Einige Tage darauf ward ich abermals vor die Admiralität gefordert. Jch fand dort die Herren Kaufleute, die mir fürerst ihren Dank für mein glücklich gelöstes Ver- sprechen bezeugten, dann aber auch sich für meine angewandte Bemühung mit mir abzu- finden wünschten. Auf meiner Rechnung, die ich ihnen deß Endes einreichte, standen bloß die beiden Bordinge, die ich gebraucht hatte, jeder mit 20 Thalern angesetzt, sammt einer Kleinigkeit für Abnutz an Tauen, Winden und andern Geräthschaften; die denn auch sogleich und ohne allen Anstand bewilligt wurden. Da ich indeß, was mich selbst betraf, keine Forderung machen wollte, so boten sie mir ein Douceur von hundert Gulden Preuß., sammt 10 Pfund Kaffe und 20 Pfund Zucker. Jch nahm, was mir gegeben wurde, und schenkte davon 25 Gulden für die Ar- men, um ihnen auch einmal einen guten Tag zu machen.
Zu Ostern 1764 war ich endlich auch, nach vieler Mühe und Sorge, mit deren einzelner Aufzählung ich den Leser nicht be- lästigen will, mit meinem Schiffbau im Rei- nen. Das Gebäude und Alles, was dazu gehörte, war nun wohl ganz nach meinem Sinn gerathen: aber Lust und Freude konnt' ich dennoch nur wenig daran haben: denn wie so ganz anders waren die Zeiten gewor-
1. Bändchen. (13)
Einige Tage darauf ward ich abermals vor die Admiralitaͤt gefordert. Jch fand dort die Herren Kaufleute, die mir fuͤrerſt ihren Dank fuͤr mein gluͤcklich geloͤstes Ver- ſprechen bezeugten, dann aber auch ſich fuͤr meine angewandte Bemuͤhung mit mir abzu- finden wuͤnſchten. Auf meiner Rechnung, die ich ihnen deß Endes einreichte, ſtanden bloß die beiden Bordinge, die ich gebraucht hatte, jeder mit 20 Thalern angeſetzt, ſammt einer Kleinigkeit fuͤr Abnutz an Tauen, Winden und andern Geraͤthſchaften; die denn auch ſogleich und ohne allen Anſtand bewilligt wurden. Da ich indeß, was mich ſelbſt betraf, keine Forderung machen wollte, ſo boten ſie mir ein Douceur von hundert Gulden Preuß., ſammt 10 Pfund Kaffe und 20 Pfund Zucker. Jch nahm, was mir gegeben wurde, und ſchenkte davon 25 Gulden fuͤr die Ar- men, um ihnen auch einmal einen guten Tag zu machen.
Zu Oſtern 1764 war ich endlich auch, nach vieler Muͤhe und Sorge, mit deren einzelner Aufzaͤhlung ich den Leſer nicht be- laͤſtigen will, mit meinem Schiffbau im Rei- nen. Das Gebaͤude und Alles, was dazu gehoͤrte, war nun wohl ganz nach meinem Sinn gerathen: aber Luſt und Freude konnt’ ich dennoch nur wenig daran haben: denn wie ſo ganz anders waren die Zeiten gewor-
1. Bändchen. (13)
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Einige Tage darauf ward ich abermals
vor die Admiralitaͤt gefordert. Jch fand
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ihren Dank fuͤr mein gluͤcklich geloͤstes Ver-
ſprechen bezeugten, dann aber auch ſich fuͤr
meine angewandte Bemuͤhung mit mir abzu-
finden wuͤnſchten. Auf meiner Rechnung, die
ich ihnen deß Endes einreichte, ſtanden bloß
die beiden Bordinge, die ich gebraucht hatte,
jeder mit 20 Thalern angeſetzt, ſammt einer
Kleinigkeit fuͤr Abnutz an Tauen, Winden und
andern Geraͤthſchaften; die denn auch ſogleich
und ohne allen Anſtand bewilligt wurden.
Da ich indeß, was mich ſelbſt betraf, keine
Forderung machen wollte, ſo boten ſie mir
ein Douceur von hundert Gulden Preuß.,
ſammt 10 Pfund Kaffe und 20 Pfund
Zucker. Jch nahm, was mir gegeben wurde,
und ſchenkte davon 25 Gulden fuͤr die Ar-
men, um ihnen auch einmal einen guten
Tag zu machen.
Zu Oſtern 1764 war ich endlich auch,
nach vieler Muͤhe und Sorge, mit deren
einzelner Aufzaͤhlung ich den Leſer nicht be-
laͤſtigen will, mit meinem Schiffbau im Rei-
nen. Das Gebaͤude und Alles, was dazu
gehoͤrte, war nun wohl ganz nach meinem
Sinn gerathen: aber Luſt und Freude konnt’
ich dennoch nur wenig daran haben: denn
wie ſo ganz anders waren die Zeiten gewor-
1. Bändchen. (13)
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Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 1. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung01_1821/209>, abgerufen am 03.05.2024.
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