchuldig, ſo war es wohl natuͤrlich, daß ſie, als ſie uns unter Flagge und Wimpel auf ſich zukommen und ſie mit Kanonenſchuͤſſen begruͤ- ßen ſahen, in der Unmoͤglichkeit, uns zu ent- kommen, ſich lieber in die geheimſten Winkel verkrochen hatten und es auf den Zufall an- kommen laſſen, ob wir ſie entdecken, oder ob ſie vielleicht den Mantel der Nacht gewinnen wuͤrden, um mit dem Schiffe wieder durch- zugehen. Wir hatten alſo wohl nur zuviel Urſache, das Schickſal unſrer armen zwoͤlf Gefaͤhrten zu bedauern.
Allein ſelbſt wenn wir ihnen auch das beſſere Loos wuͤnſchen wollten, daß ſie — Sey es durch Zufall, Ungeſchicklichkeit, oder gar durch vorſaͤtzlichen boͤſen Willen, — in der Nacht von uns abgekommen, ſo waren ſie dar- um noch wenig beſſer berathen; und nicht nur ſahen ſie ſich all den Gefahren ausgeſetzt, die ich geſcheut und zu vermeiden geſucht hatte: ſondern es ſtand auch uͤberhaupt gar ſehr dahin, ob ſie jemals Holland oder irgend eine andre Kuͤſte wohlbehalten erreichen moͤch- ten. Der Steuermann war, wie ſchon ge- ſagt, ein Dummbart, welcher der Fuͤhrung eines Schiffes auf einen ſo weiten Weg kei- nesweges gewachſen war. Doch haͤtt’ es auch beſſer um ſein Wiſſen geſtanden, ſo fehlte es
ihm
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zu haben. Wußten ſich nun die Empoͤrer
ſchuldig, ſo war es wohl natuͤrlich, daß ſie,
als ſie uns unter Flagge und Wimpel auf ſich
zukommen und ſie mit Kanonenſchuͤſſen begruͤ-
ßen ſahen, in der Unmoͤglichkeit, uns zu ent-
kommen, ſich lieber in die geheimſten Winkel
verkrochen hatten und es auf den Zufall an-
kommen laſſen, ob wir ſie entdecken, oder ob
ſie vielleicht den Mantel der Nacht gewinnen
wuͤrden, um mit dem Schiffe wieder durch-
zugehen. Wir hatten alſo wohl nur zuviel
Urſache, das Schickſal unſrer armen zwoͤlf
Gefaͤhrten zu bedauern.
Allein ſelbſt wenn wir ihnen auch das
beſſere Loos wuͤnſchen wollten, daß ſie — Sey
es durch Zufall, Ungeſchicklichkeit, oder gar
durch vorſaͤtzlichen boͤſen Willen, — in der
Nacht von uns abgekommen, ſo waren ſie dar-
um noch wenig beſſer berathen; und nicht nur
ſahen ſie ſich all den Gefahren ausgeſetzt, die ich
geſcheut und zu vermeiden geſucht hatte:
ſondern es ſtand auch uͤberhaupt gar ſehr
dahin, ob ſie jemals Holland oder irgend
eine andre Kuͤſte wohlbehalten erreichen moͤch-
ten. Der Steuermann war, wie ſchon ge-
ſagt, ein Dummbart, welcher der Fuͤhrung
eines Schiffes auf einen ſo weiten Weg kei-
nesweges gewachſen war. Doch haͤtt’ es auch
beſſer um ſein Wiſſen geſtanden, ſo fehlte es
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Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 1. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 272. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung01_1821/288>, abgerufen am 19.07.2024.
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