Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727.zum III. Theil von Bibliothequen. berg und anderwärts, besonders auch in Dantzig, befindliche Gelehrte verei-nigten sich dahin, daß sie aus ihren Bibliothequen diejenigen Bücher, so in dieser Raths-Bibliothec nicht zu finden wären, zum Gebrauch dahin geben, und dagegen andere von daher, so in den ihrigen nicht befindlich, entlehnen wolten, die aber, so aus andern Büchereyen in diese Raths-Bibl. waren ge- geben worden, musten auf selbiger selbst gebrauchet werden. Hierauf ordne- te der Rath, daß die Bücher dieser Bibliothec denen Wohlthätern und ihren Kindern; nachdem, daß sie denen Geistlichen bey der Parochial-Kirch und ihren Kindern; und endlich, daß sie den Studirenden bey hiesiger Schule, unter genugsamer Beglaubigung durfften communiciret und gelehnet wer- den. Bis zuletzt der Rath resolvirte, daß selbige für iedermans Gebrauch publice solte geöffnet werden, so An. 1718. d. 20. Apr. geschahe, und von dem Hrn. Bibliothecario T. S. Bayer in gemeldtem Programmate intimi- ret wurde. Es befinden sich in dieser Bibliothec verschiedene MScta, und un- ter selbigen auch ein Codex derer Bücher Mosis mit der Chaldäischen In- terpretation und Notis Masoret. der An. 1313. geschrieben, und von einem Juden aus Cnopel nach Teutschland gebracht, von Godofredo Vegnero, Pro- fess. Regiomont. aber in Franckfurt von ihm erstanden, und endlich hie- her transferiret worden, dessen sich Opitius in seiner Edition bedienet. Fer- ner ist allhier das Neue Testament, so der Herr Ziegenbalg selbst zu Tran- quebar in Malabarischer Sprache auf Palm-Blätter geschrieben, als der 2. Exemplaria hiervon nach Coppenhagen gesandt, deren eines der Königl. Bibliothec einverleibet, das andere aber, so der Bischof Christian. Vormius bekommen, dem Hrn. M. Frid Bolzio, einem Königsberger, geschencket, und von diesem der Bibliothec inferiret worden. Lignitz. Ein gelehrter Freund überschrieb mir d. d. 9. Sept. 1726. von Lignitz Probst- E e e 2
zum III. Theil von Bibliothequen. berg und anderwaͤrts, beſonders auch in Dantzig, befindliche Gelehrte verei-nigten ſich dahin, daß ſie aus ihren Bibliothequen diejenigen Buͤcher, ſo in dieſer Raths-Bibliothec nicht zu finden waͤren, zum Gebrauch dahin geben, und dagegen andere von daher, ſo in den ihrigen nicht befindlich, entlehnen wolten, die aber, ſo aus andern Buͤchereyen in dieſe Raths-Bibl. waren ge- geben worden, muſten auf ſelbiger ſelbſt gebrauchet werden. Hierauf ordne- te der Rath, daß die Buͤcher dieſer Bibliothec denen Wohlthaͤtern und ihren Kindern; nachdem, daß ſie denen Geiſtlichen bey der Parochial-Kirch und ihren Kindern; und endlich, daß ſie den Studirenden bey hieſiger Schule, unter genugſamer Beglaubigung durfften communiciret und gelehnet wer- den. Bis zuletzt der Rath reſolvirte, daß ſelbige fuͤr iedermans Gebrauch publice ſolte geoͤffnet werden, ſo An. 1718. d. 20. Apr. geſchahe, und von dem Hrn. Bibliothecario T. S. Bayer in gemeldtem Programmate intimi- ret wurde. Es befinden ſich in dieſer Bibliothec verſchiedene MScta, und un- ter ſelbigen auch ein Codex derer Buͤcher Moſis mit der Chaldaͤiſchen In- terpretation und Notis Maſoret. der An. 1313. geſchrieben, und von einem Juden aus Cnopel nach Teutſchland gebracht, von Godofredo Vegnero, Pro- feſſ. Regiomont. aber in Franckfurt von ihm erſtanden, und endlich hie- her transferiret worden, deſſen ſich Opitius in ſeiner Edition bedienet. Fer- ner iſt allhier das Neue Teſtament, ſo der Herr Ziegenbalg ſelbſt zu Tran- quebar in Malabariſcher Sprache auf Palm-Blaͤtter geſchrieben, als der 2. Exemplaria hiervon nach Coppenhagen geſandt, deren eines der Koͤnigl. Bibliothec einverleibet, das andere aber, ſo der Biſchof Chriſtian. Vormius bekommen, dem Hrn. M. Frid Bolzio, einem Koͤnigsberger, geſchencket, und von dieſem der Bibliothec inferiret worden. Lignitz. Ein gelehrter Freund uͤberſchrieb mir d. d. 9. Sept. 1726. von Lignitz Probſt- E e e 2
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zum III. Theil von Bibliothequen.
