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Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.

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Siebenjährige Welt-Beschauung.
nem blossen Schwerdte da gestanden/ und hätte mit demsel-
ben vor dem Propheten diesen Felsen zerhauen und eine solche
Klufft gemachet/ damit zuverstehen gebende/ daß er nun nicht
weiter gehen/ sondern Gott wolte/ daß er wieder umkehren
und auf den Berg nicht kommen solte. Man siehet den Hieb so
natürlich/ wie man mit einem Schwerdte hauen kan/ daß man
drauf schweren solte/ es wäre nicht anders/ wenn sonst etwas/
es zu gläuben/ dran gelegen wäre. Also spielet offtmahls die
Natur in ihren Geschöpffen durch die wunderbare Hand
Gottes.

Ehe wir auf die höchste Spitze deß Berges Sinai von
unten im Thaal ankommen/ haben wir wol vier Stunden zu-
bracht/ dahero leicht zu achten/ wie hoch er seyn müsse. Da Mo-
ses die zehen Geboth in zwo steinerne Tafeln mit Gottes Fin-
ger geschrieben empfangen/ ist zu höchst oben geschehen. Zur
lincken Seiten derselben Stelle im hinauf Steigen ist eine
steinerne Capelle mit einer geschlossenen eisern Thür gantz auff
der eussersten Spitze deß Berges. Solche Capelle ist oben auf
mit Rohr belegt und Estrich drauf geschlagen/ inwendig aber
ist sie unterschieden/ denn in einem Theil die Catholischen und
andere fremde Christen/ im andern aber die Griechen ihr Ge-
beth verrichten/ iedoch ist der Catholischen Theil etwas kleiner
als der Griechen. Der Altar in solcher Capelle ist nur ein
Stein und stehen etzliche Bilder dabey und bey solchem Altar
ist eine hole oben zugemauerte runde Wand/ wie eine halbe
Kugel/ habe aber nicht erfahren können/ was sie bedeute.

Jn dieser Capelle kan deß Nachts kein Mensche bleiben/
denn es treibets ein Gespenst und böser Geist ohn Unterlaß mit
Werffen und anderm gepolter über alle masse drinnen/ wie
man denn unterschiedene mahl versucht hat/ aber unmüglich
drinnen thauren können.

Ge-
D d 3

Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.
nem bloſſen Schwerdte da geſtanden/ und haͤtte mit demſel-
ben vor dem Propheten dieſen Felſen zerhauen und eine ſolche
Klufft gemachet/ damit zuverſtehen gebende/ daß er nun nicht
weiter gehen/ ſondern Gott wolte/ daß er wieder umkehren
und auf den Berg nicht kommen ſolte. Man ſiehet den Hieb ſo
natuͤrlich/ wie man mit einem Schwerdte hauen kan/ daß man
drauf ſchweren ſolte/ es waͤre nicht anders/ wenn ſonſt etwas/
es zu glaͤuben/ dran gelegen waͤre. Alſo ſpielet offtmahls die
Natur in ihren Geſchoͤpffen durch die wunderbare Hand
Gottes.

Ehe wir auf die hoͤchſte Spitze deß Berges Sinai von
unten im Thaal ankommen/ haben wir wol vier Stunden zu-
bracht/ dahero leicht zu achten/ wie hoch er ſeyn muͤſſe. Da Mo-
ſes die zehen Geboth in zwo ſteinerne Tafeln mit Gottes Fin-
ger geſchrieben empfangen/ iſt zu hoͤchſt oben geſchehen. Zur
lincken Seiten derſelben Stelle im hinauf Steigen iſt eine
ſteinerne Capelle mit einer geſchloſſenen eiſern Thuͤr gantz auff
der euſſerſten Spitze deß Berges. Solche Capelle iſt oben auf
mit Rohr belegt und Eſtrich drauf geſchlagen/ inwendig aber
iſt ſie unterſchieden/ denn in einem Theil die Catholiſchen und
andere fremde Chriſten/ im andern aber die Griechen ihr Ge-
beth verrichten/ iedoch iſt der Catholiſchen Theil etwas kleiner
als der Griechen. Der Altar in ſolcher Capelle iſt nur ein
Stein und ſtehen etzliche Bilder dabey und bey ſolchem Altar
iſt eine hole oben zugemauerte runde Wand/ wie eine halbe
Kugel/ habe aber nicht erfahren koͤnnen/ was ſie bedeute.

Jn dieſer Capelle kan deß Nachts kein Menſche bleiben/
denn es treibets ein Geſpenſt und boͤſer Geiſt ohn Unterlaß mit
Werffen und anderm gepolter uͤber alle maſſe drinnen/ wie
man denn unterſchiedene mahl verſucht hat/ aber unmuͤglich
drinnen thauren koͤnnen.

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[211/0217] Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung. nem bloſſen Schwerdte da geſtanden/ und haͤtte mit demſel- ben vor dem Propheten dieſen Felſen zerhauen und eine ſolche Klufft gemachet/ damit zuverſtehen gebende/ daß er nun nicht weiter gehen/ ſondern Gott wolte/ daß er wieder umkehren und auf den Berg nicht kommen ſolte. Man ſiehet den Hieb ſo natuͤrlich/ wie man mit einem Schwerdte hauen kan/ daß man drauf ſchweren ſolte/ es waͤre nicht anders/ wenn ſonſt etwas/ es zu glaͤuben/ dran gelegen waͤre. Alſo ſpielet offtmahls die Natur in ihren Geſchoͤpffen durch die wunderbare Hand Gottes. Ehe wir auf die hoͤchſte Spitze deß Berges Sinai von unten im Thaal ankommen/ haben wir wol vier Stunden zu- bracht/ dahero leicht zu achten/ wie hoch er ſeyn muͤſſe. Da Mo- ſes die zehen Geboth in zwo ſteinerne Tafeln mit Gottes Fin- ger geſchrieben empfangen/ iſt zu hoͤchſt oben geſchehen. Zur lincken Seiten derſelben Stelle im hinauf Steigen iſt eine ſteinerne Capelle mit einer geſchloſſenen eiſern Thuͤr gantz auff der euſſerſten Spitze deß Berges. Solche Capelle iſt oben auf mit Rohr belegt und Eſtrich drauf geſchlagen/ inwendig aber iſt ſie unterſchieden/ denn in einem Theil die Catholiſchen und andere fremde Chriſten/ im andern aber die Griechen ihr Ge- beth verrichten/ iedoch iſt der Catholiſchen Theil etwas kleiner als der Griechen. Der Altar in ſolcher Capelle iſt nur ein Stein und ſtehen etzliche Bilder dabey und bey ſolchem Altar iſt eine hole oben zugemauerte runde Wand/ wie eine halbe Kugel/ habe aber nicht erfahren koͤnnen/ was ſie bedeute. Jn dieſer Capelle kan deß Nachts kein Menſche bleiben/ denn es treibets ein Geſpenſt und boͤſer Geiſt ohn Unterlaß mit Werffen und anderm gepolter uͤber alle maſſe drinnen/ wie man denn unterſchiedene mahl verſucht hat/ aber unmuͤglich drinnen thauren koͤnnen. Ge- D d 3

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Zitationshilfe: Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666. , S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/217>, abgerufen am 24.11.2024.