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Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.

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Siebenjährige Welt-Beschauung.
zwey Tage und Nacht kein Land sehen konten und gleichwol
unter diesen Barbaren in Leib und Lebens Gefabr viel Unlust
dulden musten/ ward uns Zeit und Weile lang und hatte et-
wann dieser Franzose gegen diesen Mohr lauffen lassen/ weil
er damals auf unserer Galliott ein Booßknecht war/ er wolte
ihm ein guth Trinckgeld geben/ wenn er vom Korbe am Mast
herab die Zeitung und gute Post bringen würde/ daß man
Land sehen könte. Weil nun solches geschehen und der Franzose
sein Wort nicht gehalten/ hatte der Mohr gemeinet/ weil er
ihn allda gleich gelegen antreffe/ er wolte sich auff solche Masse
bezahlt machen/ welches ihm aber gar übel bekam. Auß diesem
Exempel ist abermals zu sehen/ daß gleichwol auch unter solchen
Barbarischen Leuten auf Gerechtigkeit gehalten wird/ da es
oft wol unter Christen dran fehlet.

Allhier in Syrien habe ich diese Zeit fast grössere Hitze/ als
in Egypten/ befunden und wird gleichwol unerachtet dessen/
die Frucht allda und im Jüdischen Lande später reiff/ als in E-
gypten/ worüber sich zuverwundern. Als zum exempel: Zu
Baruth wird der Wein fast gar zu Ende deß Julij reiff/ in E-
gypten aber und zu Babylon flugs im Junio, wiewoles im Ge-
bürge gleichwol auch noch später geschiehet.

Zu Baruth habe ich auch gar eine sonderbare Arth Wein-
trauben gesehen. Eine Beere warso groß/ als ein grosser Spil-
ling. Auch hats gar sonderliche Feigen allda/ dergleichen ich
auch in Egypten zu Alexandria gesehen/ welche Pharaonis Fei-
gen genennet werden. Sie wachsen aus den dicken Aesten/ wie
Weintrauben und sind nicht wie andere Feigen/ sondern in der
Grösse/ als eine kleine welsche Nuß von 12. biß 20. an einem Pü-
schel. Sind safftiger und vielsüsser/ als andere Feigen und dar-
neben über alle masse lieblich und anmuthig zu geniessen. Etzli-
che heissen sie Adams-Aepffel und halten dafür/ daß diß die

Frucht

Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.
zwey Tage und Nacht kein Land ſehen konten und gleichwol
unter dieſen Barbaren in Leib und Lebens Gefabr viel Unluſt
dulden muſten/ ward uns Zeit und Weile lang und hatte et-
wann dieſer Franzoſe gegen dieſen Mohr lauffen laſſen/ weil
er damals auf unſerer Galliott ein Booßknecht war/ er wolte
ihm ein guth Trinckgeld geben/ wenn er vom Korbe am Maſt
herab die Zeitung und gute Poſt bringen wuͤrde/ daß man
Land ſehen koͤnte. Weil nun ſolches geſchehen und der Franzoſe
ſein Wort nicht gehalten/ hatte der Mohr gemeinet/ weil er
ihn allda gleich gelegen antreffe/ er wolte ſich auff ſolche Maſſe
bezahlt machen/ welches ihm aber gar uͤbel bekam. Auß dieſem
Exempel iſt abermals zu ſehẽ/ daß gleichwol auch unter ſolchen
Barbariſchen Leuten auf Gerechtigkeit gehalten wird/ da es
oft wol unter Chriſten dran fehlet.

Allhier in Syrien habe ich dieſe Zeit faſt groͤſſere Hitze/ als
in Egypten/ befunden und wird gleichwol unerachtet deſſen/
die Frucht allda und im Juͤdiſchen Lande ſpaͤter reiff/ als in E-
gypten/ woruͤber ſich zuverwundern. Als zum exempel: Zu
Baruth wird der Wein faſt gar zu Ende deß Julij reiff/ in E-
gypten aber und zu Babylon flugs im Junio, wiewoles im Ge-
buͤrge gleichwol auch noch ſpaͤter geſchiehet.

Zu Baruth habe ich auch gar eine ſonderbare Arth Wein-
trauben geſehen. Eine Beere warſo groß/ als ein groſſer Spil-
ling. Auch hats gar ſonderliche Feigen allda/ dergleichen ich
auch in Egypten zu Alexandria geſehen/ welche Pharaonis Fei-
gen genennet werden. Sie wachſen aus den dicken Aeſten/ wie
Weintrauben und ſind nicht wie andere Feigen/ ſondern in der
Groͤſſe/ als eine kleine welſche Nuß von 12. biß 20. an einem Puͤ-
ſchel. Sind ſafftiger und vielſuͤſſer/ als andere Feigen und dar-
neben uͤber alle maſſe lieblich und anmuthig zu genieſſen. Etzli-
che heiſſen ſie Adams-Aepffel und halten dafuͤr/ daß diß die

Frucht
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[258/0264] Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung. zwey Tage und Nacht kein Land ſehen konten und gleichwol unter dieſen Barbaren in Leib und Lebens Gefabr viel Unluſt dulden muſten/ ward uns Zeit und Weile lang und hatte et- wann dieſer Franzoſe gegen dieſen Mohr lauffen laſſen/ weil er damals auf unſerer Galliott ein Booßknecht war/ er wolte ihm ein guth Trinckgeld geben/ wenn er vom Korbe am Maſt herab die Zeitung und gute Poſt bringen wuͤrde/ daß man Land ſehen koͤnte. Weil nun ſolches geſchehen und der Franzoſe ſein Wort nicht gehalten/ hatte der Mohr gemeinet/ weil er ihn allda gleich gelegen antreffe/ er wolte ſich auff ſolche Maſſe bezahlt machen/ welches ihm aber gar uͤbel bekam. Auß dieſem Exempel iſt abermals zu ſehẽ/ daß gleichwol auch unter ſolchen Barbariſchen Leuten auf Gerechtigkeit gehalten wird/ da es oft wol unter Chriſten dran fehlet. Allhier in Syrien habe ich dieſe Zeit faſt groͤſſere Hitze/ als in Egypten/ befunden und wird gleichwol unerachtet deſſen/ die Frucht allda und im Juͤdiſchen Lande ſpaͤter reiff/ als in E- gypten/ woruͤber ſich zuverwundern. Als zum exempel: Zu Baruth wird der Wein faſt gar zu Ende deß Julij reiff/ in E- gypten aber und zu Babylon flugs im Junio, wiewoles im Ge- buͤrge gleichwol auch noch ſpaͤter geſchiehet. Zu Baruth habe ich auch gar eine ſonderbare Arth Wein- trauben geſehen. Eine Beere warſo groß/ als ein groſſer Spil- ling. Auch hats gar ſonderliche Feigen allda/ dergleichen ich auch in Egypten zu Alexandria geſehen/ welche Pharaonis Fei- gen genennet werden. Sie wachſen aus den dicken Aeſten/ wie Weintrauben und ſind nicht wie andere Feigen/ ſondern in der Groͤſſe/ als eine kleine welſche Nuß von 12. biß 20. an einem Puͤ- ſchel. Sind ſafftiger und vielſuͤſſer/ als andere Feigen und dar- neben uͤber alle maſſe lieblich und anmuthig zu genieſſen. Etzli- che heiſſen ſie Adams-Aepffel und halten dafuͤr/ daß diß die Frucht

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Zitationshilfe: Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666. , S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/264>, abgerufen am 22.11.2024.