ser Universität siehet man manche schöne Bibliothec. Wir gehen aber wei- ter und besuchen zu
Stockholm
Die Königliche Bibliothec, von welcher bereits in vorigem Theil ge- dacht worden, daß unter den raren Büchern auch des seligen Lutheri Latei- nische Hand-Bibel mit seinen Interlineationen und Marginalien, welche er mit eigener Hand beygeschrieben, zu sehen. Jm übrigen ist diese Bibliothec groß und sehr kostbar, und sind viele rare Codices darinnen zu finden, unter andern ist daselbst ein Buch das Teufels-Buch genannt, welches von ei- nem Mönch mit Hülffe des Teufels verfertiget worden; denn man erzehlet, daß ein gewisser Mönch wegen eines grossen Verbrechens auf den Hals ge- sessen, da ihm denn Pardon versprochen worden, insoferne er dieses Buch in einer gesetzten kurtzen Frist zum Stande bringen würde. Der Mönch, wie er keine andere Auswege gesehen, hat aus zweyen Ubeln eines erwählet, und ist diese Condition eingegangen: Weil er aber wohl gesehen, daß diese Liefe- rung natürlicher Weise eine offenbare Unmöglichkeit gewesen, als hat er den Tausend-Künstler zu diesem Kunst-Stück zu Hülffe genommen, der ihm denn pro Anima treulich Beystand geleistet, und es also auf solche Art glück- lich in gesetztem Termin zu Ende gebracht. Dieser Codex Diabolicus soll 2. Ellen lang und eine Elle breit seyn, die Blätter desselben röthlich Perga- ment und auf Sclavonisch geschrieben. Ausser dieser Königlichen sind noch folgende heutiges Tages allhier berühmt, als die Bibliothec des Kammer- Herrn von Anckerstirn,item des Hof-Cantzeley-Raths Palmschiold, item des Hof-Cantzlers Sinoilsky,item des Königlichen Introducteurs Sparwenfelds, ingleichen die stattliche Bibliothec des Königl. Schwedi- schen Senatoris und Barons Claudii Rolamb; dieser hat aus Constantino- pel, dahin er von vorigem Könige in Ambassade geschickt worden, unter an- dern ein Griechisch MSct. mitgebracht, welches viele herrliche noch unge- druckte Momenta in sich begreifft. Unter denenselben haben auch die Ora- tiones Aristidis gestanden, welchen der Herr Laurentius Normannus (Profess. Graec. Lingv. zu Upsal,) der Anno 1687. und 1688. etliche seiner Schriff- ten mit einer neuen Lateinischen Version heraus gegeben, beygefüget Aristidis Oratorie, welche Aldus Manutius cum 12. aliis Rheroribus zuerst Grie- chisch heraus gegeben. Die Orationes hat der Herr Normann zum ersten mal an des Tages Licht gestellt, und aus dieser Rolambischen Bibliothec be- kommen. Tentz.M. U. 1690. pag. 165. Von der Schwedischen Nation überhaupt ist bekandt genug, daß vor langer Zeit aus ihnen viele wackere
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III. Theil vonBibliothequen.
ſer Univerſität ſiehet man manche ſchoͤne Bibliothec. Wir gehen aber wei- ter und beſuchen zu
Stockholm
Die Koͤnigliche Bibliothec, von welcher bereits in vorigem Theil ge- dacht worden, daß unter den raren Buͤchern auch des ſeligen Lutheri Latei- niſche Hand-Bibel mit ſeinen Interlineationen und Marginalien, welche er mit eigener Hand beygeſchrieben, zu ſehen. Jm uͤbrigen iſt dieſe Bibliothec groß und ſehr koſtbar, und ſind viele rare Codices darinnen zu finden, unter andern iſt daſelbſt ein Buch das Teufels-Buch genannt, welches von ei- nem Moͤnch mit Huͤlffe des Teufels verfertiget worden; denn man erzehlet, daß ein gewiſſer Moͤnch wegen eines groſſen Verbrechens auf den Hals ge- ſeſſen, da ihm denn Pardon verſprochen worden, inſoferne er dieſes Buch in einer geſetzten kurtzen Friſt zum Stande bringen wuͤrde. Der Moͤnch, wie er keine andere Auswege geſehen, hat aus zweyen Ubeln eines erwaͤhlet, und iſt dieſe Condition eingegangen: Weil er aber wohl geſehen, daß dieſe Liefe- rung natuͤrlicher Weiſe eine offenbare Unmoͤglichkeit geweſen, als hat er den Tauſend-Kuͤnſtler zu dieſem Kunſt-Stuͤck zu Huͤlffe genommen, der ihm denn pro Anima treulich Beyſtand geleiſtet, und es alſo auf ſolche Art gluͤck- lich in geſetztem Termin zu Ende gebracht. Dieſer Codex Diabolicus ſoll 2. Ellen lang und eine Elle breit ſeyn, die Blaͤtter deſſelben roͤthlich Perga- ment und auf Sclavoniſch geſchrieben. Auſſer