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Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.

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Siebenjährige Welt-Beschauung.
grossen Stücke aufgebrochen und abgesegelt. Denn weil wir
Hoffnung hatten diese Stadt durchzugehen/ haben wir uns
alsbald darzu gerüstet und sind gegen Abend ausser den Ket-
ten hinaus gerücket und haben uns am Port geleget/ wiewol
wir nicht weit kommen konten und also in unserer Hoffnung
betrogen worden.

Den 17. Nov. sind wir nach Mittage mit starckem Regen
und Sturm in einen gar engen Port zwischen Felsen gelegen
mit grosser Furcht und Gefahr eingelauffen/ denn es das An-
sehen hatte/ als wenn wir gerade auf den Felsen lauffen und
den Augenblick zu Trimmern und boden gehen solten und hat-
ten wir also nicht mehr/ als drey Französische Meilen von
Marsilien zurücke gebracht.

Den 18. Nov. ward ich gewahr/ wie mirs zu Marsilien bey
unserm Aufbruche ergangen war. Jch hatte aus Orient eine
Schachtel mitbracht/ darinnen ich allerhand Briefe hatte und
unter andern auch die Capelle deß Grabes Christi zu Jerusa-
lem und deß Stalls zu Bethlehem gar sauber und künstlich
in Oel-Holtz geschnitzet/ sammt andern Raritäten mehr. Die
hatte ich allda zu Marsilien vergessen und stehen lassen/ worü-
ber ich nicht wenig betrübt und bekümmert war/ vermeinende
es wol all dahin und verlohren seyn und bleiben würde. Weil
ich aber gleichwol wuste/ daß ich bey guten Leuten gewesen
war und demnach alle Mügligkeit versuchen wolte zuerfahren
wie es damit stünde/ begab ich mich aufs Land/ bevorab weil
da flugs ein groß Dorff am Meere lag etwann eine gute halbe
Stunde vom Port Cassi genant. Da müthete ich zweene Pfer-
de und einen Knecht um 25. Solt/ macht einen halben Thaler/
ohne Futter und Essen und ritte damit wieder zu rücke nach
Marsilien, fand aber meine Schachtel nicht/ sondern bekam die
Nachricht sie wäre auf ein ander Schiff/ das nach uns selbige

Nacht

Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.
groſſen Stuͤcke aufgebrochen und abgeſegelt. Denn weil wir
Hoffnung hatten dieſe Stadt durchzugehen/ haben wir uns
alsbald darzu geruͤſtet und ſind gegen Abend auſſer den Ket-
ten hinaus geruͤcket und haben uns am Port geleget/ wiewol
wir nicht weit kommen konten und alſo in unſerer Hoffnung
betrogen worden.

Den 17. Nov. ſind wir nach Mittage mit ſtarckem Regen
und Sturm in einen gar engen Port zwiſchen Felſen gelegen
mit groſſer Furcht und Gefahr eingelauffen/ denn es das An-
ſehen hatte/ als wenn wir gerade auf den Felſen lauffen und
den Augenblick zu Trim̃ern und boden gehen ſolten und hat-
ten wir alſo nicht mehr/ als drey Franzoͤſiſche Meilen von
Marſilien zuruͤcke gebracht.

Den 18. Nov. ward ich gewahr/ wie mirs zu Marſilien bey
unſerm Aufbruche ergangen war. Jch hatte aus Orient eine
Schachtel mitbracht/ darinnen ich allerhand Briefe hatte und
unter andern auch die Capelle deß Grabes Chriſti zu Jeruſa-
lem und deß Stalls zu Bethlehem gar ſauber und kuͤnſtlich
in Oel-Holtz geſchnitzet/ ſammt andern Raritaͤten mehr. Die
hatte ich allda zu Marſilien vergeſſen und ſtehen laſſen/ woruͤ-
ber ich nicht wenig betruͤbt und bekuͤmmert war/ vermeinende
es wol all dahin und verlohren ſeyn und bleiben wuͤrde. Weil
ich aber gleichwol wuſte/ daß ich bey guten Leuten geweſen
war und demnach alle Muͤgligkeit verſuchen wolte zuerfahren
wie es damit ſtuͤnde/ begab ich mich aufs Land/ bevorab weil
da flugs ein groß Dorff am Meere lag etwann eine gute halbe
Stunde vom Port Casſi genant. Da muͤthete ich zweene Pfer-
de und einen Knecht um 25. Solt/ macht einen halben Thaler/
ohne Futter und Eſſen und ritte damit wieder zu ruͤcke nach
Marſilien, fand aber meine Schachtel nicht/ ſondern bekam die
Nachricht ſie waͤre auf ein ander Schiff/ das nach uns ſelbige

Nacht
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[372/0378] Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung. groſſen Stuͤcke aufgebrochen und abgeſegelt. Denn weil wir Hoffnung hatten dieſe Stadt durchzugehen/ haben wir uns alsbald darzu geruͤſtet und ſind gegen Abend auſſer den Ket- ten hinaus geruͤcket und haben uns am Port geleget/ wiewol wir nicht weit kommen konten und alſo in unſerer Hoffnung betrogen worden. Den 17. Nov. ſind wir nach Mittage mit ſtarckem Regen und Sturm in einen gar engen Port zwiſchen Felſen gelegen mit groſſer Furcht und Gefahr eingelauffen/ denn es das An- ſehen hatte/ als wenn wir gerade auf den Felſen lauffen und den Augenblick zu Trim̃ern und boden gehen ſolten und hat- ten wir alſo nicht mehr/ als drey Franzoͤſiſche Meilen von Marſilien zuruͤcke gebracht. Den 18. Nov. ward ich gewahr/ wie mirs zu Marſilien bey unſerm Aufbruche ergangen war. Jch hatte aus Orient eine Schachtel mitbracht/ darinnen ich allerhand Briefe hatte und unter andern auch die Capelle deß Grabes Chriſti zu Jeruſa- lem und deß Stalls zu Bethlehem gar ſauber und kuͤnſtlich in Oel-Holtz geſchnitzet/ ſammt andern Raritaͤten mehr. Die hatte ich allda zu Marſilien vergeſſen und ſtehen laſſen/ woruͤ- ber ich nicht wenig betruͤbt und bekuͤmmert war/ vermeinende es wol all dahin und verlohren ſeyn und bleiben wuͤrde. Weil ich aber gleichwol wuſte/ daß ich bey guten Leuten geweſen war und demnach alle Muͤgligkeit verſuchen wolte zuerfahren wie es damit ſtuͤnde/ begab ich mich aufs Land/ bevorab weil da flugs ein groß Dorff am Meere lag etwann eine gute halbe Stunde vom Port Casſi genant. Da muͤthete ich zweene Pfer- de und einen Knecht um 25. Solt/ macht einen halben Thaler/ ohne Futter und Eſſen und ritte damit wieder zu ruͤcke nach Marſilien, fand aber meine Schachtel nicht/ ſondern bekam die Nachricht ſie waͤre auf ein ander Schiff/ das nach uns ſelbige Nacht

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Zitationshilfe: Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666. , S. 372. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/378>, abgerufen am 25.11.2024.