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Nestroy, Johann: Der böse Geist Lumpacivagabundus, oder: Das liederliche Kleeblatt. Wien, 1835.

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fangen? Und gar ein Schusterlehrbub -- kann es
denn etwas Zarteres geben als einen Schusterbuben?
Knieriem.
Ich hab' damals einen unsinnigen Haarbeutel
g'habt, also kann ich nix davor. Ich sag' Euch, ich
hab schon so viel Malheur g'habt, und allzeit durch
meine Räusch. Wann ich mir meinen Verdruß nit
versaufet, ich müßt mich g'rad aus Verzweiflung
dem Trunk ergeben.

(Zwei Hausknechte kommen mit Stroh, und bereiten
die Schlafstellen.)
Leim.
Sie, machens mir mein Bett etwas in Ent-
fernung von den Andern, denn ich schlag furchtbar
herum bei der Nacht.
Zwirn.
Warum denn?
Leim.
Das ist alles mein Herzenskummer. Ihr wer-
det mir's nicht glauben -- ich seh' einem lustigen
Kerl gleich, aber das is Alles nur auswendig, inn-
wendig schaut's famos aus bei mir. Wie ich trink,
glaub' ich, ein jeder Tropfen ist Gift -- wie ich
iß, so ißt der Tod mit mir -- wenn ich spring
und tanz, so ist mir inwendig, als wenn ich mit
meiner Leich' ging -- wie ich ein Kameraden seh',
der nix hat, so gib ich ihm gleich Alles, obwohl ich
fangen? Und gar ein Schuſterlehrbub — kann es
denn etwas Zarteres geben als einen Schuſterbuben?
Knieriem.
Ich hab’ damals einen unſinnigen Haarbeutel
g’habt, alſo kann ich nix davor. Ich ſag’ Euch, ich
hab ſchon ſo viel Malheur g’habt, und allzeit durch
meine Räuſch. Wann ich mir meinen Verdruß nit
verſaufet, ich müßt mich g’rad aus Verzweiflung
dem Trunk ergeben.

(Zwei Hausknechte kommen mit Stroh, und bereiten
die Schlafſtellen.)
Leim.
Sie, machens mir mein Bett etwas in Ent-
fernung von den Andern, denn ich ſchlag furchtbar
herum bei der Nacht.
Zwirn.
Warum denn?
Leim.
Das iſt alles mein Herzenskummer. Ihr wer-
det mir’s nicht glauben — ich ſeh’ einem luſtigen
Kerl gleich, aber das is Alles nur auswendig, inn-
wendig ſchaut’s famos aus bei mir. Wie ich trink,
glaub’ ich, ein jeder Tropfen iſt Gift — wie ich
iß, ſo ißt der Tod mit mir — wenn ich ſpring
und tanz, ſo iſt mir inwendig, als wenn ich mit
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[30/0036] fangen? Und gar ein Schuſterlehrbub — kann es denn etwas Zarteres geben als einen Schuſterbuben? Knieriem. Ich hab’ damals einen unſinnigen Haarbeutel g’habt, alſo kann ich nix davor. Ich ſag’ Euch, ich hab ſchon ſo viel Malheur g’habt, und allzeit durch meine Räuſch. Wann ich mir meinen Verdruß nit verſaufet, ich müßt mich g’rad aus Verzweiflung dem Trunk ergeben. (Zwei Hausknechte kommen mit Stroh, und bereiten die Schlafſtellen.) Leim. Sie, machens mir mein Bett etwas in Ent- fernung von den Andern, denn ich ſchlag furchtbar herum bei der Nacht. Zwirn. Warum denn? Leim. Das iſt alles mein Herzenskummer. Ihr wer- det mir’s nicht glauben — ich ſeh’ einem luſtigen Kerl gleich, aber das is Alles nur auswendig, inn- wendig ſchaut’s famos aus bei mir. Wie ich trink, glaub’ ich, ein jeder Tropfen iſt Gift — wie ich iß, ſo ißt der Tod mit mir — wenn ich ſpring und tanz, ſo iſt mir inwendig, als wenn ich mit meiner Leich’ ging — wie ich ein Kameraden ſeh’, der nix hat, ſo gib ich ihm gleich Alles, obwohl ich

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Zitationshilfe: Nestroy, Johann: Der böse Geist Lumpacivagabundus, oder: Das liederliche Kleeblatt. Wien, 1835, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nestroy_lumpacivagabundus_1835/36>, abgerufen am 24.11.2024.