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Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727.

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Von Museis I. Theil
tzen-Bilder mit Flügeln von Ertzt: Ein grosses helffenbeinernes Horn, wel-
ches im Heidenthum zur Zusammenruffung des Volcks soll gebraucht wor-
den seyn, daran man viele Sachen geschnitten siehet, sonderlich Hunde und
Löwen, zerrissene Kerlen: Ferner eine alte Crone vom Kayser Heinrich dem
Vierten: Item die berühmten Einhörner, deren das eine 61/2. Schuh lang,
und in die 30. Pfund schwer etc. (p) vid. A. van Eyl in seinem Paris. Conf.
pag.
374.

Versailles.

Wenn ich nur den Namen zur Erinnerung dieses Königl. Lust-Palais
in Franckreich werde geschrieben haben, so däucht mich, es sey nur ein Uber-
fluß, etwas mehrers von diesem Wunder der Welt zu gedencken, weil die
beste oratorische, historische und angenehmste Erzehlung davon nicht besser
als ein stummes Stillschweigen anzusehen wäre; darum will ich nichts mehr
denn dieses sagen: Daß die grosse marmorsteinerne Treppe eines mit der
grösten Wunderstücke ist, weil sie alles, was in Griechenland und Jtalien
Verwunderungs-würdig gewesen, beschämen soll. Die Thier-Gärten
stellen solche vierfüßige und geflügelte Thiere vor curiöse Augen, welche auch
denen, die aus fernen Ländern kommen, unbekandt sind. Glücklich kan sich
derjenige schätzen, der die Freude hat diesen Pallast nebst denen Gärten zu
besehen; er wird so satt werden, daß er in einem Jahr keine Curiositaeten
wieder wird verlangen zu sehen. Mit denen aber, welchen hierdurch der
Appetit zu curiösen Dingen erwecket worden, will ich mich nach einer solchen
Stadt begeben, darinnen derselbe durch deren Besehung ziemlich soll wieder
gestillet werden, und diese soll seyn die berühmte Republique und Stadt

Venedig.

Wunderlich ist diese Stadt wegen ihrer Situation, in Ansehung, daß
dieselbe auf 72. Jnseln in Flut und Wellen erbauet ist. Wunderlich sind ih-
re Häuser, zumalen sie auf lauter Pfähle gegründet sind. Wunderlich,
doch daß ichs besser sage, wundernswürdig sind ihre Raritäten, welche sie
denen Liebhabern derselben auf mancherley Art zeiget. Jch will in Betrach-
tung derselben mit der Bibliothec zu S. Marci einen Anfang machen, in
welcher nebst andern vielen raren Büchern zu sehen ist das Evangelium von

dem
(p) Dieses befindet sich auch von Wort zu Wort in der ausführlichen Beschreib.
der Niederlande
p. 594. Abgewichenen Jul. 1726. hatte die Stadt die Ehre
Jhro Maj. den König in Preussen zusamt dem Cron-Printzen bey sich zu sehen,
welcher letztere das Belieben hatte die sonderbaren Raritäten, zusamt der Biblio-
thec,
wegen der curieusen und alten Bücher, zu besichtigen.

Von Muſeis I. Theil
tzen-Bilder mit Fluͤgeln von Ertzt: Ein groſſes helffenbeinernes Horn, wel-
ches im Heidenthum zur Zuſammenruffung des Volcks ſoll gebraucht wor-
den ſeyn, daran man viele Sachen geſchnitten ſiehet, ſonderlich Hunde und
Loͤwen, zerriſſene Kerlen: Ferner eine alte Crone vom Kayſer Heinrich dem
Vierten: Item die beruͤhmten Einhoͤrner, deren das eine 6½. Schuh lang,
und in die 30. Pfund ſchwer ꝛc. (p) vid. A. van Eyl in ſeinem Pariſ. Conf.
pag.
374.

Verſailles.

Wenn ich nur den Namen zur Erinnerung dieſes Koͤnigl. Luſt-Palais
in Franckreich werde geſchrieben haben, ſo daͤucht mich, es ſey nur ein Uber-
fluß, etwas mehrers von dieſem Wunder der Welt zu gedencken, weil die
beſte oratoriſche, hiſtoriſche und angenehmſte Erzehlung davon nicht beſſer
als ein ſtummes Stillſchweigen anzuſehen waͤre; darum will ich nichts mehr
denn dieſes ſagen: Daß die groſſe marmorſteinerne Treppe eines mit der
groͤſten Wunderſtuͤcke iſt, weil ſie alles, was in Griechenland und Jtalien
Verwunderungs-wuͤrdig geweſen, beſchaͤmen ſoll. Die Thier-Gaͤrten
ſtellen ſolche vierfuͤßige und gefluͤgelte Thiere vor curiöſe Augen, welche auch
denen, die aus fernen Laͤndern kommen, unbekandt ſind. Gluͤcklich kan ſich
derjenige ſchaͤtzen, der die Freude hat dieſen Pallaſt nebſt denen Gaͤrten zu
beſehen; er wird ſo ſatt werden, daß er in einem Jahr keine Curioſitæten
wieder wird verlangen zu ſehen. Mit denen aber, welchen hierdurch der
Appetit zu curiöſen Dingen erwecket worden, will ich mich nach einer ſolchen
Stadt begeben, darinnen derſelbe durch deren Beſehung ziemlich ſoll wieder
geſtillet werden, und dieſe ſoll ſeyn die beruͤhmte Republique und Stadt

Venedig.

