Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.

Bild:
<< vorherige Seite

Siebenjährige Welt-Beschauung.
Hahn gesessen und gekrehet/ als Petrus den HErrn Christum
verläugnet. Auch ist allda ein Platz mit Steinen umlegt/ wo
sich Petrus am Kohlfeuer gewärmet und seine Verläugnung
gethan/ durch eine elende Magd darzu erschrecket und veran-
lasset. Etwas davon wird auch gezeiget der Orth/ wo Petrus
seinen Fall bitterlich beweinet/ als er vom Kohlfeuer hinaus
gangen war.

Jn der Kirchen dieses ietztgedachten Klosters/ nicht weit
vom Altar/ ist ein enge dunckel gemauertes Oerthlein/ darin-
nen der HErr Christus gefangen gesessen/ auch wird allda ge-
zeiget der Stein/ welcher vor dem Grabe Christi gelegen. Und
mdem man nun wieder hinab in die Stadt gehet/ ist zur rech-
ten Hand das Hauß deß Hohenpriesters Hannae, welches ietzo
auch die Armenier/ als Orientalische Christen/ inne haben.
Da stehet ein uhr alter Oelbaum/ an welchem der HErr Jesus
zur Zeit seines Leidens soll gebunden gewesen seyn.

Hierauf bin ich in die Kirche geführet worden. Da slehet
ein Stein/ welcher in der Mitte ein Loch hat und gibt man vor/
daß der heilige Apostel Jacobus drauf soll geköpfft worden seyn/
und hengen um und um viel brennende Lampen. Besser hinab
nach dem Päpstischen Kloster zu/ wo ich ausgangen war/ ist
das Hauß der drey heiligen Marien/ von dem wir endlich zum
Schlosse in der Stadt kommen. Dasselbe Schloß ist von ho-
hen/ starcken/ dicken und festen Mauern und hat einen Gra-
ben/ über welchen eine Brücke gehet.

Und nach dem wir nun so weit kommen waren und uns
allenthalben nach Nothdurfft umgesehen/ auch uns der Abend
auf den Hals kommen wolte/ daß wir weiter nicht gehen kon-
ten/ sind wir wieder ins Kloster gangen und die Nacht über
allda blieben und haben ausgeruhet.

Deß folgenden Tages haben wir uns früh wieder auf-
gemacht/ sind durch die gestrigen Gassen der Stadt und zum

Ste-

Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.
Hahn geſeſſen und gekrehet/ als Petrus den HErrn Chriſtum
verlaͤugnet. Auch iſt allda ein Platz mit Steinen umlegt/ wo
ſich Petrus am Kohlfeuer gewaͤrmet und ſeine Verlaͤugnung
gethan/ durch eine elende Magd darzu erſchrecket und veran-
laſſet. Etwas davon wird auch gezeiget der Orth/ wo Petrus
ſeinen Fall bitterlich beweinet/ als er vom Kohlfeuer hinaus
gangen war.

Jn der Kirchen dieſes ietztgedachten Kloſters/ nicht weit
vom Altar/ iſt ein enge dunckel gemauertes Oerthlein/ darin-
nen der HErr Chriſtus gefangen geſeſſen/ auch wird allda ge-
zeiget der Stein/ welcher vor dem Grabe Chriſti gelegen. Und
mdem man nun wieder hinab in die Stadt gehet/ iſt zur rech-
ten Hand das Hauß deß Hohenprieſters Hannæ, welches ietzo
auch die Armenier/ als Orientaliſche Chriſten/ inne haben.
Da ſtehet ein uhr alter Oelbaum/ an welchem der HErr Jeſus
zur Zeit ſeines Leidens ſoll gebunden geweſen ſeyn.

Hierauf bin ich in die Kirche gefuͤhret worden. Da ſlehet
ein Stein/ welcher in der Mitte ein Loch hat und gibt man vor/
daß der heilige Apoſtel Jacobus drauf ſoll gekoͤpfft woꝛdẽ ſeyn/
und hengen um und um viel brennende Lampen. Beſſer hinab
nach dem Paͤpſtiſchen Kloſter zu/ wo ich ausgangen war/ iſt
das Hauß der drey heiligen Marien/ von dem wir endlich zum
Schloſſe in der Stadt kommen. Daſſelbe Schloß iſt von ho-
hen/ ſtarcken/ dicken und feſten Mauern und hat einen Gra-
ben/ uͤber welchen eine Bruͤcke gehet.

Und nach dem wir nun ſo weit kommen waren und uns
allenthalben nach Nothdurfft umgeſehen/ auch uns der Abend
auf den Hals kommen wolte/ daß wir weiter nicht gehen kon-
ten/ ſind wir wieder ins Kloſter gangen und die Nacht uͤber
allda blieben und haben ausgeruhet.

Deß folgenden Tages haben wir uns fruͤh wieder auf-
gemacht/ ſind durch die geſtrigen Gaſſen der Stadt und zum

Ste-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0318" n="312"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Siebenja&#x0364;hrige Welt-Be&#x017F;chauung.</hi></fw><lb/>
Hahn ge&#x017F;e&#x017F;&#x017F;en und gekrehet/ als Petrus den HErrn Chri&#x017F;tum<lb/>
verla&#x0364;ugnet. Auch i&#x017F;t allda ein Platz mit Steinen umlegt/ wo<lb/>
&#x017F;ich Petrus am Kohlfeuer gewa&#x0364;rmet und &#x017F;eine Verla&#x0364;ugnung<lb/>
gethan/ durch eine elende Magd darzu er&#x017F;chrecket und veran-<lb/>
la&#x017F;&#x017F;et. Etwas davon wird auch gezeiget der Orth/ wo Petrus<lb/>
&#x017F;einen Fall bitterlich beweinet/ als er vom Kohlfeuer hinaus<lb/>
gangen war.</p><lb/>
            <p>Jn der Kirchen die&#x017F;es ietztgedachten Klo&#x017F;ters/ nicht weit<lb/>
vom Altar/ i&#x017F;t ein enge dunckel gemauertes Oerthlein/ darin-<lb/>
nen der HErr Chri&#x017F;tus gefangen ge&#x017F;e&#x017F;&#x017F;en/ auch wird allda ge-<lb/>
zeiget der Stein/ welcher vor dem Grabe Chri&#x017F;ti gelegen. Und<lb/>
mdem man nun wieder hinab in die Stadt gehet/ i&#x017F;t zur rech-<lb/>
ten Hand das Hauß deß Hohenprie&#x017F;ters <hi rendition="#aq">Hannæ,</hi> welches ietzo<lb/>
auch die Armenier/ als Orientali&#x017F;che Chri&#x017F;ten/ inne haben.<lb/>
Da &#x017F;tehet ein uhr alter Oelbaum/ an welchem der HErr Je&#x017F;us<lb/>
zur Zeit &#x017F;eines Leidens &#x017F;oll gebunden gewe&#x017F;en &#x017F;eyn.</p><lb/>
            <p>Hierauf bin ich in die Kirche gefu&#x0364;hret worden. Da &#x017F;lehet<lb/>
ein Stein/ welcher in der Mitte ein Loch hat und gibt man vor/<lb/>
daß der heilige Apo&#x017F;tel Jacobus drauf &#x017F;oll geko&#x0364;pfft wo&#xA75B;de&#x0303; &#x017F;eyn/<lb/>
und hengen um und um viel brennende Lampen. Be&#x017F;&#x017F;er hinab<lb/>
nach dem Pa&#x0364;p&#x017F;ti&#x017F;chen Klo&#x017F;ter zu/ wo ich ausgangen war/ i&#x017F;t<lb/>
das Hauß der drey heiligen Marien/ von dem wir endlich zum<lb/>
Schlo&#x017F;&#x017F;e in der Stadt kommen. Da&#x017F;&#x017F;elbe Schloß i&#x017F;t von ho-<lb/>
hen/ &#x017F;tarcken/ dicken und fe&#x017F;ten Mauern und hat einen Gra-<lb/>
ben/ u&#x0364;ber welchen eine Bru&#x0364;cke gehet.</p><lb/>
            <p>Und nach dem wir nun &#x017F;o weit kommen waren und uns<lb/>
allenthalben nach Nothdurfft umge&#x017F;ehen/ auch uns der Abend<lb/>
auf den Hals kommen wolte/ daß wir weiter nicht gehen kon-<lb/>
ten/ &#x017F;ind wir wieder ins Klo&#x017F;ter gangen und die Nacht u&#x0364;ber<lb/>
allda blieben und haben ausgeruhet.</p><lb/>
            <p>Deß folgenden Tages haben wir uns fru&#x0364;h wieder auf-<lb/>
gemacht/ &#x017F;ind durch die ge&#x017F;trigen Ga&#x017F;&#x017F;en der Stadt und zum<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Ste-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[312/0318] Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung. Hahn geſeſſen und gekrehet/ als Petrus den HErrn Chriſtum verlaͤugnet. Auch iſt allda ein Platz mit Steinen umlegt/ wo ſich Petrus am Kohlfeuer gewaͤrmet und ſeine Verlaͤugnung gethan/ durch eine elende Magd darzu erſchrecket und veran- laſſet. Etwas davon wird auch gezeiget der Orth/ wo Petrus ſeinen Fall bitterlich beweinet/ als er vom Kohlfeuer hinaus gangen war. Jn der Kirchen dieſes ietztgedachten Kloſters/ nicht weit vom Altar/ iſt ein enge dunckel gemauertes Oerthlein/ darin- nen der HErr Chriſtus gefangen geſeſſen/ auch wird allda ge- zeiget der Stein/ welcher vor dem Grabe Chriſti gelegen. Und mdem man nun wieder hinab in die Stadt gehet/ iſt zur rech- ten Hand das Hauß deß Hohenprieſters Hannæ, welches ietzo auch die Armenier/ als Orientaliſche Chriſten/ inne haben. Da ſtehet ein uhr alter Oelbaum/ an welchem der HErr Jeſus zur Zeit ſeines Leidens ſoll gebunden geweſen ſeyn. Hierauf bin ich in die Kirche gefuͤhret worden. Da ſlehet ein Stein/ welcher in der Mitte ein Loch hat und gibt man vor/ daß der heilige Apoſtel Jacobus drauf ſoll gekoͤpfft woꝛdẽ ſeyn/ und hengen um und um viel brennende Lampen. Beſſer hinab nach dem Paͤpſtiſchen Kloſter zu/ wo ich ausgangen war/ iſt das Hauß der drey heiligen Marien/ von dem wir endlich zum Schloſſe in der Stadt kommen. Daſſelbe Schloß iſt von ho- hen/ ſtarcken/ dicken und feſten Mauern und hat einen Gra- ben/ uͤber welchen eine Bruͤcke gehet. Und nach dem wir nun ſo weit kommen waren und uns allenthalben nach Nothdurfft umgeſehen/ auch uns der Abend auf den Hals kommen wolte/ daß wir weiter nicht gehen kon- ten/ ſind wir wieder ins Kloſter gangen und die Nacht uͤber allda blieben und haben ausgeruhet. Deß folgenden Tages haben wir uns fruͤh wieder auf- gemacht/ ſind durch die geſtrigen Gaſſen der Stadt und zum Ste-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/318
Zitationshilfe: Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666. , S. 312. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/318>, abgerufen am 18.05.2024.