Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.Siebenjährige Welt-Beschauung. Marien-Bild gestanden. Der Münch stellete/ es recht zubese-hen/ ein brennen des Liecht hinein und erzehlete: Es wäre auf ei- ne Zeit ein Altvater voller Unmuths dahin kommen sein Gebet und Andacht zu halten/ zu dem wäre die Jungfrau Maria kommen und hätte ihn gefragt/ was die Ursache und warum er so Unmuths und traurig wäre? Derselben hätte er zur Ant- wort gegeben/ es wäre das Kloster unten am heiligen Berge Sinai von den Mohren gesperret. Hier auf hätte ihn die heilige Jungfrau Maria getröstet und mit solchen Worten angere- det: Gehe nach Cairo in Egyptenland und bleibe im selbigen Kloster. Und deßwegen ist hernach und biß auf diese Stunde solcher Orth gar sonders hoch und heilig geachtet und geehret worden. Hätten sies auch nicht Ursache? Aber den Orth/ da Gott Mose im feurigen Busche erschienen war/ hoch zu achten belohnet der Mühe mehr. Nechst diesem war ein anderer zersprungener rother Besser hinauf/ nicht weit von diesem/ ist ein langer brei- nem-
Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung. Marien-Bild geſtanden. Der Muͤnch ſtellete/ es recht zubeſe-hen/ ein brennen des Liecht hinein und erzehlete: Es waͤre auf ei- ne Zeit ein Altvater voller Unmuths dahin kommen ſein Gebet und Andacht zu halten/ zu dem waͤre die Jungfrau Maria kommen und haͤtte ihn gefragt/ was die Urſache und warum er ſo Unmuths und traurig waͤre? Derſelben haͤtte er zur Ant- wort gegeben/ es waͤre das Kloſter unten am heiligen Berge Sinai von den Mohren geſperret. Hier auf haͤtte ihn die heilige Jungfrau Maria getroͤſtet und mit ſolchen Worten angere- det: Gehe nach Cairo in Egyptenland und bleibe im ſelbigen Kloſter. Und deßwegen iſt hernach und biß auf dieſe Stunde ſolcher Orth gar ſonders hoch und heilig geachtet und geehret worden. Haͤtten ſies auch nicht Urſache? Aber den Orth/ da Gott Moſe im feurigen Buſche erſchienen war/ hoch zu achten belohnet der Muͤhe mehr. Nechſt dieſem war ein anderer zerſprungener rother Beſſer hinauf/ nicht weit von dieſem/ iſt ein langer brei- nem-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0216" n="210"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.</hi></fw><lb/> Marien-Bild geſtanden. Der Muͤnch ſtellete/ es recht zubeſe-<lb/> hen/ ein brennen des Liecht hinein und erzehlete: Es waͤre auf ei-<lb/> ne Zeit ein Altvater voller Unmuths dahin kommen ſein Gebet<lb/> und Andacht zu halten/ zu dem waͤre die Jungfrau Maria<lb/> kommen und haͤtte ihn gefragt/ was die Urſache und warum<lb/> er ſo Unmuths und traurig waͤre? Derſelben haͤtte er zur Ant-<lb/> wort gegeben/ es waͤre das Kloſter unten am heiligen Berge<lb/> Sinai von den Mohren geſperret. Hier auf haͤtte ihn die heilige<lb/> Jungfrau Maria getroͤſtet und mit ſolchen Worten angere-<lb/> det: Gehe nach <hi rendition="#aq">Cairo</hi> in Egyptenland und bleibe im ſelbigen<lb/> Kloſter. Und deßwegen iſt hernach und biß auf dieſe Stunde<lb/> ſolcher Orth gar ſonders hoch und heilig geachtet und geehret<lb/> worden. Haͤtten ſies auch nicht Urſache? Aber den Orth/ da<lb/> Gott Moſe im feurigen Buſche erſchienen war/ hoch zu achten<lb/> belohnet der Muͤhe mehr.