berg und anderwaͤrts, beſonders auch in Dantzig, befindliche Gelehrte verei-
nigten ſich dahin, daß ſie aus ihren Bibliothequen diejenigen Buͤcher, ſo in
dieſer Raths-Bibliothec nicht zu finden waͤren, zum Gebrauch dahin geben,
und dagegen andere von daher, ſo in den ihrigen nicht befindlich, entlehnen
wolten, die aber, ſo aus andern Buͤchereyen in dieſe Raths-Bibl. waren ge-
geben worden, muſten auf ſelbiger ſelbſt gebrauchet werden. Hierauf ordne-
te der Rath, daß die Buͤcher dieſer Bibliothec denen Wohlthaͤtern und ihren
Kindern; nachdem, daß ſie denen Geiſtlichen bey der Parochial-Kirch und
ihren Kindern; und endlich, daß ſie den Studirenden bey hieſiger Schule,
unter genugſamer Beglaubigung durfften communiciret und gelehnet wer-
den. Bis zuletzt der Rath reſolvirte, daß ſelbige fuͤr iedermans Gebrauch
publice ſolte geoͤffnet werden, ſo An. 1718. d. 20. Apr. geſchahe, und von
dem Hrn. Bibliothecario T. S. Bayer in gemeldtem Programmate intimi-
ret wurde. Es befinden ſich in dieſer Bibliothec verſchiedene MScta, und un-
ter ſelbigen auch ein Codex derer Buͤcher Moſis mit der Chaldaͤiſchen In-
terpretation und Notis Maſoret. der An. 1313. geſchrieben, und von einem
Juden aus Cnopel nach Teutſchland gebracht, von Godofredo Vegnero, Pro-
feſſ. Regiomont. aber in Franckfurt von ihm erſtanden, und endlich hie-
her transferiret worden, deſſen ſich Opitius in ſeiner Edition bedienet. Fer-
ner iſt allhier das Neue Teſtament, ſo der Herr Ziegenbalg ſelbſt zu Tran-
quebar in Malabariſcher Sprache auf Palm-Blaͤtter geſchrieben, als der 2.
Exemplaria hiervon nach Coppenhagen geſandt, deren eines der Koͤnigl.
Bibliothec einverleibet, das andere aber, ſo der Biſchof Chriſtian. Vormius
bekommen, dem Hrn. M. Frid Bolzio, einem Koͤnigsberger, geſchencket, und
von dieſem der Bibliothec inferiret worden.
Lignitz.
Ein gelehrter Freund uͤberſchrieb mir d. d. 9. Sept. 1726. von Lignitz
folgendes: Von Bibliothecis publicis iſt hier wenig oder nichts zu ſehen.
Auf unſerer Pet. Pauliniſchen Kirche iſt eine von gar wenigen und geringen
Buͤchern zu ſehen: Jch weiß nicht, ob die Zahl 150. ſeyn mag, darunter ſind
Meß-Buͤcher und etliche Patres. Jn der Stiffts-Kirche zu S. Johannis
war ehemals eine Fuͤrſtl. gar Zahl-reiche Bibliothec von etlichen und tauſend
Stuͤck Buͤchern, welche aber An. 1688. oder 1689. bey Wegnehmung der
Kirche auf hieſiges Schloß in ein Gewoͤlbe gebracht wurde, darinnen ſie
noch gefangen liegt. Diß melde ich noch hierbey: Man bauet itzt in dem
Dorffe,
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