Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 1. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821.

Bild:
<< vorherige Seite

Spur von Leben in ihm zu regen. Jch
machte flugs Lärm; unser Volk kam mir zu
Hülfe; wir flößten ihm Wasser und Brandt-
wein ein; rieben ihn, verbanden ihm seine
Wunde und brachten ihn wieder zu sich. Auch
sein gesundes Bewußtseyn schien wiederge-
kehrt; so daß wir ihn mit guter Zuversicht
vom Verdeck, wo wir ihn behandelt hatten,
wieder in seine Koje zur Ruhe legen konnten.
Zu noch besserer Vorsicht blieb ich bei ihm
und streckte mich auf den Kleiderkasten, der
vor seinem Bette angebracht war.

Nichtsdestoweniger überfiel es ihn gleich
darauf von neuem; er taumelte über mich
weg auf den Fußboden der Kajüte; war starr,
besinnungslos und einem Sterbenden ähnlich,
bis wir ihn abermals auf's Deck an die
frische Luft brachten, wo er sich denn allmäh-
lig wieder erholte. Jch fiel darauf, und bin
auch noch jetzt der Meynung, daß der Grund
dieser sonderbaren Wirkung in den frischen
Oelfarben zu suchen sey, womit wir eben
handthiert hatten; zumal in dem sogenannten
Königs-Gelb, das wir zum Anstrich einiger
Leisten dicht an seiner Koje gewählt, und des-
sen schädliche Ausdünstungen er unmittelbar
mit dem Athem in sich gezogen haben konnte.
Wir behielten ihn darum auch auf dem Ver-
deck und dann in einem luftigen Abschlage,
bis wir ihn vollkommen wieder genesen glaubten.

Spur von Leben in ihm zu regen. Jch
machte flugs Laͤrm; unſer Volk kam mir zu
Huͤlfe; wir floͤßten ihm Waſſer und Brandt-
wein ein; rieben ihn, verbanden ihm ſeine
Wunde und brachten ihn wieder zu ſich. Auch
ſein geſundes Bewußtſeyn ſchien wiederge-
kehrt; ſo daß wir ihn mit guter Zuverſicht
vom Verdeck, wo wir ihn behandelt hatten,
wieder in ſeine Koje zur Ruhe legen konnten.
Zu noch beſſerer Vorſicht blieb ich bei ihm
und ſtreckte mich auf den Kleiderkaſten, der
vor ſeinem Bette angebracht war.