</p><lb/> <p>Nechſt dieſem war ein anderer zerſprungener rother<lb/> Stein/ in welchem eine rechte natuͤrliche Cameel-Trappe/ oder<lb/> Tritt zu ſehen war und ſagen die Mohren diß davon: Es waͤre<lb/> ihr Prophet Mahometh mit einem Cameel den heiligen Berg<lb/> hinauf geritten und da haͤtte das Thier durch Gottes Schi-<lb/> ckung einen ſolchen Tritt und Gedaͤchtnuͤß-Spur nach ſich laſ-<lb/> ſen muͤſſen/ die nun noch biß auf den heutigen Tag zu ſehen waͤ-<lb/> re und ſich im geringſten nicht aͤnderte. <hi rendition="#aq">Ignorantas delectantur<lb/> fabulis.</hi></p><lb/> <p>Beſſer hinauf/ nicht weit von dieſem/ iſt ein langer brei-<lb/> ter/ abhengiger/ brauner und ebener Stein/ von welchem ein<lb/> groß Stuͤck von oben biß untẽ aus/ als wie mit einem Schwert<lb/> abgehauen und alſo vom Felſen zertheilet und ſagt man vor ge-<lb/> wiß davon nach folgende Geſchicht: Als einsmahls der Pro-<lb/> phet Elias zu oberſt auf den heiligen Berg ſteigen wollen und<lb/> an dieſen Orth kommen/ waͤre der Ertz-Engel Michael mit ei<lb/> <fw place="bottom" type="catch">nem-</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [210/0216]
Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.
Marien-Bild geſtanden. Der Muͤnch ſtellete/ es recht zubeſe-
hen/ ein brennen des Liecht hinein und erzehlete: Es waͤre auf ei-
ne Zeit ein Altvater voller Unmuths dahin kommen ſein Gebet
und Andacht zu halten/ zu dem waͤre die Jungfrau Maria
kommen und haͤtte ihn gefragt/ was die Urſache und warum
er ſo Unmuths und traurig waͤre? Derſelben haͤtte er zur Ant-
wort gegeben/ es waͤre das Kloſter unten am heiligen Berge
Sinai von den Mohren geſperret. Hier auf haͤtte ihn die heilige
Jungfrau Maria getroͤſtet und mit ſolchen Worten angere-
det: Gehe nach Cairo in Egyptenland und bleibe im ſelbigen
Kloſter. Und deßwegen iſt hernach und biß auf dieſe Stunde
ſolcher Orth gar ſonders hoch und heilig geachtet und geehret
worden. Haͤtten ſies auch nicht Urſache? Aber den Orth/ da
Gott Moſe im feurigen Buſche erſchienen war/ hoch zu achten
belohnet der Muͤhe mehr.
Nechſt dieſem war ein anderer zerſprungener rother
Stein/ in welchem eine rechte natuͤrliche Cameel-Trappe/ oder
Tritt zu ſehen war und ſagen die Mohren diß davon: Es waͤre
ihr Prophet Mahometh mit einem Cameel den heiligen Berg
hinauf geritten und da haͤtte das Thier durch Gottes Schi-
ckung einen ſolchen Tritt und Gedaͤchtnuͤß-Spur nach ſich laſ-
ſen muͤſſen/ die nun noch biß auf den heutigen Tag zu ſehen waͤ-
re und ſich im geringſten nicht aͤnderte. Ignorantas delectantur
fabulis.
Beſſer hinauf/ nicht weit von dieſem/ iſt ein langer brei-
ter/ abhengiger/ brauner und ebener Stein/ von welchem ein
groß Stuͤck von oben biß untẽ aus/ als wie mit einem Schwert
abgehauen und alſo vom Felſen zertheilet und ſagt man vor ge-
wiß davon nach folgende Geſchicht: Als einsmahls der Pro-
phet Elias zu oberſt auf den heiligen Berg ſteigen wollen und
an dieſen Orth kommen/ waͤre der Ertz-Engel Michael mit ei
nem-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |