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Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.

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Siebenjährige Welt-Beschauung.
het/ weiset man zur lincken Hand das Grab S. Annae der Mut-
ter der Jungfrau Maria und darneben das Grab S. Joachim/
deß Vaters der J. Maria; zur rechten Hand das Begräbnuß
S. Josephs/ deß Bräutigams der Jungfrau Maria und dar-
neben Simeons/ so Christum zu Jerusalem im Tempel bey sei-
ner lieben Mutter Kirchgange auf seine Arm genommen und
gesagt: HErr nun lässestu deinen Diener im Friede fahren/
wie du gesaget hast/ denn meine Augen haben deinen Heiland
gesehen/ welchen du bereitet hast für allen Völckern/ ein Liecht
zuerleuchten die Heiden und zum Preiß deines Volcks Jsrael.

Als wir nun wieder herauf gestiegen/ habe ich unten am
Oelberge/ nechst an der Begräbnüß eine Grufft gesehen/ das
soll die Stätte seyn/ da Christus zur Zeit seines angehen-
den Leidens etzliche mahl von seinen Jüngern allein gebetet
und endlich auch drüber blutigen Schweiß geschwitzet. Die
Grufft ist/ wie ich sie selber gemessen/ sechs und zwantzig gemei-
ne Schritte und also/ wie die Schrifft bezeuget/ freylich einen
Steinwurff lang/ oder weit von dem Ort/ wo Christus seine
drey mit gar an den Oelberg genommene Jünger gelassen
und dieselben hernach schlaffend gefunden. Man muß acht/ oder
neun Stuffen in diese Grufft hinunter steigen und sind im Hin-
untersteigen zur rechten Hand vier andere schmale Höhlen mit
Seulen in Felß gehauen unterscheiden und an den Seiten of-
fen/ daß man aus einer in die andere gehen kan/ und von oben
gehet ein Loch hinunter/ dadurch der Tag hinein fället.

Wenn man wider herauf steiget/ ist besser hinauf den Oel-
berg nan mir ein sonderlicher Stein gewiesen worden/ auf wel-
chem man soll und wil den Gürtel der Jungfrau Marien gefun-
den haben/ den sie soll haben fallen lassen/ als sie gen Himmel
aufgenommen worden/ gleich wie dort der Prophet Elias sei-
nen Mantel/ da er mit feurigen Rossen und Wagen gen Him-

mel
Q q 3

Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.
het/ weiſet man zur lincken Hand das Grab S. Annæ der Mut-
ter der Jungfrau Maria und darnebẽ das Grab S. Joachim/
deß Vaters der J. Maria; zur rechten Hand das Begraͤbnuß
S. Joſephs/ deß Braͤutigams der Jungfrau Maria und dar-
neben Simeons/ ſo Chriſtum zu Jeruſalem im Tempel bey ſei-
ner lieben Mutter Kirchgange auf ſeine Arm genommen und
geſagt: HErr nun laͤſſeſtu deinen Diener im Friede fahren/
wie du geſaget haſt/ denn meine Augen haben deinen Heiland
geſehen/ welchen du bereitet haſt fuͤr allen Voͤlckern/ ein Liecht
zuerleuchten die Heiden und zum Preiß deines Volcks Jſrael.

Als wir nun wieder herauf geſtiegen/ habe ich unten am
Oelberge/ nechſt an der Begraͤbnuͤß eine Grufft geſehen/ das
ſoll die Staͤtte ſeyn/ da Chriſtus zur Zeit ſeines angehen-
den Leidens etzliche mahl von ſeinen Juͤngern allein gebetet
und endlich auch druͤber blutigen Schweiß geſchwitzet. Die
Grufft iſt/ wie ich ſie ſelber gemeſſen/ ſechs und zwantzig gemei-
ne Schritte und alſo/ wie die Schrifft bezeuget/ freylich einen
Steinwurff lang/ oder weit von dem Ort/ wo Chriſtus ſeine
drey mit gar an den Oelberg genommene Juͤnger gelaſſen
und dieſelben hernach ſchlaffend gefunden. Man muß acht/ odeꝛ
neun Stuffen in dieſe Grufft hinunter ſteigen und ſind im Hin-
unterſteigen zur rechten Hand vier andere ſchmale Hoͤhlen mit
Seulen in Felß gehauen unterſcheiden und an den Seiten of-
fen/ daß man aus einer in die andere gehen kan/ und von oben
gehet ein Loch hinunter/ dadurch der Tag hinein faͤllet.

Wenn man wider herauf ſteiget/ iſt beſſer hinauf den Oel-
berg nan mir ein ſonderlicher Stein gewieſen worden/ auf wel-
chem man ſoll uñ wil den Guͤrtel der Jungfrau Marien gefun-
den haben/ den ſie ſoll haben fallen laſſen/ als ſie gen Himmel
aufgenommen worden/ gleich wie dort der Prophet Elias ſei-
nen Mantel/ da er mit feurigen Roſſen und Wagen gen Him-

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[307/0313] Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung. het/ weiſet man zur lincken Hand das Grab S. Annæ der Mut- ter der Jungfrau Maria und darnebẽ das Grab S. Joachim/ deß Vaters der J. Maria; zur rechten Hand das Begraͤbnuß S. Joſephs/ deß Braͤutigams der Jungfrau Maria und dar- neben Simeons/ ſo Chriſtum zu Jeruſalem im Tempel bey ſei- ner lieben Mutter Kirchgange auf ſeine Arm genommen und geſagt: HErr nun laͤſſeſtu deinen Diener im Friede fahren/ wie du geſaget haſt/ denn meine Augen haben deinen Heiland geſehen/ welchen du bereitet haſt fuͤr allen Voͤlckern/ ein Liecht zuerleuchten die Heiden und zum Preiß deines Volcks Jſrael. Als wir nun wieder herauf geſtiegen/ habe ich unten am Oelberge/ nechſt an der Begraͤbnuͤß eine Grufft geſehen/ das ſoll die Staͤtte ſeyn/ da Chriſtus zur Zeit ſeines angehen- den Leidens etzliche mahl von ſeinen Juͤngern allein gebetet und endlich auch druͤber blutigen Schweiß geſchwitzet. Die Grufft iſt/ wie ich ſie ſelber gemeſſen/ ſechs und zwantzig gemei- ne Schritte und alſo/ wie die Schrifft bezeuget/ freylich einen Steinwurff lang/ oder weit von dem Ort/ wo Chriſtus ſeine drey mit gar an den Oelberg genommene Juͤnger gelaſſen und dieſelben hernach ſchlaffend gefunden. Man muß acht/ odeꝛ neun Stuffen in dieſe Grufft hinunter ſteigen und ſind im Hin- unterſteigen zur rechten Hand vier andere ſchmale Hoͤhlen mit Seulen in Felß gehauen unterſcheiden und an den Seiten of- fen/ daß man aus einer in die andere gehen kan/ und von oben gehet ein Loch hinunter/ dadurch der Tag hinein faͤllet. Wenn man wider herauf ſteiget/ iſt beſſer hinauf den Oel- berg nan mir ein ſonderlicher Stein gewieſen worden/ auf wel- chem man ſoll uñ wil den Guͤrtel der Jungfrau Marien gefun- den haben/ den ſie ſoll haben fallen laſſen/ als ſie gen Himmel aufgenommen worden/ gleich wie dort der Prophet Elias ſei- nen Mantel/ da er mit feurigen Roſſen und Wagen gen Him- mel Q q 3

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Zitationshilfe: Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666. , S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/313>, abgerufen am 22.11.2024.