Verdeck vorhanden war, so wurden uns Pi- stolen und Hauer in solchem Ueberflusse zu- gelangt, ja sogar in die Schaluppe gewor- fen, daß ich genug mit Händen und Füßen abzuwehren hatte.
So giengen wir nun mit unserm Fahr- zeuge, vor See und Wind, gerade auf das Schiff zu, welches auch kaum in der Weite eines Pistolenschusses vor uns auf den Wel- len trieb. Leichter und glücklicher, als ich selbst gehofft hatte, legten wir uns ihm an Bord; und gehörig bewaffnet stieg ich so- fort mit 11 Mann auf dasselbe hinüber, während der Zwölfte im Boote zurück blieb und dieses mit einem Schlepptau hinten an- gehängt wurde. Auf dem Verdeck fanden wir, wie zu vermuthen war, Niemand, als jenen Hund, der uns freundlich zuwedelte und die Hände leckte, und einen Behälter mit lebendigen Hühnern und Enten, die noch Gerste und frisches Wasser im Troge hatten. Ueberall lagen Kleidungsstücke zerstreut um- her. Die Schaluppe stand, wie sich's ge- hört, im Boot; Alles ordentlich befestigt; kein Takel hieng über Bord, woraus man hätte schliessen mögen, daß etwa ein Fahr- zeug, zur Flucht der Mannschaft, in's Was- ser gelassen worden, weil das Schiff viel-
Verdeck vorhanden war, ſo wurden uns Pi- ſtolen und Hauer in ſolchem Ueberfluſſe zu- gelangt, ja ſogar in die Schaluppe gewor- fen, daß ich genug mit Haͤnden und Fuͤßen abzuwehren hatte.
So giengen wir nun mit unſerm Fahr- zeuge, vor See und Wind, gerade auf das Schiff zu, welches auch kaum in der Weite eines Piſtolenſchuſſes vor uns auf den Wel- len trieb. Leichter und gluͤcklicher, als ich ſelbſt gehofft hatte, legten wir uns ihm an Bord; und gehoͤrig bewaffnet ſtieg ich ſo- fort mit 11 Mann auf daſſelbe hinuͤber, waͤhrend der Zwoͤlfte im Boote zuruͤck blieb und dieſes mit einem Schlepptau hinten an- gehaͤngt wurde. Auf dem Verdeck fanden wir, wie zu vermuthen war, Niemand, als jenen Hund, der uns freundlich zuwedelte und die Haͤnde leckte, und einen Behaͤlter mit lebendigen Huͤhnern und Enten, die noch Gerſte und friſches Waſſer im Troge hatten. Ueberall lagen Kleidungsſtuͤcke zerſtreut um- her. Die Schaluppe ſtand, wie ſich’s ge- hoͤrt, im Boot; Alles ordentlich befeſtigt; kein Takel hieng uͤber Bord, woraus man haͤtte ſchlieſſen moͤgen, daß etwa ein Fahr- zeug, zur Flucht der Mannſchaft, in’s Waſ- ſer gelaſſen worden, weil das Schiff viel-
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Verdeck vorhanden war, ſo wurden uns Pi-
ſtolen und Hauer in ſolchem Ueberfluſſe zu-
gelangt, ja ſogar in die Schaluppe gewor-
fen, daß ich genug mit Haͤnden und Fuͤßen
abzuwehren hatte.
So giengen wir nun mit unſerm Fahr-
zeuge, vor See und Wind, gerade auf das
Schiff zu, welches auch kaum in der Weite
eines Piſtolenſchuſſes vor uns auf den Wel-
len trieb. Leichter und gluͤcklicher, als ich
ſelbſt gehofft hatte, legten wir uns ihm an
Bord; und gehoͤrig bewaffnet ſtieg ich ſo-
fort mit 11 Mann auf daſſelbe hinuͤber,
waͤhrend der Zwoͤlfte im Boote zuruͤck blieb
und dieſes mit einem Schlepptau hinten an-
gehaͤngt wurde. Auf dem Verdeck fanden
wir, wie zu vermuthen war, Niemand, als
jenen Hund, der uns freundlich zuwedelte
und die Haͤnde leckte, und einen Behaͤlter
mit lebendigen Huͤhnern und Enten, die noch
Gerſte und friſches Waſſer im Troge hatten.
Ueberall lagen Kleidungsſtuͤcke zerſtreut um-
her. Die Schaluppe ſtand, wie ſich’s ge-
hoͤrt, im Boot; Alles ordentlich befeſtigt;
kein Takel hieng uͤber Bord, woraus man
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Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 1. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung01_1821/276>, abgerufen am 03.05.2024.
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