Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.

Bild:
<< vorherige Seite

Siebenjährige Welt-Beschauung.
weil wir fast noch eine Stunde Tag hatten und ich begierig
war mich auch allda ein wenig umzusehen/ so weit zukommen
würde müglich seyn/ habe ichs mit dem Griechischen Münche
gewaget und sind durch das rauhe unebene und über und über
wie zerbrochenes und hangendes Stein-Gebürge dahin ge-
klettert/ worinnen er mir etzliche uhralte kleine zwischen die ho-
hen Steinklippen erbauete Capellen/ S. Gregorii die eine/ die
andere S. Johannis und die [3]. S. Bartholomaei und daran gelege-
ne Gärtlein gewiesen. Allein die grosse Gefahr/ der Abend und
mir eingebildete Unmügligkeit weil anders nichts/ so weit man
sehen konte/ als Klippen und Felsen grausamer Gestalt und un-
außsprechlicher Höhe/ zusehen waren/ nöthigte mich wieder zu
rücke herunter und stiegen also mit sehr müden Füssen über sol-
ches zerbrochene und rauhe unebene Gebürge wieder herab
und kamen ziemlich spat in vorgedachte unsere Nachtherberge/
die Capelle deß Propheten Elisei/ namen unsere Nacht mahl/
zeit ein/ welche war von eingemachten Oliven mit Oehl und Es-
sig sammt einem Brantewein aus Tatteln gemacht auf einem
alten verwüsteten Altar in solcher Capelle/ den wir stat eines
Tisches gebrauchten und legte ich mich drauf an die Wand auf
die Erden auf harte Dornstengel und Disteln/ nam einen
Stein/ stat deß Polsters unters Haupt und schlieff also bey
stets brennendem Liechte vor grosser Müdigkeit auf meinem
weichen Bette/ so gut es seyn konte/ gar sanffte die gantze
Nacht hindurch/ biß an den hellen Morgen/ und hatten wir
drauf gar einen schönen hellen Tag/ der uns noch weiter umzu-
sehen sehr dienlich war.

An und in S. Elias Capellen Gemäuer aussen an der
Ecke ist ein sehr harter rother Fels/ so absonders und niedrig
und inwendig gantz schwartz rund und hohl ist/ worinnen der
Prophet Elias gesteckt haben soll/ vor der Königin Jesabel
Grimm und Blutdurst/ da er hatte die Baalspfaffen erwür-

get

Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.
weil wir faſt noch eine Stunde Tag hatten und ich begierig
war mich auch allda ein wenig umzuſehen/ ſo weit zukommen
wuͤrde muͤglich ſeyn/ habe ichs mit dem Griechiſchen Muͤnche
gewaget und ſind durch das rauhe unebene und uͤber und uͤber
wie zerbrochenes und hangendes Stein-Gebuͤrge dahin ge-
klettert/ worinnen er mir etzliche uhralte kleine zwiſchen die ho-
hen Steinklippen erbauete Capellen/ S. Gregorii die eine/ die
andere S. Johannis und die [3]. S. Bartholomæi und daran gelege-
ne Gaͤrtlein gewieſen. Allein die groſſe Gefahr/ der Abend und
mir eingebildete Unmuͤgligkeit weil anders nichts/ ſo weit man
ſehen konte/ als Klippen und Felſen grauſamer Geſtalt und un-
außſprechlicher Hoͤhe/ zuſehen waren/ noͤthigte mich wieder zu
ruͤcke herunter und ſtiegen alſo mit ſehr muͤden Fuͤſſen uͤber ſol-
ches zerbrochene und rauhe unebene Gebuͤrge wieder herab
und kamen ziemlich ſpat in vorgedachte unſere Nachtherberge/
die Capelle deß Propheten Eliſei/ namen unſere Nacht mahl/
zeit ein/ welche war von eingemachten Oliven mit Oehl und Eſ-
ſig ſammt einem Brantewein aus Tatteln gemacht auf einem
alten verwuͤſteten Altar in ſolcher Capelle/ den wir ſtat eines
Tiſches gebrauchten und legte ich mich drauf an die Wand auf
die Erden auf harte Dornſtengel und Diſteln/ nam einen
Stein/ ſtat deß Polſters unters Haupt und ſchlieff alſo bey
ſtets brennendem Liechte vor groſſer Muͤdigkeit auf meinem
weichen Bette/ ſo gut es ſeyn konte/ gar ſanffte die gantze
Nacht hindurch/ biß an den hellen Morgen/ und hatten wir
drauf gar einen ſchoͤnen hellen Tag/ der uns noch weiter umzu-
ſehen ſehr dienlich war.