Wunderlich iſt dieſe Stadt wegen ihrer Situation, in Anſehung, daß
dieſelbe auf 72. Jnſeln in Flut und Wellen erbauet iſt. Wunderlich ſind ih-
re Haͤuſer, zumalen ſie auf lauter Pfaͤhle gegruͤndet ſind. Wunderlich,
doch daß ichs beſſer ſage, wundernswuͤrdig ſind ihre Raritaͤten, welche ſie
denen Liebhabern derſelben auf mancherley Art zeiget. Jch will in Betrach-
tung derſelben mit der Bibliothec zu S. Marci einen Anfang machen, in
welcher nebſt andern vielen raren Buͤchern zu ſehen iſt das Evangelium von

dem
(p) Dieſes befindet ſich auch von Wort zu Wort in der ausfuͤhrlichen Beſchreib.
der Niederlande
p. 594. Abgewichenen Jul. 1726. hatte die Stadt die Ehre
Jhro Maj. den Koͤnig in Preuſſen zuſamt dem Cron-Printzen bey ſich zu ſehen,
welcher letztere das Belieben hatte die ſonderbaren Raritaͤten, zuſamt der Biblio-
thec,
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[114/0142] Von Muſeis I. Theil tzen-Bilder mit Fluͤgeln von Ertzt: Ein groſſes helffenbeinernes Horn, wel- ches im Heidenthum zur Zuſammenruffung des Volcks ſoll gebraucht wor- den ſeyn, daran man viele Sachen geſchnitten ſiehet, ſonderlich Hunde und Loͤwen, zerriſſene Kerlen: Ferner eine alte Crone vom Kayſer Heinrich dem Vierten: Item die beruͤhmten Einhoͤrner, deren das eine 6½. Schuh lang, und in die 30. Pfund ſchwer ꝛc. (p) vid. A. van Eyl in ſeinem Pariſ. Conf. pag. 374. Verſailles. Wenn ich nur den Namen zur Erinnerung dieſes Koͤnigl. Luſt-Palais in Franckreich werde geſchrieben haben, ſo daͤucht mich, es ſey nur ein Uber- fluß, etwas mehrers von dieſem Wunder der Welt zu gedencken, weil die beſte oratoriſche, hiſtoriſche und angenehmſte Erzehlung davon nicht beſſer als ein ſtummes Stillſchweigen anzuſehen waͤre; darum will ich nichts mehr denn dieſes ſagen: Daß die groſſe marmorſteinerne Treppe eines mit der groͤſten Wunderſtuͤcke iſt, weil ſie alles, was in Griechenland und Jtalien Verwunderungs-wuͤrdig geweſen, beſchaͤmen ſoll. Die Thier-Gaͤrten ſtellen ſolche vierfuͤßige und gefluͤgelte Thiere vor curiöſe Augen, welche auch denen, die aus fernen Laͤndern kommen, unbekandt ſind. Gluͤcklich kan ſich derjenige ſchaͤtzen, der die Freude hat dieſen Pallaſt nebſt denen Gaͤrten zu beſehen; er wird ſo ſatt werden, daß er in einem Jahr keine Curioſitæten wieder wird verlangen zu ſehen. Mit denen aber, welchen hierdurch der Appetit zu curiöſen Dingen erwecket worden, will ich mich nach einer ſolchen Stadt begeben, darinnen derſelbe durch deren Beſehung ziemlich ſoll wieder geſtillet werden, und dieſe ſoll ſeyn die beruͤhmte Republique und Stadt Venedig. Wunderlich iſt dieſe Stadt wegen ihrer Situation, in Anſehung, daß dieſelbe auf 72. Jnſeln in Flut und Wellen erbauet iſt. Wunderlich ſind ih- re Haͤuſer, zumalen ſie auf lauter Pfaͤhle gegruͤndet ſind. Wunderlich, doch daß ichs beſſer ſage, wundernswuͤrdig ſind ihre Raritaͤten, welche ſie denen Liebhabern derſelben auf mancherley Art zeiget. Jch will in Betrach- tung derſelben mit der Bibliothec zu S. Marci einen Anfang machen, in welcher nebſt andern vielen raren Buͤchern zu ſehen iſt das Evangelium von dem (p) Dieſes befindet ſich auch von Wort zu Wort in der ausfuͤhrlichen Beſchreib. der Niederlande p. 594. Abgewichenen Jul. 1726. hatte die Stadt die Ehre Jhro Maj. den Koͤnig in Preuſſen zuſamt dem Cron-Printzen bey ſich zu ſehen, welcher letztere das Belieben hatte die ſonderbaren Raritaͤten, zuſamt der Biblio- thec, wegen der curieuſen und alten Buͤcher, zu beſichtigen.

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Zitationshilfe: Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neickel_museographia_1727/142>, abgerufen am 25.11.2024.