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Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.

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Siebenjährige Welt-Beschauung.
gen/ etwas aber vom Thor ab hinunter ist der Ort/ wo S. Ste-
phanus
gesteiniget worden. Allda hat man mir einen Stein ge-
wiesen/ in welchem eine Grube war/ recht nach der Runde ei-
nes halben Kopffs und soll S. Stephanus, nach dem er zu boden
gesteiniget worden/ daß er fallen müssen/ auf solchem Steine im
Fallen aufgeschlagen und davon diß Warzeichen blieben seyn.

Unten im Thaal muste man über einen Gewölbten und
gemauerten Bogen gehen/ unter welchem war der Bach Ki-
dron/ worüber der HErr Jesus zu seinem blutigen Leiden ein-
gegangen. Dieser Bach Kidron fleußt sonst durchs Thaal
Josaphat/ war aber dißmal gantz trucken und sagt man/
daß er nur bißweilen und zu gewissen Zeiten im Jahre Wasser
haben und fliessen solle.

Hierauf sind wir zur Kirchen und Begräbniß der heiligen
Jungfrauen Marien kommen/ so unten am Oelberge gelegen
ist. Diese Kirche ist oben gewölbt und gehet unten gar tieff in die
Erde/ also daß man in die dreissig Stuffen hinunter gehen
muß/ ist sehr lang und breit und von schönen glatten Steinen
gebauet und hat unten in der Tieffe einen Brunn und zur rech-
ten Hand/ wenn man hinunter kömmet/ ist das Begräbniß
der heiligen Jungfrau Marien/ welches etwas grösser/ als das
Grab Christi ist. Die Kirche hat zwey Thüren/ durch deren
eine man hinein und durch die andere wieder heraus gehet und
ist mit lauter schönen Marmel überzogen und gezieret:

Um dieselbe herum haben die Armenier/ Griechen und
andere Christen ihre Altare/ iedoch haben die Catholischen den
besten Orth/ nemlich das Grab der Jungfrau Maria. Jst
sonst ziemlich tunckel hinunter/ wenn man vom Tage hinein
kömmet/ ungeacht sonst eine grosse Thür hinein ist/ durch wel-
che das Liecht hinein fallen kan.

Wenn man die lange und weite Stiege wieder herauf ge-

het/

Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.
gen/ etwas aber vom Thor ab hinunter iſt der Ort/ wo S. Ste-
phanus
geſteiniget worden. Allda hat man mir einen Stein ge-
wieſen/ in welchem eine Grube war/ recht nach der Runde ei-
nes halben Kopffs und ſoll S. Stephanus, nach dem er zu boden
geſteiniget worden/ daß er fallẽ muͤſſen/ auf ſolchem Steine im
Fallen aufgeſchlagen und davon diß Warzeichen blieben ſeyn.

Unten im Thaal muſte man uͤber einen Gewoͤlbten und
gemauerten Bogen gehen/ unter welchem war der Bach Ki-
dron/ woruͤber der HErr Jeſus zu ſeinem blutigen Leiden ein-
gegangen. Dieſer Bach Kidron fleußt ſonſt durchs Thaal
Joſaphat/ war aber dißmal gantz trucken und ſagt man/
daß er nur bißweilen und zu gewiſſen Zeiten im Jahre Waſſer
haben und flieſſen ſolle.

Hierauf ſind wir zur Kirchen und Begraͤbniß der heiligen
Jungfrauen Marien kommen/ ſo unten am Oelberge gelegen
iſt. Dieſe Kirche iſt oben gewoͤlbt und gehet unten gar tieff in die
Erde/ alſo daß man in die dreiſſig Stuffen hinunter gehen
muß/ iſt ſehr lang und breit und von ſchoͤnen glatten Steinen
gebauet und hat unten in der Tieffe einen Brunn und zur rech-
ten Hand/ wenn man hinunter koͤmmet/ iſt das Begraͤbniß
der heiligen Jungfrau Marien/ welches etwas groͤſſer/ als das
Grab Chriſti iſt. Die Kirche hat zwey Thuͤren/ durch deren
eine man hinein und durch die andere wieder heraus gehet und
iſt mit lauter ſchoͤnen Marmel uͤberzogen und gezieret:

Um dieſelbe herum haben die Armenier/ Griechen und
andere Chriſten ihre Altare/ iedoch haben die Catholiſchen den
beſten Orth/ nemlich das Grab der Jungfrau Maria. Jſt
ſonſt ziemlich tunckel hinunter/ wenn man vom Tage hinein
koͤmmet/ ungeacht ſonſt eine groſſe Thuͤr hinein iſt/ durch wel-
che das Liecht hinein fallen kan.

Wenn man die lange und weite Stiege wieder herauf ge-

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[306/0312] Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung. gen/ etwas aber vom Thor ab hinunter iſt der Ort/ wo S. Ste- phanus geſteiniget worden. Allda hat man mir einen Stein ge- wieſen/ in welchem eine Grube war/ recht nach der Runde ei- nes halben Kopffs und ſoll S. Stephanus, nach dem er zu boden geſteiniget worden/ daß er fallẽ muͤſſen/ auf ſolchem Steine im Fallen aufgeſchlagen und davon diß Warzeichen blieben ſeyn. Unten im Thaal muſte man uͤber einen Gewoͤlbten und gemauerten Bogen gehen/ unter welchem war der Bach Ki- dron/ woruͤber der HErr Jeſus zu ſeinem blutigen Leiden ein- gegangen. Dieſer Bach Kidron fleußt ſonſt durchs Thaal Joſaphat/ war aber dißmal gantz trucken und ſagt man/ daß er nur bißweilen und zu gewiſſen Zeiten im Jahre Waſſer haben und flieſſen ſolle. Hierauf ſind wir zur Kirchen und Begraͤbniß der heiligen Jungfrauen Marien kommen/ ſo unten am Oelberge gelegen iſt. Dieſe Kirche iſt oben gewoͤlbt und gehet unten gar tieff in die Erde/ alſo daß man in die dreiſſig Stuffen hinunter gehen muß/ iſt ſehr lang und breit und von ſchoͤnen glatten Steinen gebauet und hat unten in der Tieffe einen Brunn und zur rech- ten Hand/ wenn man hinunter koͤmmet/ iſt das Begraͤbniß der heiligen Jungfrau Marien/ welches etwas groͤſſer/ als das Grab Chriſti iſt. Die Kirche hat zwey Thuͤren/ durch deren eine man hinein und durch die andere wieder heraus gehet und iſt mit lauter ſchoͤnen Marmel uͤberzogen und gezieret: Um dieſelbe herum haben die Armenier/ Griechen und andere Chriſten ihre Altare/ iedoch haben die Catholiſchen den beſten Orth/ nemlich das Grab der Jungfrau Maria. Jſt ſonſt ziemlich tunckel hinunter/ wenn man vom Tage hinein koͤmmet/ ungeacht ſonſt eine groſſe Thuͤr hinein iſt/ durch wel- che das Liecht hinein fallen kan. Wenn man die lange und weite Stiege wieder herauf ge- het/

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Zitationshilfe: Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666. , S. 306. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/312>, abgerufen am 22.11.2024.