An und in S. Elias Capellen Gemaͤuer auſſen an der
Ecke iſt ein ſehr harter rother Fels/ ſo abſonders und niedrig
und inwendig gantz ſchwartz rund und hohl iſt/ worinnen der
Prophet Elias geſteckt haben ſoll/ vor der Koͤnigin Jeſabel
Grimm und Blutdurſt/ da er hatte die Baalspfaffen erwuͤr-

get
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0214" n="208"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Siebenja&#x0364;hrige Welt-Be&#x017F;chauung.</hi></fw><lb/>
weil wir fa&#x017F;t noch eine Stunde Tag hatten und ich begierig<lb/>
war mich auch allda ein wenig umzu&#x017F;ehen/ &#x017F;o weit zukommen<lb/>
wu&#x0364;rde mu&#x0364;glich &#x017F;eyn/ habe ichs mit dem Griechi&#x017F;chen Mu&#x0364;nche<lb/>
gewaget und &#x017F;ind durch das rauhe unebene und u&#x0364;ber und u&#x0364;ber<lb/>
wie zerbrochenes und hangendes Stein-Gebu&#x0364;rge dahin ge-<lb/>
klettert/ worinnen er mir etzliche uhralte kleine zwi&#x017F;chen die ho-<lb/>
hen Steinklippen erbauete Capellen/ <hi rendition="#aq">S. Gregorii</hi> die eine/ die<lb/>
andere <hi rendition="#aq">S. Johannis</hi> und die <supplied>3</supplied>. <hi rendition="#aq">S. Bartholomæi</hi> und daran gelege-<lb/>
ne Ga&#x0364;rtlein gewie&#x017F;en. Allein die gro&#x017F;&#x017F;e Gefahr/ der Abend und<lb/>
mir eingebildete Unmu&#x0364;gligkeit weil anders nichts/ &#x017F;o weit man<lb/>
&#x017F;ehen konte/ als Klippen und Fel&#x017F;en grau&#x017F;amer Ge&#x017F;talt und un-<lb/>
auß&#x017F;prechlicher Ho&#x0364;he/ zu&#x017F;ehen waren/ no&#x0364;thigte mich wieder zu<lb/>
ru&#x0364;cke herunter und &#x017F;tiegen al&#x017F;o mit &#x017F;ehr mu&#x0364;den Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en u&#x0364;ber &#x017F;ol-<lb/>
ches zerbrochene und rauhe unebene Gebu&#x0364;rge wieder herab<lb/>
und kamen ziemlich &#x017F;pat in vorgedachte un&#x017F;ere Nachtherberge/<lb/>
die Capelle deß Propheten Eli&#x017F;ei/ namen un&#x017F;ere Nacht mahl/<lb/>
zeit ein/ welche war von eingemachten Oliven mit Oehl und E&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ig &#x017F;ammt einem Brantewein aus Tatteln gemacht auf einem<lb/>
alten verwu&#x0364;&#x017F;teten Altar in &#x017F;olcher Capelle/ den wir &#x017F;tat eines<lb/>
Ti&#x017F;ches gebrauchten und legte ich mich drauf an die Wand auf<lb/>
die Erden auf harte Dorn&#x017F;tengel und Di&#x017F;teln/ nam einen<lb/>
Stein/ &#x017F;tat deß Pol&#x017F;ters unters Haupt und &#x017F;chlieff al&#x017F;o bey<lb/>
&#x017F;tets brennendem Liechte vor gro&#x017F;&#x017F;er Mu&#x0364;digkeit auf meinem<lb/>
weichen Bette/ &#x017F;o gut es &#x017F;eyn konte/ gar &#x017F;anffte die gantze<lb/>
Nacht hindurch/ biß an den hellen Morgen/ und hatten wir<lb/>
drauf gar einen &#x017F;cho&#x0364;nen hellen Tag/ der uns noch weiter umzu-<lb/>
