Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.

Bild:
<< vorherige Seite

Siebenjährige Welt-Beschauung.
mel fuhr. Und solchen Gürtel soll der heilige Apostel Thomas
auf gehoben haben. Und weil man in dem gedachten Stein ei-
nen Krummen Strich siehet/ der zwar nunmehr ziemlich ver-
wischet/ so gibt man für/ der Gürtel soll denselben im Fallen al-
so geschlagen haben.

Ein wenig abwarts nach dem Garten/ oder Hofe Geth-
semane zur lincken Hand weisete mir der Münch einen Stein
an einer Ecke/ oder Mäuerlein/ auf welchem die Jungfrau
Maria gesessen/ da der H. Stephanus wäre geste iniget worden.
Und eben von diesem Mäuerlein gehen drey Stuffen hinauf
in den Garten Gethsemane/ da flugs oben drauf die drey A-
postel deß HErrn/ Petrus und die beide Söhne Zebedaei/ nem-
lich Jacobus und Johannes/ die der HErr JEsus gar sonder-
lich zu spectatoren und damit sie seinen blutigen Seelen-Kampf
mit ansehen sollen/ mit genommen/ gelegen und geschlafen/ wie
die Evangelisten bezeugen. Flugs anter diesen Stuffen stehet
ein ander runder Stein und soll der Ort seyn/ da Petrus dem
Malchus/ deß Hohenpriesters Knechte/ das Ohr abgehauen
und flugs um selbige Gegend herum wurde mir auch die Stel-
le gezeiget/ welche auch ihr Merckmahl hat/ wo Judas dem
HErrn JEsu den verrätherischen Kuß gegeben und der HErr
JEsus von den Kriegs-Knechten gefänglich angenommen wor-
den.

Unten am Oelberge stehen viel Oelbäume/ unter welchen
ich neun gar sonderlich grosse gezehlet habe. Nach diesem bin ich
auch vollends gar auf den Oelberg gestiegen und habe mich wol
drauff umgesehen/ auch also befunden/ wie ich ihn vorhin von
ferne gesehen/ als ich gen Jerusalem vors Thor kommen und
ihn beschrieben habe/ weßhalben ichs auch hier nicht wiederho-
len/ sondern den geneigten Leser vorthin gewiesen haben wil-

Ausser

Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.
mel fuhr. Und ſolchen Guͤrtel ſoll der heilige Apoſtel Thomas
auf gehoben haben. Und weil man in dem gedachten Stein ei-
nen Krummen Strich ſiehet/ der zwar nunmehr ziemlich ver-
wiſchet/ ſo gibt man fuͤr/ der Guͤrtel ſoll denſelben im Fallen al-
ſo geſchlagen haben.

Ein wenig abwarts nach dem Garten/ oder Hofe Geth-
ſemane zur lincken Hand weiſete mir der Muͤnch einen Stein
an einer Ecke/ oder Maͤuerlein/ auf welchem die Jungfrau
Maria geſeſſen/ da der H. Stephanus waͤre geſte iniget wordẽ.
Und eben von dieſem Maͤuerlein gehen drey Stuffen hinauf
in den Garten Gethſemane/ da flugs oben drauf die drey A-
poſtel deß HErrn/ Petrus und die beide Soͤhne Zebedæi/ nem-
lich Jacobus und Johannes/ die der HErr JEſus gar ſonder-
lich zu ſpectatoren und damit ſie ſeinen blutigen Seelen-Kampf
mit anſehen ſollen/ mit genommen/ gelegen und geſchlafen/ wie
die Evangeliſten bezeugen. Flugs anter dieſen Stuffen ſtehet
ein ander runder Stein und ſoll der Ort ſeyn/ da Petrus dem
Malchus/ deß Hohenprieſters Knechte/ das Ohr abgehauen
und flugs um ſelbige Gegend herum wurde mir auch die Stel-
le gezeiget/ welche auch ihr Merckmahl hat/ wo Judas dem
HErrn JEſu den verraͤtheriſchen Kuß gegeben und der HErr
JEſus von den Kriegs-Knechten gefaͤnglich angenom̃en wor-
den.

Unten am Oelberge ſtehen viel Oelbaͤume/ unter welchen
ich neun gar ſonderlich groſſe gezehlet habe. Nach dieſem bin ich
auch vollends gar auf den Oelbeꝛg geſtiegen und habe mich wol
drauff umgeſehen/ auch alſo befunden/ wie ich ihn vorhin von
ferne geſehen/ als ich gen Jeruſalem vors Thor kommen und
ihn beſchrieben habe/ weßhalben ichs auch hier nicht wiederho-
len/ ſondern den geneigten Leſer vorthin gewieſen haben wil-

