leicht leck geworden und man das Sinken befürchtet.
Dies zu ergründen, stellte ich sofort meine Leute an beide Pumpen; und mittler- weile, daß sie diese in Bewegung setzten, gieng ich auf dem Schiffe von hinten nach vorne und nach allen Seiten; besah mir's oben und unten, und nahm endlich wahr, daß die Thür zur Kajüte niedergehauen war. Sogar das Beil, womit dies gesche- hen seyn mochte, lag noch daneben. Jch erschrak nicht wenig über diesen unvermuthe- ten Anblick: denn nun schoß mir's auf's Herz, daß hier gottlose Buben gehaust ha- ben müßten, die den Kapitain oder sonsti- gen Befehlshaber ermordet haben müßten und sich in diesem Augenblick vielleicht ab- sichtlich im untern Raume versteckt hielten. Voll von dieser Vorstellung, hielt ich es auch nicht für rathsam, mich dahinunter zu wagen.
Unterdeß hatten meine Begleiter wacker an den Pumpen gearbeitet, und erklärten nach etwa 12 oder 15 Minuten: das Schiff sey rein, und die Pumpen zögen kein Was- ser mehr. "So kommt denn Alle!" rief ich -- "Nehmt eure Wehren zur Hand, spannt den Hahn und folgt mir, dicht zu-
leicht leck geworden und man das Sinken befuͤrchtet.
Dies zu ergruͤnden, ſtellte ich ſofort meine Leute an beide Pumpen; und mittler- weile, daß ſie dieſe in Bewegung ſetzten, gieng ich auf dem Schiffe von hinten nach vorne und nach allen Seiten; beſah mir’s oben und unten, und nahm endlich wahr, daß die Thuͤr zur Kajuͤte niedergehauen war. Sogar das Beil, womit dies geſche- hen ſeyn mochte, lag noch daneben. Jch erſchrak nicht wenig uͤber dieſen unvermuthe- ten Anblick: denn nun ſchoß mir’s auf’s Herz, daß hier gottloſe Buben gehauſt ha- ben muͤßten, die den Kapitain oder ſonſti- gen Befehlshaber ermordet haben muͤßten und ſich in dieſem Augenblick vielleicht ab- ſichtlich im untern Raume verſteckt hielten. Voll von dieſer Vorſtellung, hielt ich es auch nicht fuͤr rathſam, mich dahinunter zu wagen.
Unterdeß hatten meine Begleiter wacker an den Pumpen gearbeitet, und erklaͤrten nach etwa 12 oder 15 Minuten: das Schiff ſey rein, und die Pumpen zoͤgen kein Waſ- ſer mehr. „So kommt denn Alle!‟ rief ich — „Nehmt eure Wehren zur Hand, ſpannt den Hahn und folgt mir, dicht zu-
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leicht leck geworden und man das Sinken
befuͤrchtet.
Dies zu ergruͤnden, ſtellte ich ſofort
meine Leute an beide Pumpen; und mittler-
weile, daß ſie dieſe in Bewegung ſetzten,
gieng ich auf dem Schiffe von hinten nach
vorne und nach allen Seiten; beſah mir’s
oben und unten, und nahm endlich wahr,
daß die Thuͤr zur Kajuͤte niedergehauen
war. Sogar das Beil, womit dies geſche-
hen ſeyn mochte, lag noch daneben. Jch
erſchrak nicht wenig uͤber dieſen unvermuthe-
ten Anblick: denn nun ſchoß mir’s auf’s
Herz, daß hier gottloſe Buben gehauſt ha-
ben muͤßten, die den Kapitain oder ſonſti-
gen Befehlshaber ermordet haben muͤßten
und ſich in dieſem Augenblick vielleicht ab-
ſichtlich im untern Raume verſteckt hielten.
Voll von dieſer Vorſtellung, hielt ich es
auch nicht fuͤr rathſam, mich dahinunter zu
wagen.
Unterdeß hatten meine Begleiter wacker
an den Pumpen gearbeitet, und erklaͤrten
nach etwa 12 oder 15 Minuten: das Schiff
ſey rein, und die Pumpen zoͤgen kein Waſ-
ſer mehr. „So kommt denn Alle!‟ rief
ich — „Nehmt eure Wehren zur Hand,
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Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 1. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 261. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung01_1821/277>, abgerufen am 18.07.2024.
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