Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 1. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821.Auf der Heimreise hatten wir den Kanal Müde suchte ich meine Lagerstätte, ohne Auf der Heimreiſe hatten wir den Kanal Muͤde ſuchte ich meine Lagerſtaͤtte, ohne <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0137" n="121"/> <p>Auf der Heimreiſe hatten wir den Kanal<lb/> bereits wieder paſſirt und bei Nacht die Leucht-<lb/> feuer bei Dower deutlich erkannt, indem wir<lb/> bei einem, zum Sturm werdenden Weſtſuͤd-<lb/> weſt-Winde herliefen. Weiterhin in die Nord-<lb/> ſee, wo dieſe mehr Breite gewann, fanden<lb/> wir gewaltig hohe Wogen, die unſerm tief<lb/> mit Salz geladenen Schiffe durch oͤfteres Ue-<lb/> berſtuͤrzen ſehr beſchwerlich fielen. Eben war<lb/> meine letzte Nachtwache von zwoͤlf bis 4 Uhr<lb/> zu Ende. Jch gieng demnach zum Kapitain<lb/> in die Kajuͤte, um ihm zu ſagen, daß ſeine<lb/> Wache begoͤnne; daß es gewaltig ſtuͤrme, und<lb/> daß, wofern der Wind nicht bald nachlieſſe,<lb/> es noͤthig werden moͤchte, die Segel einzu-<lb/> nehmen und gegen den Wind zu legen. An-<lb/> ders ſey mir bange, daß uns nicht Boot,<lb/> Waſſerfaͤſſer und ſelbſt Menſchen durch die<lb/> Sturzwellen uͤber Bord geriſſen wuͤrden.</p><lb/> <p>Muͤde ſuchte ich meine Lagerſtaͤtte, ohne<lb/> jedoch einſchlafen zu koͤnnen. Jch hoͤrte den<lb/> Kapitain auf’s Deck hervor kommen und<lb/> wieder in die Kajuͤte zuruͤck kehren, wobei<lb/> er Morgen- und Bußlieder zu ſingen be-<lb/> gann. Das daͤuchtete mir an ihm um ſo<lb/> verwunderlicher, da er waͤhrend der ganzen<lb/> Reiſe, außer der Zeit des gewoͤhnlichen<lb/> Schiffsgebets, nie ein geiſtliches Buch in die<lb/> Haͤnde genommen, noch eine Geſang-Note<lb/> angeſtimmt hatte. „Das mag wohl gar ein<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [121/0137]
Auf der Heimreiſe hatten wir den Kanal
bereits wieder paſſirt und bei Nacht die Leucht-
feuer bei Dower deutlich erkannt, indem wir
bei einem, zum Sturm werdenden Weſtſuͤd-
weſt-Winde herliefen. Weiterhin in die Nord-
ſee, wo dieſe mehr Breite gewann, fanden
wir gewaltig hohe Wogen, die unſerm tief
mit Salz geladenen Schiffe durch oͤfteres Ue-
berſtuͤrzen ſehr beſchwerlich fielen. Eben war
meine letzte Nachtwache von zwoͤlf bis 4 Uhr
zu Ende. Jch gieng demnach zum Kapitain
in die Kajuͤte, um ihm zu ſagen, daß ſeine
Wache begoͤnne; daß es gewaltig ſtuͤrme, und
daß, wofern der Wind nicht bald nachlieſſe,
es noͤthig werden moͤchte, die Segel einzu-
nehmen und gegen den Wind zu legen. An-
ders ſey mir bange, daß uns nicht Boot,
Waſſerfaͤſſer und ſelbſt Menſchen durch die
Sturzwellen uͤber Bord geriſſen wuͤrden.
Muͤde ſuchte ich meine Lagerſtaͤtte, ohne
jedoch einſchlafen zu koͤnnen. Jch hoͤrte den
Kapitain auf’s Deck hervor kommen und
wieder in die Kajuͤte zuruͤck kehren, wobei
er Morgen- und Bußlieder zu ſingen be-
gann. Das daͤuchtete mir an ihm um ſo
verwunderlicher, da er waͤhrend der ganzen
Reiſe, außer der Zeit des gewoͤhnlichen
Schiffsgebets, nie ein geiſtliches Buch in die
Haͤnde genommen, noch eine Geſang-Note
angeſtimmt hatte. „Das mag wohl gar ein
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