Nichtsdeſtoweniger uͤberfiel es ihn gleich
darauf von neuem; er taumelte uͤber mich
weg auf den Fußboden der Kajuͤte; war ſtarr,
beſinnungslos und einem Sterbenden aͤhnlich,
bis wir ihn abermals auf’s Deck an die
friſche Luft brachten, wo er ſich denn allmaͤh-
lig wieder erholte. Jch fiel darauf, und bin
auch noch jetzt der Meynung, daß der Grund
dieſer ſonderbaren Wirkung in den friſchen
Oelfarben zu ſuchen ſey, womit wir eben
handthiert hatten; zumal in dem ſogenannten
Koͤnigs-Gelb, das wir zum Anſtrich einiger
Leiſten dicht an ſeiner Koje gewaͤhlt, und deſ-
ſen ſchaͤdliche Ausduͤnſtungen er unmittelbar
mit dem Athem in ſich gezogen haben konnte.
Wir behielten ihn darum auch auf dem Ver-
deck und dann in einem luftigen Abſchlage,
bis wir ihn vollkom̃en wieder geneſen glaubten.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0133" n="117"/>
Spur von Leben in ihm zu regen. Jch<lb/>
machte flugs La&#x0364;rm; un&#x017F;er Volk kam mir zu<lb/>
Hu&#x0364;lfe; wir flo&#x0364;ßten ihm Wa&#x017F;&#x017F;er und Brandt-<lb/>
wein ein; rieben ihn, verbanden ihm &#x017F;eine<lb/>
Wunde und brachten ihn wieder zu &#x017F;ich. Auch<lb/>
&#x017F;ein ge&#x017F;undes Bewußt&#x017F;eyn &#x017F;chien wiederge-<lb/>
kehrt; &#x017F;o daß wir ihn mit guter Zuver&#x017F;icht<lb/>
vom Verdeck, wo wir ihn behandelt hatten,<lb/>
wieder in &#x017F;eine Koje zur Ruhe legen konnten.<lb/>
Zu noch be&#x017F;&#x017F;erer Vor&#x017F;icht blieb ich bei ihm<lb/>
und &#x017F;treckte mich auf den Kleiderka&#x017F;ten, der<lb/>
vor &#x017F;einem Bette angebracht war.</p><lb/>
        <p>Nichtsde&#x017F;toweniger u&#x0364;berfiel es ihn gleich<lb/>
darauf von neuem; er taumelte u&#x0364;ber mich<lb/>
weg auf den Fußboden der Kaju&#x0364;te; war &#x017F;tarr,<lb/>
be&#x017F;innungslos und einem Sterbenden a&#x0364;hnlich,<lb/>
bis wir ihn abermals auf&#x2019;s Deck an die<lb/>
fri&#x017F;che Luft brachten, wo er &#x017F;ich denn allma&#x0364;h-<lb/>
lig wieder erholte. Jch fiel darauf, und bin<lb/>
auch noch jetzt der Meynung, daß der Grund<lb/>
die&#x017F;er &#x017F;onderbaren Wirkung in den fri&#x017F;chen<lb/>
Oelfarben zu &#x017F;uchen &#x017F;ey, womit wir eben<lb/>
handthiert hatten; zumal in dem &#x017F;ogenannten<lb/>
Ko&#x0364;nigs-Gelb, das wir zum An&#x017F;trich einiger<lb/>
Lei&#x017F;ten dicht an &#x017F;einer Koje gewa&#x0364;hlt, und de&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en &#x017F;cha&#x0364;dliche Ausdu&#x0364;n&#x017F;tungen er unmittelbar<lb/>
mit dem Athem in &#x017F;ich gezogen haben konnte.<lb/>
Wir behielten ihn darum auch auf dem Ver-<lb/>
deck und dann in einem luftigen Ab&#x017F;chlage,<lb/>
bis wir ihn vollkom&#x0303;en wieder gene&#x017F;en glaubten.</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[117/0133] Spur von Leben in ihm zu regen. Jch machte flugs Laͤrm; unſer Volk kam mir zu Huͤlfe; wir floͤßten ihm Waſſer und Brandt- wein ein; rieben ihn, verbanden ihm ſeine Wunde und brachten ihn wieder zu ſich. Auch ſein geſundes Bewußtſeyn ſchien wiederge- kehrt; ſo daß wir ihn mit guter Zuverſicht vom Verdeck, wo wir ihn behandelt hatten, wieder in ſeine Koje zur Ruhe legen konnten. Zu noch beſſerer Vorſicht blieb ich bei ihm und ſtreckte mich auf den Kleiderkaſten, der vor ſeinem Bette angebracht war. Nichtsdeſtoweniger uͤberfiel es ihn gleich darauf von neuem; er taumelte uͤber mich weg auf den Fußboden der Kajuͤte; war ſtarr, beſinnungslos und einem Sterbenden aͤhnlich, bis wir ihn abermals auf’s Deck an die friſche Luft brachten, wo er ſich denn allmaͤh- lig wieder erholte. Jch fiel darauf, und bin auch noch jetzt der Meynung, daß der Grund dieſer ſonderbaren Wirkung in den friſchen Oelfarben zu ſuchen ſey, womit wir eben handthiert hatten; zumal in dem ſogenannten Koͤnigs-Gelb, das wir zum Anſtrich einiger Leiſten dicht an ſeiner Koje gewaͤhlt, und deſ- ſen ſchaͤdliche Ausduͤnſtungen er unmittelbar mit dem Athem in ſich gezogen haben konnte. Wir behielten ihn darum auch auf dem Ver- deck und dann in einem luftigen Abſchlage, bis wir ihn vollkom̃en wieder geneſen glaubten.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung01_1821
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung01_1821/133
Zitationshilfe: Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 1. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung01_1821/133>, abgerufen am 22.11.2024.