&#x017F;ehen &#x017F;ehr dienlich war.</p><lb/>
            <p>An und in S. Elias Capellen Gema&#x0364;uer au&#x017F;&#x017F;en an der<lb/>
Ecke i&#x017F;t ein &#x017F;ehr harter rother Fels/ &#x017F;o ab&#x017F;onders und niedrig<lb/>
und inwendig gantz &#x017F;chwartz rund und hohl i&#x017F;t/ worinnen der<lb/>
Prophet Elias ge&#x017F;teckt haben &#x017F;oll/ vor der Ko&#x0364;nigin Je&#x017F;abel<lb/>
Grimm und Blutdur&#x017F;t/ da er hatte die Baalspfaffen erwu&#x0364;r-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">get</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[208/0214] Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung. weil wir faſt noch eine Stunde Tag hatten und ich begierig war mich auch allda ein wenig umzuſehen/ ſo weit zukommen wuͤrde muͤglich ſeyn/ habe ichs mit dem Griechiſchen Muͤnche gewaget und ſind durch das rauhe unebene und uͤber und uͤber wie zerbrochenes und hangendes Stein-Gebuͤrge dahin ge- klettert/ worinnen er mir etzliche uhralte kleine zwiſchen die ho- hen Steinklippen erbauete Capellen/ S. Gregorii die eine/ die andere S. Johannis und die 3. S. Bartholomæi und daran gelege- ne Gaͤrtlein gewieſen. Allein die groſſe Gefahr/ der Abend und mir eingebildete Unmuͤgligkeit weil anders nichts/ ſo weit man ſehen konte/ als Klippen und Felſen grauſamer Geſtalt und un- außſprechlicher Hoͤhe/ zuſehen waren/ noͤthigte mich wieder zu ruͤcke herunter und ſtiegen alſo mit ſehr muͤden Fuͤſſen uͤber ſol- ches zerbrochene und rauhe unebene Gebuͤrge wieder herab und kamen ziemlich ſpat in vorgedachte unſere Nachtherberge/ die Capelle deß Propheten Eliſei/ namen unſere Nacht mahl/ zeit ein/ welche war von eingemachten Oliven mit Oehl und Eſ- ſig ſammt einem Brantewein aus Tatteln gemacht auf einem alten verwuͤſteten Altar in ſolcher Capelle/ den wir ſtat eines Tiſches gebrauchten und legte ich mich drauf an die Wand auf die Erden auf harte Dornſtengel und Diſteln/ nam einen Stein/ ſtat deß Polſters unters Haupt und ſchlieff alſo bey ſtets brennendem Liechte vor groſſer Muͤdigkeit auf meinem weichen Bette/ ſo gut es ſeyn konte/ gar ſanffte die gantze Nacht hindurch/ biß an den hellen Morgen/ und hatten wir drauf gar einen ſchoͤnen hellen Tag/ der uns noch weiter umzu- ſehen ſehr dienlich war. An und in S. Elias Capellen Gemaͤuer auſſen an der Ecke iſt ein ſehr harter rother Fels/ ſo abſonders und niedrig und inwendig gantz ſchwartz rund und hohl iſt/ worinnen der Prophet Elias geſteckt haben ſoll/ vor der Koͤnigin Jeſabel Grimm und Blutdurſt/ da er hatte die Baalspfaffen erwuͤr- get

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/214
Zitationshilfe: Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666. , S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/214>, abgerufen am 06.05.2024.