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Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.

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Siebenjährige Welt-Beschauung.
verblieben und seinen lieben himmlischen Vater verläugnen/
davon zu lesen im 4. Matth. zwischen andern hohen Bergen
gar eigentlich herfür sehen können.

Allhier stehet auch in ebenem Felde/ ein wenig von dieser
wüsten Stätte/ ein Stein/ wie mir gezeiget und gesagt worden
auf welchem Christus soll gesessen seyn/ als er mit Maria und
ihrer Schwester Martha sein heiliges Gespräch gehalten.

Und weil wir von hierab nach dem Oehlberge zu gegan-
gen und hinauf gestiegen seynd/ muß ich allhier vollends bey-
bringen/ was ich allda gesehen und es am vorigen Berichte und
Beschreibung fehlen lassen/ iedoch den geneigten Leser drauff
vertröstet/ damit ich seiner Begierde ein Genügen thue.

Als wir nun von obgedachtem Steine nach dem Oelberg
dahin gangen/ ist nicht weit davon ein Brunn/ bey welchem ein
Mohr an meinen Münch kommen/ ihn mit grosser Ungestüm
angefallen und die Flasche mit Wein/ so wir/ gleich wie voriges
Tages geschehen war/ aus dem Kloster mitgenommen hatten/
nehmen wollen: Weil er ihn aber auf Arabisch hart angeredet
und ihm gedrohet/ er es klagen wolle bey der Obrigkeit/ hat er
gebrummet und gemurret/ von uns abgelassen und uns wider
seinen Willen unsern Weg gehen lassen. Drauf sind wir gen
Bethphage/ so ietziger Zeit mehr nichts ist/ als altes der Erden
gleich zerstörtes und wüstes Gemäure/ kommen. Und weils
sehr warm war/ wir auch allbereit ziemlich herum gegangen
und müde waren/ haben wir uns allhier ein wenig niedergese-
tzet und etwas von unserm bey uns habenden Brodt und Wein
zu uns genommen/ da mir denn der Münch den Orth gezeiget/
wo der HErr Christus das Füllen und die Eselin ablösen und
holen lassen.

Nachdem wir nun ein wenig geruhet hatten/ machten
wir uns wieder auf und stiegen vollends auf den Oehlberg hin-

auf/

Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.
verblieben und ſeinen lieben himmliſchen Vater verlaͤugnen/
davon zu leſen im 4. Matth. zwiſchen andern hohen Bergen
gar eigentlich herfuͤr ſehen koͤnnen.

Allhier ſtehet auch in ebenem Felde/ ein wenig von dieſer
wuͤſten Staͤtte/ ein Stein/ wie mir gezeiget und geſagt worden
auf welchem Chriſtus ſoll geſeſſen ſeyn/ als er mit Maria und
ihrer Schweſter Martha ſein heiliges Geſpraͤch gehalten.

Und weil wir von hierab nach dem Oehlberge zu gegan-
gen und hinauf geſtiegen ſeynd/ muß ich allhier vollends bey-
bringen/ was ich allda geſehen und es am vorigen Berichte und
Beſchreibung fehlen laſſen/ iedoch den geneigten Leſer drauff
vertroͤſtet/ damit ich ſeiner Begierde ein Genuͤgen thue.

Als wir nun von obgedachtem Steine nach dem Oelberg
dahin gangen/ iſt nicht weit davon ein Brunn/ bey welchem ein
Mohr an meinen Muͤnch kommen/ ihn mit groſſer Ungeſtuͤm
angefallen und die Flaſche mit Wein/ ſo wir/ gleich wie voriges
Tages geſchehen war/ aus dem Kloſter mitgenommen hatten/
nehmen wollen: Weil er ihn aber auf Arabiſch hart angeredet
und ihm gedrohet/ er es klagen wolle bey der Obrigkeit/ hat er
gebrummet und gemurret/ von uns abgelaſſen und uns wider
ſeinen Willen unſern Weg gehen laſſen. Drauf ſind wir gen
Bethphage/ ſo ietziger Zeit mehr nichts iſt/ als altes der Erden
gleich zerſtoͤrtes und wuͤſtes Gemaͤure/ kommen. Und weils
ſehr warm war/ wir auch allbereit ziemlich herum gegangen
und muͤde waren/ haben wir uns allhier ein wenig niedergeſe-
tzet und etwas von unſerm bey uns habenden Brodt und Wein
zu uns genommen/ da mir denn der Muͤnch den Orth gezeiget/
wo der HErr Chriſtus das Fuͤllen und die Eſelin abloͤſen und
holen laſſen.

Nachdem wir nun ein wenig geruhet hatten/ machten
wir uns wieder auf und ſtiegen vollends auf den Oehlberg hin-

auf/
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[314/0320] Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung. verblieben und ſeinen lieben himmliſchen Vater verlaͤugnen/ davon zu leſen im 4. Matth. zwiſchen andern hohen Bergen gar eigentlich herfuͤr ſehen koͤnnen. Allhier ſtehet auch in ebenem Felde/ ein wenig von dieſer wuͤſten Staͤtte/ ein Stein/ wie mir gezeiget und geſagt worden auf welchem Chriſtus ſoll geſeſſen ſeyn/ als er mit Maria und ihrer Schweſter Martha ſein heiliges Geſpraͤch gehalten. Und weil wir von hierab nach dem Oehlberge zu gegan- gen und hinauf geſtiegen ſeynd/ muß ich allhier vollends bey- bringen/ was ich allda geſehen und es am vorigen Berichte und Beſchreibung fehlen laſſen/ iedoch den geneigten Leſer drauff vertroͤſtet/ damit ich ſeiner Begierde ein Genuͤgen thue. Als wir nun von obgedachtem Steine nach dem Oelberg dahin gangen/ iſt nicht weit davon ein Brunn/ bey welchem ein Mohr an meinen Muͤnch kommen/ ihn mit groſſer Ungeſtuͤm angefallen und die Flaſche mit Wein/ ſo wir/ gleich wie voriges Tages geſchehen war/ aus dem Kloſter mitgenommen hatten/ nehmen wollen: Weil er ihn aber auf Arabiſch hart angeredet und ihm gedrohet/ er es klagen wolle bey der Obrigkeit/ hat er gebrummet und gemurret/ von uns abgelaſſen und uns wider ſeinen Willen unſern Weg gehen laſſen. Drauf ſind wir gen Bethphage/ ſo ietziger Zeit mehr nichts iſt/ als altes der Erden gleich zerſtoͤrtes und wuͤſtes Gemaͤure/ kommen. Und weils ſehr warm war/ wir auch allbereit ziemlich herum gegangen und muͤde waren/ haben wir uns allhier ein wenig niedergeſe- tzet und etwas von unſerm bey uns habenden Brodt und Wein zu uns genommen/ da mir denn der Muͤnch den Orth gezeiget/ wo der HErr Chriſtus das Fuͤllen und die Eſelin abloͤſen und holen laſſen. Nachdem wir nun ein wenig geruhet hatten/ machten wir uns wieder auf und ſtiegen vollends auf den Oehlberg hin- auf/

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Zitationshilfe: Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666. , S. 314. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/320>, abgerufen am 18.05.2024.