ihn wieder einnehmen möchte. Dazu hatte ich nun freilich keine Ohren; ich spannte vielmehr noch ein Segel mehr auf, und kam ihm so bald aus dem Gesichte, bis ich auf dem Pregel bei Fischhof anlegte. Hier wim- melte es eben von Schiffen, welche Bordings brauchten, um ihnen einen Theil ihrer Fracht nachzuführen, und wo ich auf eine bessere Erndte zu rechnen hatte.
Wirklich auch accordirte ich hier sogleich eine gute Fracht nach Pillau; doch machte ich, zu meiner Sicherheit, dem Schiffer die Be- dingung, daß ich jenem Orte nicht näher, als über den Grund in der Rinne, (dem Fahr- wasser) kommen dürfte, und daß er mich, sobald ich ihm die Güter wieder an Bord ge- geben, durch seine Leute sogleich auf's Haff zurückbugsieren helfen sollte. So dachte ich denn dies Spiel noch öfter zu wiederholen, ohne den Russen in die Scheeren zu gera- then, und sie oben ein in's Fäustchen auszu- lachen. Diesmal zwar gelang es: aber den- noch war der Handel, als ich Fischhof wie- der erreichte, schon verrathen; und ein paar bekannte Lootsen, die von Pillau kamen, warn- ten mich, dort dem Frieden nicht zu trauen, indem mir von meinen Widersachern bereits aufgepaßt werde.
Das Schiff, dessen Güter ich diesmal ein- genommen hatte, war indeß schon vor mir
ihn wieder einnehmen moͤchte. Dazu hatte ich nun freilich keine Ohren; ich ſpannte vielmehr noch ein Segel mehr auf, und kam ihm ſo bald aus dem Geſichte, bis ich auf dem Pregel bei Fiſchhof anlegte. Hier wim- melte es eben von Schiffen, welche Bordings brauchten, um ihnen einen Theil ihrer Fracht nachzufuͤhren, und wo ich auf eine beſſere Erndte zu rechnen hatte.
Wirklich auch accordirte ich hier ſogleich eine gute Fracht nach Pillau; doch machte ich, zu meiner Sicherheit, dem Schiffer die Be- dingung, daß ich jenem Orte nicht naͤher, als uͤber den Grund in der Rinne, (dem Fahr- waſſer) kommen duͤrfte, und daß er mich, ſobald ich ihm die Guͤter wieder an Bord ge- geben, durch ſeine Leute ſogleich auf’s Haff zuruͤckbugſieren helfen ſollte. So dachte ich denn dies Spiel noch oͤfter zu wiederholen, ohne den Ruſſen in die Scheeren zu gera- then, und ſie oben ein in’s Faͤuſtchen auszu- lachen. Diesmal zwar gelang es: aber den- noch war der Handel, als ich Fiſchhof wie- der erreichte, ſchon verrathen; und ein paar bekannte Lootſen, die von Pillau kamen, warn- ten mich, dort dem Frieden nicht zu trauen, indem mir von meinen Widerſachern bereits aufgepaßt werde.
Das Schiff, deſſen Guͤter ich diesmal ein- genommen hatte, war indeß ſchon vor mir
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ihn wieder einnehmen moͤchte. Dazu hatte
ich nun freilich keine Ohren; ich ſpannte
vielmehr noch ein Segel mehr auf, und kam
ihm ſo bald aus dem Geſichte, bis ich auf
dem Pregel bei Fiſchhof anlegte. Hier wim-
melte es eben von Schiffen, welche Bordings
brauchten, um ihnen einen Theil ihrer Fracht
nachzufuͤhren, und wo ich auf eine beſſere
Erndte zu rechnen hatte.
Wirklich auch accordirte ich hier ſogleich
eine gute Fracht nach Pillau; doch machte ich,
zu meiner Sicherheit, dem Schiffer die Be-
dingung, daß ich jenem Orte nicht naͤher, als
uͤber den Grund in der Rinne, (dem Fahr-
waſſer) kommen duͤrfte, und daß er mich,
ſobald ich ihm die Guͤter wieder an Bord ge-
geben, durch ſeine Leute ſogleich auf’s Haff
zuruͤckbugſieren helfen ſollte. So dachte ich
denn dies Spiel noch oͤfter zu wiederholen,
ohne den Ruſſen in die Scheeren zu gera-
then, und ſie oben ein in’s Faͤuſtchen auszu-
lachen. Diesmal zwar gelang es: aber den-
noch war der Handel, als ich Fiſchhof wie-
der erreichte, ſchon verrathen; und ein paar
bekannte Lootſen, die von Pillau kamen, warn-
ten mich, dort dem Frieden nicht zu trauen,
indem mir von meinen Widerſachern bereits
aufgepaßt werde.
Das Schiff, deſſen Guͤter ich diesmal ein-
genommen hatte, war indeß ſchon vor mir
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Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 1. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung01_1821/148>, abgerufen am 16.02.2025.
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