Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.Siebenjährige Welt-Beschauung. Nacht von Marsilien abgelauffen wäre/ mit gegeben und mirnachzubringen dabey befohlen worden. Muste also in Zweiffel und Hoffnung wieder zu rücke nach Cassi reiten. Als ich aber auf den Abend wieder dahin kam/ ward mir meine Schachtel von ietzt gedachtem Schiffe unversehrt gegen Darlegung ei- nes Trinckgeldes an Port gebracht/ worüber ich froh war und gedachte selbige Nacht in Cassi zu bleiben/ weil ich auch andere Passagiers von unserm Schiffe allda antraff. Als wir aber am lustigsten waren und uns mit einem gu- Als wir nun nach dem Schiffe zueileten/ zündeten wir Unsere Kühn-Fackel ging uns aus/ da musten wir den weil
Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung. Nacht von Marſilien abgelauffen waͤre/ mit gegeben und mirnachzubringen dabey befohlen worden. Muſte alſo in Zweiffel und Hoffnung wieder zu ruͤcke nach Casſi reiten. Als ich aber auf den Abend wieder dahin kam/ ward mir meine Schachtel von ietzt gedachtem Schiffe unverſehrt gegen Darlegung ei- nes Trinckgeldes an Port gebracht/ woruͤber ich froh war und gedachte ſelbige Nacht in Casſi zu bleiben/ weil ich auch andere Paſſagiers von unſerm Schiffe allda antraff. Als wir aber am luſtigſten waren und uns mit einem gu- Als wir nun nach dem Schiffe zueileten/ zuͤndeten wir Unſere Kuͤhn-Fackel ging uns aus/ da muſten wir den weil
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Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.
Nacht von Marſilien abgelauffen waͤre/ mit gegeben und mir
nachzubringen dabey befohlen worden. Muſte alſo in Zweiffel
und Hoffnung wieder zu ruͤcke nach Casſi reiten. Als ich aber
auf den Abend wieder dahin kam/ ward mir meine Schachtel
von ietzt gedachtem Schiffe unverſehrt gegen Darlegung ei-
nes Trinckgeldes an Port gebracht/ woruͤber ich froh war und
gedachte ſelbige Nacht in Casſi zu bleiben/ weil ich auch andere
Paſſagiers von unſerm Schiffe allda antraff.
Als wir aber am luſtigſten waren und uns mit einem gu-
ten Weinlein guͤtlichen thaͤten/ bekamen wir Poſt von unſerm
Capitain/ daß wir uns alsbald aufs Schiff begeben ſolten/
ſintemal er gewiß hoffete dieſe Nacht gluͤcklich durchzugehen/
wie denn auch alſo geſchahe/ weil uns der Wind fuͤgete.
Als wir nun nach dem Schiffe zueileten/ zuͤndeten wir
ein groß ſtuͤcke Kuͤhn an/ weils gantz ſchwartz finſter war und
wir keine Fackel hatten/ auch weder Weg noch Steg wuſten
und nur nach Geduncken gehen muſten. Allein Kurtzweile hal-
ben muß ichs doch erzehlen/ wie poſſirlich es uns ging.
Unſere Kuͤhn-Fackel ging uns aus/ da muſten wir den
Weg uͤber Berg und ſteinigte Wege oft kriechen/ fuͤhlen und
ſuchen/ wie wir konten Und nachdem wir endlich das Meer er-
reichten mit Muͤhe und Marters-Noth/ kamen wir in einen
gar engen Winckel/ da ein klein Schifflein ſtund angehencket an
dem Ufer. Da kam uns ein alter Man/ ein Franzoß und De-
mant-Schneider/ wie er ſich ausgab/ welcher gantz voll und
Fadennacket war/ entgegen und wolte uns an unſere Barcka
fuͤhren/ worzu wir noch ziemlich weit ins Meer hatten. Und
wenn ich nicht zum hoͤchſten widerſprochen uñ geſagt/ wie leicht
wir Ungluͤck haben und gar um Leib und Leben kom̃en koͤnten/
weil
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Zitationshilfe: | Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666. , S. 374[373]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/379>, abgerufen am 16.02.2025. |