Auſſer
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0314" n="308"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Siebenja&#x0364;hrige Welt-Be&#x017F;chauung.</hi></fw><lb/>
mel fuhr. Und &#x017F;olchen Gu&#x0364;rtel &#x017F;oll der heilige Apo&#x017F;tel Thomas<lb/>
auf gehoben haben. Und weil man in dem gedachten Stein ei-<lb/>
nen Krummen Strich &#x017F;iehet/ der zwar nunmehr ziemlich ver-<lb/>
wi&#x017F;chet/ &#x017F;o gibt man fu&#x0364;r/ der Gu&#x0364;rtel &#x017F;oll den&#x017F;elben im Fallen al-<lb/>
&#x017F;o ge&#x017F;chlagen haben.</p><lb/>
            <p>Ein wenig abwarts nach dem Garten/ oder Hofe Geth-<lb/>
&#x017F;emane zur lincken Hand wei&#x017F;ete mir der Mu&#x0364;nch einen Stein<lb/>
an einer Ecke/ oder Ma&#x0364;uerlein/ auf welchem die Jungfrau<lb/>
Maria ge&#x017F;e&#x017F;&#x017F;en/ da der H. Stephanus wa&#x0364;re ge&#x017F;te iniget worde&#x0303;.<lb/>
Und eben von die&#x017F;em Ma&#x0364;uerlein gehen drey Stuffen hinauf<lb/>
in den Garten Geth&#x017F;emane/ da flugs oben drauf die drey A-<lb/>
po&#x017F;tel deß HErrn/ Petrus und die beide So&#x0364;hne Zebed<hi rendition="#aq">æ</hi>i/ nem-<lb/>
lich Jacobus und Johannes/ die der HErr JE&#x017F;us gar &#x017F;onder-<lb/>
lich zu <hi rendition="#aq">&#x017F;pectator</hi>en und damit &#x017F;ie &#x017F;einen blutigen Seelen-Kampf<lb/>
mit an&#x017F;ehen &#x017F;ollen/ mit genommen/ gelegen und ge&#x017F;chlafen/ wie<lb/>
die Evangeli&#x017F;ten bezeugen. Flugs anter die&#x017F;en Stuffen &#x017F;tehet<lb/>
ein ander runder Stein und &#x017F;oll der Ort &#x017F;eyn/ da Petrus dem<lb/>
Malchus/ deß Hohenprie&#x017F;ters Knechte/ das Ohr abgehauen<lb/>
und flugs um &#x017F;elbige Gegend herum wurde mir auch die Stel-<lb/>
le gezeiget/ welche auch ihr Merckmahl hat/ wo Judas dem<lb/>
HErrn JE&#x017F;u den verra&#x0364;theri&#x017F;chen Kuß gegeben und der HErr<lb/>
JE&#x017F;us von den Kriegs-Knechten gefa&#x0364;nglich angenom&#x0303;en wor-<lb/>
den.</p><lb/>
            <p>Unten am Oelberge &#x017F;tehen viel Oelba&#x0364;ume/ unter welchen<lb/>
ich neun gar &#x017F;onderlich gro&#x017F;&#x017F;e gezehlet habe. Nach die&#x017F;em bin ich<lb/>
auch vollends gar auf den Oelbe&#xA75B;g ge&#x017F;tiegen und habe mich wol<lb/>
drauff umge&#x017F;ehen/ auch al&#x017F;o befunden/ wie ich ihn vorhin von<lb/>
ferne ge&#x017F;ehen/ als ich gen Jeru&#x017F;alem vors Thor kommen und<lb/>
ihn be&#x017F;chrieben habe/ weßhalben ichs auch hier nicht wiederho-<lb/>
len/ &#x017F;ondern den geneigten Le&#x017F;er vorthin gewie&#x017F;en haben wil-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Au&#x017F;&#x017F;er</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[308/0314] Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung. mel fuhr. Und ſolchen Guͤrtel ſoll der heilige Apoſtel Thomas auf gehoben haben. Und weil man in dem gedachten Stein ei- nen Krummen Strich ſiehet/ der zwar nunmehr ziemlich ver- wiſchet/ ſo gibt man fuͤr/ der Guͤrtel ſoll denſelben im Fallen al- ſo geſchlagen haben. Ein wenig abwarts nach dem Garten/ oder Hofe Geth- ſemane zur lincken Hand weiſete mir der Muͤnch einen Stein an einer Ecke/ oder Maͤuerlein/ auf welchem die Jungfrau Maria geſeſſen/ da der H. Stephanus waͤre geſte iniget wordẽ. Und eben von dieſem Maͤuerlein gehen drey Stuffen hinauf in den Garten Gethſemane/ da flugs oben drauf die drey A- poſtel deß HErrn/ Petrus und die beide Soͤhne Zebedæi/ nem- lich Jacobus und Johannes/ die der HErr JEſus gar ſonder- lich zu ſpectatoren und damit ſie ſeinen blutigen Seelen-Kampf mit anſehen ſollen/ mit genommen/ gelegen und geſchlafen/ wie die Evangeliſten bezeugen. Flugs anter dieſen Stuffen ſtehet ein ander runder Stein und ſoll der Ort ſeyn/ da Petrus dem Malchus/ deß Hohenprieſters Knechte/ das Ohr abgehauen und flugs um ſelbige Gegend herum wurde mir auch die Stel- le gezeiget/ welche auch ihr Merckmahl hat/ wo Judas dem HErrn JEſu den verraͤtheriſchen Kuß gegeben und der HErr JEſus von den Kriegs-Knechten gefaͤnglich angenom̃en wor- den. Unten am Oelberge ſtehen viel Oelbaͤume/ unter welchen ich neun gar ſonderlich groſſe gezehlet habe. Nach dieſem bin ich auch vollends gar auf den Oelbeꝛg geſtiegen und habe mich wol drauff umgeſehen/ auch alſo befunden/ wie ich ihn vorhin von ferne geſehen/ als ich gen Jeruſalem vors Thor kommen und ihn beſchrieben habe/ weßhalben ichs auch hier nicht wiederho- len/ ſondern den geneigten Leſer vorthin gewieſen haben wil- Auſſer

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/314
Zitationshilfe: Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666. , S. 308. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/314>, abgerufen am 22.11.2024.