Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727.Das V. Capitel. dem heil. Evangelisten Marco mit eigner Hand geschrieben, welches zu Aqui-leja oder Aglar, woselbst dieser hochheilige Mann die Christliche Religion ausgebreitet, lange Zeit verwahret worden, bis man es endlich nach Vene- dig transportiret hat. Der Cardinal Bessarion hat seine Bibliothec, als einen Grund-Stein Sonsten sind allhier auch noch verschiedene andre vortreffliche Biblio- Titian, P 2
Das V. Capitel. dem heil. Evangeliſten Marco mit eigner Hand geſchrieben, welches zu Aqui-leja oder Aglar, woſelbſt dieſer hochheilige Mann die Chriſtliche Religion ausgebreitet, lange Zeit verwahret worden, bis man es endlich nach Vene- dig transportiret hat. Der Cardinal Beſſarion hat ſeine Bibliothec, als einen Grund-Stein Sonſten ſind allhier auch noch verſchiedene andre vortreffliche Biblio- Titian, P 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0143" n="115"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das <hi rendition="#aq">V.</hi> Capitel.</hi></fw><lb/> dem heil. Evangeliſten <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Marco</hi></hi> mit eigner Hand geſchrieben, welches zu <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Aqui-<lb/> leja</hi></hi> oder <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Aglar</hi>,</hi> woſelbſt dieſer hochheilige Mann die Chriſtliche Religion<lb/> ausgebreitet, lange Zeit verwahret worden, bis man es endlich nach <hi rendition="#fr">Vene-<lb/> dig</hi> <hi rendition="#aq">transporti</hi>ret hat.</p><lb/> <p>Der <hi rendition="#aq">Cardinal <hi rendition="#i">Beſſarion</hi></hi> hat ſeine <hi rendition="#aq">Bibliothec,</hi> als einen Grund-Stein<lb/> der darauf erbauten Venetianiſchen, dem Rath dieſer Stadt, als welche er<lb/> fuͤr die Griechen, die damalen von den Barbaren angefochten wurden, ſehr<lb/> bequem erachtete, wegen der Nachbarſchafft und Schiff-Fahrt, durch ein<lb/> rechtmaͤßig Vermaͤchtniß uͤbergeben. Solchem nach findet man in dieſer<lb/><hi rendition="#aq">Bibliothec</hi> ſehr viele Griechiſche <hi rendition="#aq">Volumina,</hi> die faſt alle <hi rendition="#aq">MScta</hi> ſind, wel-<lb/> che die <hi rendition="#aq">Republique</hi> fuͤr 30000. Ducaten hat einkauffen laſſen. Ein ande-<lb/> rer <hi rendition="#aq">Autor</hi> iſt der Meynung, <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Beſſarion</hi></hi> haben dieſe <hi rendition="#aq">MSt.</hi> 30000. Cronen geko-<lb/> ſtet, die er nach ſeinem Ableben an die <hi rendition="#aq">Republic</hi> oder Venetianiſche <hi rendition="#aq">Biblio-<lb/> thec</hi> vermacht. Jn welchem Jahr ſie aber ihren Anfang genommen, weiſet<lb/> folgende lateiniſche <hi rendition="#aq">Inſcription,</hi> welche zu teutſch alſo heiſſen moͤchte: <hi rendition="#fr">Auf<lb/> Vermaͤchtniß des</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Card. Beſſarions</hi></hi> <hi rendition="#fr">und Befehl des Raths, wie auch<lb/> Sorge der</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Proturator</hi></hi><hi rendition="#fr">en</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">S. Marci, Philip. Trono, Antonii Capillo, Andreœ Leo-<lb/> ne, Victoris Grimano</hi></hi> <hi rendition="#fr">und</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Joh. à Lege</hi></hi> <hi rendition="#fr">Ritters, iſt dieſe</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Bibliothec</hi></hi> <hi rendition="#fr">geſtifftet<lb/> und aufgerichtet worden, da</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">M. Ant. Triviſano</hi></hi> <hi rendition="#fr">Hertzog war, und im<lb/> 1133. Jahre nach Erbauung der Stadt.