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Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.

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Siebenjährige Welt-Beschauung.
sie ihnen/ den Türcken aber nemen sie nicht allein Schiffe und
Güther/ sondern auch Leben und Freyheit.

Diesen 28. Sept. war gleich Sonntag sind wir flugs gar
früh die Jnsul Pandeleria vorbey passiret/ 60. Jtal. Meilen von
dem Königreiche Tunis in Barbarien. Auf dem Meer werden
drey Jtalienische Meilen für eine Teutsche gerechnet und wä-
ren also nicht weiter/ als 20. Teutsche Meilen von der Barbarey
gewesen und/ wie die Schiffleute berichten/ kan man in ieglicher
Stunde mit gutem Winde vier Teutsche Meilen segeln.

Als wir nun wider zu rück gingen nach dieser Jnsul Pan-
deleria
und zwar wider den Wind/ haben wir dieselbe um hal-
ben Mittag wieder ins Gesichte bekommen und sind nach halb
Abend gar nahe dabey gewesen also/ daß Cursaren Latino hin-
ter uns im Hindertheil deß Schiffes blieb.

Den 29. Sept. war biß um halb Abend gar schwacher
Wind/ hernach aber biß zur Sonnen-Untergang Bonaza, das ist/
Stille deß Meers. Den 30. Sept. aber deß nachts hatten wir
grossen Sturm/ daß wir auch die Segel herab nehmen musten
und doch denselben gantzen Tag drauf Bonaza und Stille deß
Meeres und dabey Regen/ Donnern und Plitzen/ sonderlich
gegen Untergang der Sonnen und um den Abend hin.

Und weil wir um solche Noth und Mangel am Wasser
hatten/ ja auch endlich am Weine gar und man deßwegen so ge-
nau damit thun muste/ daß keiner zwischen der Mahlzeit einen
Tropffen Wein mehr bekommen konte/ weil wir nicht wusten/
ob wir bald Land erreichen könten/ oder nicht/ haben wir we-
gen unaussprechlicher Hitze und heissen Wetters dermassen
Durst leiden/ ächzen und Lechzen müssen/ daß ichs nicht be-
schreiben kan und hätte man sich lieber den Todt wünschen als
länger solches ausstehen und leiden sollen Dahero denn ich aus
höchster Noth und weil ichs zumahl übel gewohnet war/ heim-

licher

Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.
ſie ihnen/ den Tuͤrcken aber nemen ſie nicht allein Schiffe und
Guͤther/ ſondern auch Leben und Freyheit.

Dieſen 28. Sept. war gleich Sonntag ſind wir flugs gar
fruͤh die Jnſul Pandeleria vorbey pasſiret/ 60. Jtal. Meilen von
dem Koͤnigreiche Tunis in Barbarien. Auf dem Meer werden
drey Jtalieniſche Meilen fuͤr eine Teutſche gerechnet und waͤ-
ren alſo nicht weiter/ als 20. Teutſche Meilen von der Baꝛbarey
geweſen und/ wie die Schiffleute berichten/ kan man in ieglicheꝛ
Stunde mit gutem Winde vier Teutſche Meilen ſegeln.

Als wir nun wider zu ruͤck gingen nach dieſer Jnſul Pan-
deleria
und zwar wider den Wind/ haben wir dieſelbe um hal-
ben Mittag wieder ins Geſichte bekommen und ſind nach halb
Abend gar nahe dabey geweſen alſo/ daß Curſaren Latino hin-
ter uns im Hindertheil deß Schiffes blieb.

Den 29. Sept. war biß um halb Abend gar ſchwacher
Wind/ hernach aber biß zuꝛ Soñen-Untergang Bonaza, das iſt/
Stille deß Meers. Den 30. Sept. aber deß nachts hatten wir
groſſen Sturm/ daß wir auch die Segel herab nehmen muſten
und doch denſelben gantzen Tag drauf Bonaza und Stille deß
Meeres und dabey Regen/ Donnern und Plitzen/ ſonderlich
gegen Untergang der Sonnen und um den Abend hin.

Und weil wir um ſolche Noth und Mangel am Waſſer
hatten/ ja auch endlich am Weine gar uñ man deßwegen ſo ge-
nau damit thun muſte/ daß keiner zwiſchen der Mahlzeit einen
Tropffen Wein mehr bekommen konte/ weil wir nicht wuſten/
ob wir bald Land erreichen koͤnten/ oder nicht/ haben wir we-
gen unausſprechlicher Hitze und heiſſen Wetters dermaſſen
Durſt leiden/ aͤchzen und Lechzen muͤſſen/ daß ichs nicht be-
ſchreiben kan und haͤtte man ſich lieber den Todt wuͤnſchen als
laͤnger ſolches ausſtehen und leiden ſollen Dahero denn ich aus
hoͤchſter Noth und weil ichs zumahl uͤbel gewohnet war/ heim-

licher
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[358/0364] Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung. ſie ihnen/ den Tuͤrcken aber nemen ſie nicht allein Schiffe und Guͤther/ ſondern auch Leben und Freyheit. Dieſen 28. Sept. war gleich Sonntag ſind wir flugs gar fruͤh die Jnſul Pandeleria vorbey pasſiret/ 60. Jtal. Meilen von dem Koͤnigreiche Tunis in Barbarien. Auf dem Meer werden drey Jtalieniſche Meilen fuͤr eine Teutſche gerechnet und waͤ- ren alſo nicht weiter/ als 20. Teutſche Meilen von der Baꝛbarey geweſen und/ wie die Schiffleute berichten/ kan man in ieglicheꝛ Stunde mit gutem Winde vier Teutſche Meilen ſegeln. Als wir nun wider zu ruͤck gingen nach dieſer Jnſul Pan- deleria und zwar wider den Wind/ haben wir dieſelbe um hal- ben Mittag wieder ins Geſichte bekommen und ſind nach halb Abend gar nahe dabey geweſen alſo/ daß Curſaren Latino hin- ter uns im Hindertheil deß Schiffes blieb. Den 29. Sept. war biß um halb Abend gar ſchwacher Wind/ hernach aber biß zuꝛ Soñen-Untergang Bonaza, das iſt/ Stille deß Meers. Den 30. Sept. aber deß nachts hatten wir groſſen Sturm/ daß wir auch die Segel herab nehmen muſten und doch denſelben gantzen Tag drauf Bonaza und Stille deß Meeres und dabey Regen/ Donnern und Plitzen/ ſonderlich gegen Untergang der Sonnen und um den Abend hin. Und weil wir um ſolche Noth und Mangel am Waſſer hatten/ ja auch endlich am Weine gar uñ man deßwegen ſo ge- nau damit thun muſte/ daß keiner zwiſchen der Mahlzeit einen Tropffen Wein mehr bekommen konte/ weil wir nicht wuſten/ ob wir bald Land erreichen koͤnten/ oder nicht/ haben wir we- gen unausſprechlicher Hitze und heiſſen Wetters dermaſſen Durſt leiden/ aͤchzen und Lechzen muͤſſen/ daß ichs nicht be- ſchreiben kan und haͤtte man ſich lieber den Todt wuͤnſchen als laͤnger ſolches ausſtehen und leiden ſollen Dahero denn ich aus hoͤchſter Noth und weil ichs zumahl uͤbel gewohnet war/ heim- licher

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Zitationshilfe: Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666. , S. 358. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/364>, abgerufen am 25.11.2024.