Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.Siebenjährige Welt-Beschauung. ligen Tempel geschritten/ dessen ich incht wenig erschrack undmir fast nicht trauen wolte/ ob mich der Münch dessen gründ- lich gnung und recht treulich unterrichtet/ oder nicht. Allein der Münch nam sich meiner gar ernstlich an und entschuldigte mich nicht allein gegen alle zulauffende Türcken/ sondern überwiese auchdiesen Bösewicht/ dz er mir Gewalt und Unrecht thäte und endlich sich schämen und schweigen muste/ als ich denn auch mit Wissen dergleichen nicht gethan und ich mich wol so genau in acht genommen hatte/ das ich besser nicht thun hätte können. Es lernete sich auch wol/ denn sagte der Münch/ wenn ich auch nur einen Fuß auf die Stuffen gesetzet hätte/ und hätte dieser verlogene Mohr/ oder Türcke/ es auf mich bringen können/ so wäre es um mich und mein Leben geschehen gewesen/ welches alles mir der Münch vorhero zur Warnung gesagt hatte. Von vorgedachtem Gesund-Teiche sind wir endlich vol- Von hieraus sind wir abwarts zum Thal Josaphat gegan- gen/ Q q 2
Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung. ligen Tempel geſchritten/ deſſen ich incht wenig erſchrack undmir faſt nicht trauen wolte/ ob mich der Muͤnch deſſen gruͤnd- lich gnung und recht treulich unterrichtet/ oder nicht. Allein der Muͤnch nam ſich meiner gar ernſtlich an uñ entſchuldigte mich nicht allein gegen alle zulauffende Tuͤrcken/ ſondern uͤberwieſe auchdieſen Boͤſewicht/ dz er mir Gewalt uñ Unrecht thaͤte und endlich ſich ſchaͤmen und ſchweigen muſte/ als ich denn auch mit Wiſſen dergleichen nicht gethan und ich mich wol ſo genau in acht genommen hatte/ das ich beſſer nicht thun haͤtte koͤnnen. Es lernete ſich auch wol/ denn ſagte der Muͤnch/ wenn ich auch nur einen Fuß auf die Stuffen geſetzet haͤtte/ und haͤtte dieſer verlogene Mohr/ oder Tuͤrcke/ es auf mich bringen koͤnnen/ ſo waͤre es um mich und mein Leben geſchehen geweſen/ welches alles mir der Muͤnch vorhero zur Warnung geſagt hatte. Von vorgedachtem Geſund-Teiche ſind wir endlich vol- Von hieraus ſind wir abwarts zum Thal Joſaphat gegan- gen/ Q q 2
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Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.
ligen Tempel geſchritten/ deſſen ich incht wenig erſchrack und
mir faſt nicht trauen wolte/ ob mich der Muͤnch deſſen gruͤnd-
lich gnung und recht treulich unterrichtet/ oder nicht. Allein der
Muͤnch nam ſich meiner gar ernſtlich an uñ entſchuldigte mich
nicht allein gegen alle zulauffende Tuͤrcken/ ſondern uͤberwieſe
auchdieſen Boͤſewicht/ dz er mir Gewalt uñ Unrecht thaͤte und
endlich ſich ſchaͤmen und ſchweigen muſte/ als ich denn auch
mit Wiſſen dergleichen nicht gethan und ich mich wol ſo genau
in acht genommen hatte/ das ich beſſer nicht thun haͤtte koͤnnen.
Es lernete ſich auch wol/ denn ſagte der Muͤnch/ wenn ich auch
nur einen Fuß auf die Stuffen geſetzet haͤtte/ und haͤtte dieſer
verlogene Mohr/ oder Tuͤrcke/ es auf mich bringen koͤnnen/ ſo
waͤre es um mich und mein Leben geſchehen geweſen/ welches
alles mir der Muͤnch vorhero zur Warnung geſagt
hatte.
Von vorgedachtem Geſund-Teiche ſind wir endlich vol-
lends zum Stephans-Thor kommen und dabey in eine groſſe
wuͤſte und ietzo Tuͤrckiſche Kirche/ ſo vordeſſen ein ſchoͤner
Chriſten-Tempel geweſen/ in welchen uns die Tuͤrcken um ein
Trinckgeld gar gerne lieſen. Jn ſolcher Kirche wieſe man uns
den Orth unter der Erden und war ein finſter Gewoͤlbe/ alſo/
daß man von oben mit Liechten durch ein enge Loch hinunter
ſteigen muſte/ damit man ſich beſehen konte/ da die Jungfrau
Maria von ihrer Mutter/ Anna/ ſoll geboren worden ſeyn.
Es ſtehet auch an dieſer Kirche ein alter zerſtoͤrter hoher
Thurm/ auf welchem ich abermals die heilige Stadt Jeruſa-
lem mit allen in und umliegenden Bergen und luſtigen Gegen-
den gar ſchoͤn und eigentlich uͤberſehen koͤnnen/ woran ich
mich auch eine ziemliche Weile erluſtiret.
Von hieraus ſind wir abwarts zum Thal Joſaphat gegan-
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