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Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.

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Siebenjährige Welt-Beschauung.
Stephans Thor hinaus gangen/ haben im Thaal Josaphat
enhinder/ da wir unterwegens den Feigenbaum/ welchen Chri-
stus/ weil er keine Früchte dran fand/ verfluchte/ gesehen und
wol besehen. Drauf sind wir zum Hause Simeonis deß Aussä-
tzigen kommen und ist davon mehr nicht zu sehen/ als alte wü-
ste Mauern/ wie denn auch nicht weit davon ein uhraltes ver-
wüstetes steinernes Hauß gezeiget und dabey vorgegeben
wird/ daß Lazarns drinnen gewohnet haben soll. Und dann
sind wir vollends nach Bethanien kommen. Jst ietzo nur ein
klein Dörffgen ohngefähr eine halbe Meilwegs vou Jerusa-
lem etwas im Grunde gelegen. Allda zeiget man auch das
Grab Lazari/ in welches wir hinab gestiegen und ist unten eine
kleine Höhle/ da Christus Lazarum von den Toden erwecket/
als er bereits vier Tage im Grabe gelegen war und schon
stanck/ wie deß Toden Schwester/ Martha zu Christo sagte
und klagte im 11. Joh. unterm 39. Versicul.

Ausser Bethanien ist zur rechten Hand etwas auf der
Höhe Maria Magdalenen und nicht weit davon Martha/ ih-
rer Schwester Hauß gestanden/ von denen man aber nichts
mehr/ als alt zerstörtes und wüstes Gemäuer siehet/ wie denn
auch die gantze Gegend/ biß hieher/ voll lauter Wüste zerstörte
und zerbrochene Mauern ist/ daß man sehen kan/ daß vor Zei-
ten Bethanien so weit gangen ist. Jetzund aber ist der Ort vol-
ler Eydexen/ Schlangen und ander Unziefer/ massen wir denn/
indem wir also herum gangen/ eine Schlangen Haut in den
Steinen gefunden/ die gut eines Mannes lang war.

Hier hat man die lustige Gegend um Jericho herum und
dann den sehr hohen Berg in der Wüsten/ auf welchen der Sa-
tan den HERRN CHristum zur Zeit seiner vierzigtä-
gigen Fasten und Versuchung geführet und ihm alle Reiche
der Welt und ihre Herrligkeit gezeiget/ der albern
Meinung/ der HERR JESUS würde sich drinnen

ver-
R r 2

Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.
Stephans Thor hinaus gangen/ haben im Thaal Joſaphat
enhinder/ da wir unterwegens den Feigenbaum/ welchen Chri-
ſtus/ weil er keine Fruͤchte dran fand/ verfluchte/ geſehen und
wol beſehen. Drauf ſind wir zum Hauſe Simeonis deß Auſſaͤ-
tzigen kommen und iſt davon mehr nicht zu ſehen/ als alte wuͤ-
ſte Mauern/ wie denn auch nicht weit davon ein uhraltes ver-
wuͤſtetes ſteinernes Hauß gezeiget und dabey vorgegeben
wird/ daß Lazarns drinnen gewohnet haben ſoll. Und dann
ſind wir vollends nach Bethanien kommen. Jſt ietzo nur ein
klein Doͤrffgen ohngefaͤhr eine halbe Meilwegs vou Jeruſa-
lem etwas im Grunde gelegen. Allda zeiget man auch das
Grab Lazari/ in welches wir hinab geſtiegen und iſt unten eine
kleine Hoͤhle/ da Chriſtus Lazarum von den Toden erwecket/
als er bereits vier Tage im Grabe gelegen war und ſchon
ſtanck/ wie deß Toden Schweſter/ Martha zu Chriſto ſagte
und klagte im 11. Joh. unterm 39. Verſicul.

Auſſer Bethanien iſt zur rechten Hand etwas auf der
Hoͤhe Maria Magdalenen und nicht weit davon Martha/ ih-
rer Schweſter Hauß geſtanden/ von denen man aber nichts
mehr/ als alt zerſtoͤrtes und wuͤſtes Gemaͤuer ſiehet/ wie denn
auch die gantze Gegend/ biß hieher/ voll lauter Wuͤſte zerſtoͤrte
und zerbrochene Mauern iſt/ daß man ſehen kan/ daß vor Zei-
ten Bethanien ſo weit gangen iſt. Jetzund aber iſt der Ort vol-
ler Eydexen/ Schlangen und ander Unziefer/ maſſen wir denn/
indem wir alſo herum gangen/ eine Schlangen Haut in den
Steinen gefunden/ die gut eines Mannes lang war.

Hier hat man die luſtige Gegend um Jericho herum und
dann den ſehr hohen Berg in der Wuͤſten/ auf welchen der Sa-
tan den HERRN CHriſtum zur Zeit ſeiner vierzigtaͤ-
gigen Faſten und Verſuchung gefuͤhret und ihm alle Reiche
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[313/0319] Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung. Stephans Thor hinaus gangen/ haben im Thaal Joſaphat enhinder/ da wir unterwegens den Feigenbaum/ welchen Chri- ſtus/ weil er keine Fruͤchte dran fand/ verfluchte/ geſehen und wol beſehen. Drauf ſind wir zum Hauſe Simeonis deß Auſſaͤ- tzigen kommen und iſt davon mehr nicht zu ſehen/ als alte wuͤ- ſte Mauern/ wie denn auch nicht weit davon ein uhraltes ver- wuͤſtetes ſteinernes Hauß gezeiget und dabey vorgegeben wird/ daß Lazarns drinnen gewohnet haben ſoll. Und dann ſind wir vollends nach Bethanien kommen. Jſt ietzo nur ein klein Doͤrffgen ohngefaͤhr eine halbe Meilwegs vou Jeruſa- lem etwas im Grunde gelegen. Allda zeiget man auch das Grab Lazari/ in welches wir hinab geſtiegen und iſt unten eine kleine Hoͤhle/ da Chriſtus Lazarum von den Toden erwecket/ als er bereits vier Tage im Grabe gelegen war und ſchon ſtanck/ wie deß Toden Schweſter/ Martha zu Chriſto ſagte und klagte im 11. Joh. unterm 39. Verſicul. Auſſer Bethanien iſt zur rechten Hand etwas auf der Hoͤhe Maria Magdalenen und nicht weit davon Martha/ ih- rer Schweſter Hauß geſtanden/ von denen man aber nichts mehr/ als alt zerſtoͤrtes und wuͤſtes Gemaͤuer ſiehet/ wie denn auch die gantze Gegend/ biß hieher/ voll lauter Wuͤſte zerſtoͤrte und zerbrochene Mauern iſt/ daß man ſehen kan/ daß vor Zei- ten Bethanien ſo weit gangen iſt. Jetzund aber iſt der Ort vol- ler Eydexen/ Schlangen und ander Unziefer/ maſſen wir denn/ indem wir alſo herum gangen/ eine Schlangen Haut in den Steinen gefunden/ die gut eines Mannes lang war. Hier hat man die luſtige Gegend um Jericho herum und dann den ſehr hohen Berg in der Wuͤſten/ auf welchen der Sa- tan den HERRN CHriſtum zur Zeit ſeiner vierzigtaͤ- gigen Faſten und Verſuchung gefuͤhret und ihm alle Reiche der Welt und ihre Herrligkeit gezeiget/ der albern Meinung/ der HERR JESUS wuͤrde ſich drinnen ver- R r 2

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Zitationshilfe: Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666. , S. 313. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/319>, abgerufen am 23.05.2024.