zeugte mich dann zuvor, ob unten mein Ge- hülfe mit seinem Jnstrumente fertig stand, und deutete nun bestimmt nach der erblickten Küste hin. Kaum nahmen meine Nachbarn umher diese Bewegung wahr, so schrieen sie auch allesammt, wie aus Einer Kehle: "Land! Land! Land!" -- aber zu spät! Jch hatte ihnen bereits vorgefischt!
Als ich mich wieder unten zeigte, for- derte mich unser Kapitain auf, zu Herrn Polack in die Kajüte zu gehen und ihm zum Anblick von Europa zu gratuliren. Mein Ehr- gefühl aber wollte es nicht zulassen, mir ir- gend den Schein zu geben, als habe ich mich unter die Bewerber zu seiner ausgesetzten Prämie gedrängt. Nicht so aber dieser Eh- renmann, der mich selbst zu sich hinab nöthigte, mir das bestimmte Päckchen Gold in die Hand drückte und mich bat, es zu irgend einem An- denken an ihn und diese Reise zu verwenden. Bald darauf langten wir auch glücklich im Texel an; und hier beim Abschiede wiederholte er seine Freigebigkeit noch durch ein Geschenk, wovon der Ober-Steuermann 20 -- ich 10 und die sämmtliche Schiffs-Equipage 20 Du- katen empfingen. Am 1. December (1759) erreichten wir Amsterdam; und unsre Fahrt hatte diesmal ein rundes Jahr, weniger einige Tage, gewährt. Von unsrer Bemannung,
zeugte mich dann zuvor, ob unten mein Ge- huͤlfe mit ſeinem Jnſtrumente fertig ſtand, und deutete nun beſtimmt nach der erblickten Kuͤſte hin. Kaum nahmen meine Nachbarn umher dieſe Bewegung wahr, ſo ſchrieen ſie auch alleſammt, wie aus Einer Kehle: „Land! Land! Land!‟ — aber zu ſpaͤt! Jch hatte ihnen bereits vorgefiſcht!
Als ich mich wieder unten zeigte, for- derte mich unſer Kapitain auf, zu Herrn Polack in die Kajuͤte zu gehen und ihm zum Anblick von Europa zu gratuliren. Mein Ehr- gefuͤhl aber wollte es nicht zulaſſen, mir ir- gend den Schein zu geben, als habe ich mich unter die Bewerber zu ſeiner ausgeſetzten Praͤmie gedraͤngt. Nicht ſo aber dieſer Eh- renmann, der mich ſelbſt zu ſich hinab noͤthigte, mir das beſtimmte Paͤckchen Gold in die Hand druͤckte und mich bat, es zu irgend einem An- denken an ihn und dieſe Reiſe zu verwenden. Bald darauf langten wir auch gluͤcklich im Texel an; und hier beim Abſchiede wiederholte er ſeine Freigebigkeit noch durch ein Geſchenk, wovon der Ober-Steuermann 20 — ich 10 und die ſaͤmmtliche Schiffs-Equipage 20 Du- katen empfingen. Am 1. December (1759) erreichten wir Amſterdam; und unſre Fahrt hatte diesmal ein rundes Jahr, weniger einige Tage, gewaͤhrt. Von unſrer Bemannung,
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0127"n="111"/>
zeugte mich dann zuvor, ob unten mein Ge-<lb/>
huͤlfe mit ſeinem Jnſtrumente fertig ſtand,<lb/>
und deutete nun beſtimmt nach der erblickten<lb/>
Kuͤſte hin. Kaum nahmen meine Nachbarn<lb/>
umher dieſe Bewegung wahr, ſo ſchrieen ſie<lb/>
auch alleſammt, wie aus Einer Kehle: „Land!<lb/>
Land! Land!‟— aber zu ſpaͤt! Jch hatte<lb/>
ihnen bereits vorgefiſcht!</p><lb/><p>Als ich mich wieder unten zeigte, for-<lb/>
derte mich unſer Kapitain auf, zu Herrn<lb/>
Polack in die Kajuͤte zu gehen und ihm zum<lb/>
Anblick von Europa zu gratuliren. Mein Ehr-<lb/>
gefuͤhl aber wollte es nicht zulaſſen, mir ir-<lb/>
gend den Schein zu geben, als habe ich mich<lb/>
unter die Bewerber zu ſeiner ausgeſetzten<lb/>
Praͤmie gedraͤngt. Nicht ſo aber dieſer Eh-<lb/>
renmann, der mich ſelbſt zu ſich hinab noͤthigte,<lb/>
mir das beſtimmte Paͤckchen Gold in die Hand<lb/>
druͤckte und mich bat, es zu irgend einem An-<lb/>
denken an ihn und dieſe Reiſe zu verwenden.<lb/>
Bald darauf langten wir auch gluͤcklich im<lb/>
Texel an; und hier beim Abſchiede wiederholte<lb/>
er ſeine Freigebigkeit noch durch ein Geſchenk,<lb/>
wovon der Ober-Steuermann 20 — ich 10<lb/>
und die ſaͤmmtliche Schiffs-Equipage 20 Du-<lb/>
katen empfingen. Am 1. December (1759)<lb/>
erreichten wir Amſterdam; und unſre Fahrt<lb/>
hatte diesmal ein rundes Jahr, weniger einige<lb/>
Tage, gewaͤhrt. Von unſrer Bemannung,<lb/></p></div></body></text></TEI>
[111/0127]
zeugte mich dann zuvor, ob unten mein Ge-
huͤlfe mit ſeinem Jnſtrumente fertig ſtand,
und deutete nun beſtimmt nach der erblickten
Kuͤſte hin. Kaum nahmen meine Nachbarn
umher dieſe Bewegung wahr, ſo ſchrieen ſie
auch alleſammt, wie aus Einer Kehle: „Land!
Land! Land!‟ — aber zu ſpaͤt! Jch hatte
ihnen bereits vorgefiſcht!
Als ich mich wieder unten zeigte, for-
derte mich unſer Kapitain auf, zu Herrn
Polack in die Kajuͤte zu gehen und ihm zum
Anblick von Europa zu gratuliren. Mein Ehr-
gefuͤhl aber wollte es nicht zulaſſen, mir ir-
gend den Schein zu geben, als habe ich mich
unter die Bewerber zu ſeiner ausgeſetzten
Praͤmie gedraͤngt. Nicht ſo aber dieſer Eh-
renmann, der mich ſelbſt zu ſich hinab noͤthigte,
mir das beſtimmte Paͤckchen Gold in die Hand
druͤckte und mich bat, es zu irgend einem An-
denken an ihn und dieſe Reiſe zu verwenden.
Bald darauf langten wir auch gluͤcklich im
Texel an; und hier beim Abſchiede wiederholte
er ſeine Freigebigkeit noch durch ein Geſchenk,
wovon der Ober-Steuermann 20 — ich 10
und die ſaͤmmtliche Schiffs-Equipage 20 Du-
katen empfingen. Am 1. December (1759)
erreichten wir Amſterdam; und unſre Fahrt
hatte diesmal ein rundes Jahr, weniger einige
Tage, gewaͤhrt. Von unſrer Bemannung,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 1. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung01_1821/127>, abgerufen am 26.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.