mußte sogleich auf irgend eine Weise abge- holfen werden. Nach kurzem Besinnen er- griff ich jedoch eine Bressening, *) und nach- dem ich sie in lange schmale Streifen zer- schnitten und mich mit einem guten Vorrath von kleinen Pumpnägeln (woran es mir zum Glück nicht fehlte) versehen hatte, hängte ich mich in einige Taue über Bord hinaus und befestigte jene doppelt gelegten Lappen, längs dem erlittenen Schaden, so dicht, daß Nagel an Nagel traf. Unter der Zeit gieng auch der Lootse mit seinem Boote, wiewohl nicht ohne sichtbare Lebensgefahr, in den Strand: denn gegen den Sturm an, und durch die furchtbar empörte Brandung, wäre es ver- geblich gewesen, den Hafen wieder erreichen zu wollen.
Jetzt erst, da ich wieder zu etwas Ruhe und Besinnung gekommen war, und indem ich mit vollen Segeln ostwärts ansteuerte, traf ein verwirrtes Getöse, das wie Heulen und Schreien klang und unten aus dem Schiffs- raume zu kommen schien, in meine Ohren. Jch ließ die Luken aufreissen, um zu sehen, was es da gäbe? -- und da fand sich denn, daß dies entsetzliche Concert von all den Wei- bern und Kindern herrührte, die da drunten
*) Jst ein getheertes Segeltuch, welches man ge- braucht, um die Luken gegen das Seewasser dicht zu halten.
mußte ſogleich auf irgend eine Weiſe abge- holfen werden. Nach kurzem Beſinnen er- griff ich jedoch eine Breſſening, *) und nach- dem ich ſie in lange ſchmale Streifen zer- ſchnitten und mich mit einem guten Vorrath von kleinen Pumpnaͤgeln (woran es mir zum Gluͤck nicht fehlte) verſehen hatte, haͤngte ich mich in einige Taue uͤber Bord hinaus und befeſtigte jene doppelt gelegten Lappen, laͤngs dem erlittenen Schaden, ſo dicht, daß Nagel an Nagel traf. Unter der Zeit gieng auch der Lootſe mit ſeinem Boote, wiewohl nicht ohne ſichtbare Lebensgefahr, in den Strand: denn gegen den Sturm an, und durch die furchtbar empoͤrte Brandung, waͤre es ver- geblich geweſen, den Hafen wieder erreichen zu wollen.
Jetzt erſt, da ich wieder zu etwas Ruhe und Beſinnung gekommen war, und indem ich mit vollen Segeln oſtwaͤrts anſteuerte, traf ein verwirrtes Getoͤſe, das wie Heulen und Schreien klang und unten aus dem Schiffs- raume zu kommen ſchien, in meine Ohren. Jch ließ die Luken aufreiſſen, um zu ſehen, was es da gaͤbe? — und da fand ſich denn, daß dies entſetzliche Concert von all den Wei- bern und Kindern herruͤhrte, die da drunten
*) Jſt ein getheertes Segeltuch, welches man ge- braucht, um die Luken gegen das Seewaſſer dicht zu halten.
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mußte ſogleich auf irgend eine Weiſe abge-
holfen werden. Nach kurzem Beſinnen er-
griff ich jedoch eine Breſſening, *) und nach-
dem ich ſie in lange ſchmale Streifen zer-
ſchnitten und mich mit einem guten Vorrath
von kleinen Pumpnaͤgeln (woran es mir zum
Gluͤck nicht fehlte) verſehen hatte, haͤngte ich
mich in einige Taue uͤber Bord hinaus und
befeſtigte jene doppelt gelegten Lappen, laͤngs
dem erlittenen Schaden, ſo dicht, daß Nagel
an Nagel traf. Unter der Zeit gieng auch
der Lootſe mit ſeinem Boote, wiewohl nicht
ohne ſichtbare Lebensgefahr, in den Strand:
denn gegen den Sturm an, und durch die
furchtbar empoͤrte Brandung, waͤre es ver-
geblich geweſen, den Hafen wieder erreichen
zu wollen.
Jetzt erſt, da ich wieder zu etwas Ruhe
und Beſinnung gekommen war, und indem
ich mit vollen Segeln oſtwaͤrts anſteuerte,
traf ein verwirrtes Getoͤſe, das wie Heulen
und Schreien klang und unten aus dem Schiffs-
raume zu kommen ſchien, in meine Ohren.
Jch ließ die Luken aufreiſſen, um zu ſehen,
was es da gaͤbe? — und da fand ſich denn,
daß dies entſetzliche Concert von all den Wei-
bern und Kindern herruͤhrte, die da drunten
*) Jſt ein getheertes Segeltuch, welches man ge-
braucht, um die Luken gegen das Seewaſſer
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Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 1. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung01_1821/162>, abgerufen am 19.07.2024.
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