Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.Siebenjährige Welt-Beschauung. weil auch wir etwas truncken waren und uns in der finsternNacht mit einem solchen fremden tollkühnen vollen Manne aufs Meer wagen und selber in Gefahr geben wolten/ so hät- tens die meisten gewaget/ es hätte mögen gerathen/ oder ver- derben. Wurden demnach schlüssig und rufften unsern eignen Schiffleuten zu/ welche auch endlich nach langem Ruffen mit einem Kaicklein an Strand kamen und uns nach unserm Schiffe abholeten. Das II. Capitul. Von unserer Reise von Cassi biß vollends übers DA wir nun alle wieder beysammen im Schiffe waren/ Den 19. Nov. noch vor Sonnen Aufgang sind wir von zu-
Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung. weil auch wir etwas truncken waren und uns in der finſternNacht mit einem ſolchen fremden tollkuͤhnen vollen Manne aufs Meer wagen und ſelber in Gefahr geben wolten/ ſo haͤt- tens die meiſten gewaget/ es haͤtte moͤgen gerathen/ oder ver- derben. Wurden demnach ſchluͤſſig und rufften unſern eignen Schiffleuten zu/ welche auch endlich nach langem Ruffen mit einem Kaicklein an Strand kamen und uns nach unſerm Schiffe abholeten. Das II. Capitul. Von unſerer Reiſe von Caſſi biß vollends uͤbers DA wir nun alle wieder beyſammen im Schiffe waren/ Den 19. Nov. noch vor Sonnen Aufgang ſind wir von zu-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0380" n="374"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.</hi></fw><lb/> weil auch wir etwas truncken waren und uns in der finſtern<lb/> Nacht mit einem ſolchen fremden tollkuͤhnen vollen Manne<lb/> aufs Meer wagen und ſelber in Gefahr geben wolten/ ſo haͤt-<lb/> tens die meiſten gewaget/ es haͤtte moͤgen gerathen/ oder ver-<lb/> derben. Wurden demnach ſchluͤſſig und rufften unſern eignen<lb/> Schiffleuten zu/ welche auch endlich nach langem Ruffen mit<lb/> einem Kaicklein an Strand kamen und uns nach unſerm<lb/> Schiffe abholeten.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head><hi rendition="#fr">Das</hi><hi rendition="#aq">II</hi>. <hi rendition="#fr">Capitul.</hi></head><lb/> <argument> <p> <hi rendition="#c">Von unſerer Reiſe von Caſſi biß vollends uͤbers<lb/> Meer nach Jtalien.</hi> </p> </argument><lb/> <p><hi rendition="#in">D</hi>A wir nun alle wieder beyſammen im Schiffe waren/<lb/> ſind wir noch dieſe Nacht fort geſegelt. Der Wind aber<lb/> war uns zu wider und trieb uns zu einem <hi rendition="#aq">Caſtell præpau-<lb/> ſon</hi> genannt und den Franzoſen gehoͤrig funffzehen Franzoͤſi-<lb/> ſche Meilen von Marſilien gelegen/ daß wir da im Port ein-<lb/> lauffen muſten.</p><lb/> <p>Den 19. Nov. noch vor Sonnen Aufgang ſind wir von<lb/> dieſem Caſtell wieder abgeſegelt/ weil wir guten Wind <hi rendition="#aq">in puppi</hi><lb/> und Hindertheil deß Schiffs hatten. Es ſind uns aber dieſelbe<lb/> Nacht wegen ſtarcken Windes unterſchiedene Barcken an un-<lb/> ſer Schiff gelauffen/ ſonderlich ging uns eins mit vollem Se-<lb/> gel dermaſſen hart an/ daß unſer Schiff-Zeichen/ welches war<lb/> das Bildniß <hi rendition="#aq">S. Laurentii,</hi> mit greulichen Krachen herunter fiel<lb/> und daſſelbe Schiff ein groß Loch in unſere Barcka ſtieß/ von<lb/> welchem ſchrecklichen Praſſeln ich aus dem Schlaff erwachte/<lb/> nicht anders gedachte/ als daß wir entweder an einen Felſen<lb/> zu Scheitern gelauffen/ oder/ da ich vom Loch ſtoſſen hoͤr-<lb/> te/ es waͤre nun das Schiff ſchon all voll Waſſer und muͤſten<lb/> <fw place="bottom" type="catch">zu-</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [374/0380]
Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.
weil auch wir etwas truncken waren und uns in der finſtern
Nacht mit einem ſolchen fremden tollkuͤhnen vollen Manne
aufs Meer wagen und ſelber in Gefahr geben wolten/ ſo haͤt-
tens die meiſten gewaget/ es haͤtte moͤgen gerathen/ oder ver-
derben. Wurden demnach ſchluͤſſig und rufften unſern eignen
Schiffleuten zu/ welche auch endlich nach langem Ruffen mit
einem Kaicklein an Strand kamen und uns nach unſerm
Schiffe abholeten.
Das II. Capitul.
Von unſerer Reiſe von Caſſi biß vollends uͤbers
Meer nach Jtalien.
DA wir nun alle wieder beyſammen im Schiffe waren/
ſind wir noch dieſe Nacht fort geſegelt. Der Wind aber
war uns zu wider und trieb uns zu einem Caſtell præpau-
ſon genannt und den Franzoſen gehoͤrig funffzehen Franzoͤſi-
ſche Meilen von Marſilien gelegen/ daß wir da im Port ein-
lauffen muſten.
Den 19. Nov. noch vor Sonnen Aufgang ſind wir von
dieſem Caſtell wieder abgeſegelt/ weil wir guten Wind in puppi
und Hindertheil deß Schiffs hatten. Es ſind uns aber dieſelbe
Nacht wegen ſtarcken Windes unterſchiedene Barcken an un-
ſer Schiff gelauffen/ ſonderlich ging uns eins mit vollem Se-
gel dermaſſen hart an/ daß unſer Schiff-Zeichen/ welches war
das Bildniß S. Laurentii, mit greulichen Krachen herunter fiel
und daſſelbe Schiff ein groß Loch in unſere Barcka ſtieß/ von
welchem ſchrecklichen Praſſeln ich aus dem Schlaff erwachte/
nicht anders gedachte/ als daß wir entweder an einen Felſen
zu Scheitern gelauffen/ oder/ da ich vom Loch ſtoſſen hoͤr-
te/ es waͤre nun das Schiff ſchon all voll Waſſer und muͤſten
zu-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/380 |
Zitationshilfe: | Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666. , S. 374. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/380>, abgerufen am 16.02.2025. |