dieſer Koͤniglichen ſind noch folgende heutiges Tages allhier beruͤhmt, als die Bibliothec des Kammer- Herrn von Anckerſtirn,item des Hof-Cantzeley-Raths Palmſchiold, item des Hof-Cantzlers Sinoilsky,item des Koͤniglichen Introducteurs Sparwenfelds, ingleichen die ſtattliche Bibliothec des Koͤnigl. Schwedi- ſchen Senatoris und Barons Claudii Rolamb; dieſer hat aus Conſtantino- pel, dahin er von vorigem Koͤnige in Ambaſſade geſchickt worden, unter an- dern ein Griechiſch MSct. mitgebracht, welches viele herrliche noch unge- druckte Momenta in ſich begreifft. Unter denenſelben haben auch die Ora- tiones Ariſtidis geſtanden, welchen der Herr Laurentius Normannus (Profeſſ. Græc. Lingv. zu Upſal,) der Anno 1687. und 1688. etliche ſeiner Schriff- ten mit einer neuen Lateiniſchen Verſion heraus gegeben, beygefuͤget Ariſtidis Oratorie, welche Aldus Manutius cum 12. aliis Rheroribus zuerſt Grie- chiſch heraus gegeben. Die Orationes hat der Herr Normann zum erſten mal an des Tages Licht geſtellt, und aus dieſer Rolambiſchen Bibliothec be- kommen. Tentz.M. U. 1690. pag. 165. Von der Schwediſchen Nation uͤberhaupt iſt bekandt genug, daß vor langer Zeit aus ihnen viele wackere
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[339/0367]
III. Theil von Bibliothequen.
ſer Univerſität ſiehet man manche ſchoͤne Bibliothec. Wir gehen aber wei-
ter und beſuchen zu
Stockholm
Die Koͤnigliche Bibliothec, von welcher bereits in vorigem Theil ge-
dacht worden, daß unter den raren Buͤchern auch des ſeligen Lutheri Latei-
niſche Hand-Bibel mit ſeinen Interlineationen und Marginalien, welche er
mit eigener Hand beygeſchrieben, zu ſehen. Jm uͤbrigen iſt dieſe Bibliothec
groß und ſehr koſtbar, und ſind viele rare Codices darinnen zu finden, unter
andern iſt daſelbſt ein Buch das Teufels-Buch genannt, welches von ei-
nem Moͤnch mit Huͤlffe des Teufels verfertiget worden; denn man erzehlet,
daß ein gewiſſer Moͤnch wegen eines groſſen Verbrechens auf den Hals ge-
ſeſſen, da ihm denn Pardon verſprochen worden, inſoferne er dieſes Buch in
einer geſetzten kurtzen Friſt zum Stande bringen wuͤrde. Der Moͤnch, wie er
keine andere Auswege geſehen, hat aus zweyen Ubeln eines erwaͤhlet, und iſt
dieſe Condition eingegangen: Weil er aber wohl geſehen, daß dieſe Liefe-
rung natuͤrlicher Weiſe eine offenbare Unmoͤglichkeit geweſen, als hat er den
Tauſend-Kuͤnſtler zu dieſem Kunſt-Stuͤck zu Huͤlffe genommen, der ihm
denn pro Anima treulich Beyſtand geleiſtet, und es alſo auf ſolche Art gluͤck-
lich in geſetztem Termin zu Ende gebracht. Dieſer Codex Diabolicus ſoll
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folgende heutiges Tages allhier beruͤhmt, als die Bibliothec des Kammer-
Herrn von Anckerſtirn, item des Hof-Cantzeley-Raths Palmſchiold,
item des Hof-Cantzlers Sinoilsky, item des Koͤniglichen Introducteurs
Sparwenfelds, ingleichen die ſtattliche Bibliothec des Koͤnigl. Schwedi-
ſchen Senatoris und Barons Claudii Rolamb; dieſer hat aus Conſtantino-
pel, dahin er von vorigem Koͤnige in Ambaſſade geſchickt worden, unter an-
dern ein Griechiſch MSct. mitgebracht, welches viele herrliche noch unge-
druckte Momenta in ſich begreifft. Unter denenſelben haben auch die Ora-
tiones Ariſtidis geſtanden, welchen der Herr Laurentius Normannus (Profeſſ.
Græc. Lingv. zu Upſal,) der Anno 1687. und 1688. etliche ſeiner Schriff-
ten mit einer neuen Lateiniſchen Verſion heraus gegeben, beygefuͤget Ariſtidis
Oratorie, welche Aldus Manutius cum 12. aliis Rheroribus zuerſt Grie-
chiſch heraus gegeben. Die Orationes hat der Herr Normann zum erſten
mal an des Tages Licht geſtellt, und aus dieſer Rolambiſchen Bibliothec be-
kommen. Tentz. M. U. 1690. pag. 165. Von der Schwediſchen Nation
uͤberhaupt iſt bekandt genug, daß vor langer Zeit aus ihnen viele wackere
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Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727, S. 339. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neickel_museographia_1727/367>, abgerufen am 07.07.2024.
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