</hi> Vor <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Beſſarion</hi></hi> aber hat <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Pe-<lb/> trarcha</hi></hi> (vor Zeiten ein <hi rendition="#aq">Canonicus</hi> der Kirche zu <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Padua</hi>,</hi>) ſeine <hi rendition="#aq">Bibliothec</hi><lb/> ſchon dieſer <hi rendition="#aq">Republic</hi> vermacht. Nachdem aber obgedachter <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Beſſarion</hi></hi> ſeine<lb/><hi rendition="#aq">Bibliothec</hi> auch dazu geſchenckt, iſt die Stadt bewogen worden, einen ge-<lb/> wiſſen Raum zu erwaͤhlen, da dieſe <hi rendition="#aq">Bibliothec</hi> koͤnte aufgeſetzt werden:<lb/> Wozu denn das <hi rendition="#aq">Procuratur-</hi>Haus, gerade gegen dem Pallaſt <hi rendition="#aq">S. Marco</hi><lb/> uͤber, genommen, und folglich daſelbſt dieſe <hi rendition="#aq">Bibliothec</hi> aufgerichtet worden.<lb/> Es iſt aber nicht bey dieſen beyden, nemlich des <hi rendition="#aq">Petrarchæ</hi> und <hi rendition="#aq">Beſſarions,<lb/> Bibliothec</hi> geblieben, ſondern es haben deren Exempel nachmals einige aus<lb/> dem Rath zu <hi rendition="#fr">Venedig</hi> gefolgt, als <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Hieronymus Leander</hi></hi> und <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Grimanus</hi>,</hi> bey-<lb/> de <hi rendition="#aq">Cardinæl</hi>e, nebſt noch etlichen andern, daß alſo dieſe <hi rendition="#aq">Bibliothec</hi> ſo zahl-<lb/> reich, als ſchoͤn iſt. Das <hi rendition="#aq">MSct. <hi rendition="#i">S. Auguſtini de Conſideratione Dei</hi></hi> iſt von<lb/> groſſem <hi rendition="#aq">Æſtim.</hi></p><lb/> <p>Sonſten ſind allhier auch noch verſchiedene andre vortreffliche <hi rendition="#aq">Biblio-<lb/> thek</hi>en, nemlich in den Cloͤſtern und <hi rendition="#aq">Collegiis</hi> zu <hi rendition="#aq">S. Johannis</hi> und <hi rendition="#aq">Pauli, S.<lb/> Stephani, Servorum Mariæ, S. Georgii Majoris,</hi> ſo eine der ſchoͤnſten mit<lb/> unter allen, <hi rendition="#aq">S. Dominici, S. Antonii,</hi> welche vor Zeiten des <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Pici a Mirandulæ</hi></hi><lb/> ſeine geweſen. Jn den meiſten unter dieſen und ſonderlich in der erſtgemeld-<lb/> ten Venetianiſchen <hi rendition="#aq">Bibliothec</hi> findet man ausbuͤndige rare Gemaͤhlde von<lb/> <fw place="bottom" type="sig">P 2</fw><fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Titian</hi>,</hi></fw><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [115/0143]
Das V. Capitel.
dem heil. Evangeliſten Marco mit eigner Hand geſchrieben, welches zu Aqui-
leja oder Aglar, woſelbſt dieſer hochheilige Mann die Chriſtliche Religion
ausgebreitet, lange Zeit verwahret worden, bis man es endlich nach Vene-
dig transportiret hat.
Der Cardinal Beſſarion hat ſeine Bibliothec, als einen Grund-Stein
der darauf erbauten Venetianiſchen, dem Rath dieſer Stadt, als welche er
fuͤr die Griechen, die damalen von den Barbaren angefochten wurden, ſehr
bequem erachtete, wegen der Nachbarſchafft und Schiff-Fahrt, durch ein
rechtmaͤßig Vermaͤchtniß uͤbergeben. Solchem nach findet man in dieſer
Bibliothec ſehr viele Griechiſche Volumina, die faſt alle MScta ſind, wel-
che die Republique fuͤr 30000. Ducaten hat einkauffen laſſen. Ein ande-
rer Autor iſt der Meynung, Beſſarion haben dieſe MSt. 30000. Cronen geko-
ſtet, die er nach ſeinem Ableben an die Republic oder Venetianiſche Biblio-
thec vermacht. Jn welchem Jahr ſie aber ihren Anfang genommen, weiſet
folgende lateiniſche Inſcription, welche zu teutſch alſo heiſſen moͤchte: Auf
Vermaͤchtniß des Card. Beſſarions und Befehl des Raths, wie auch
Sorge der Proturatoren S. Marci, Philip. Trono, Antonii Capillo, Andreœ Leo-
ne, Victoris Grimano und Joh. à Lege Ritters, iſt dieſe Bibliothec geſtifftet
und aufgerichtet worden, da M. Ant. Triviſano Hertzog war, und im
1133. Jahre nach Erbauung der Stadt. Vor Beſſarion aber hat Pe-
trarcha (vor Zeiten ein Canonicus der Kirche zu Padua,) ſeine Bibliothec
ſchon dieſer Republic vermacht. Nachdem aber obgedachter Beſſarion ſeine
Bibliothec auch dazu geſchenckt, iſt die Stadt bewogen worden, einen ge-
wiſſen Raum zu erwaͤhlen, da dieſe Bibliothec koͤnte aufgeſetzt werden:
Wozu denn das Procuratur-Haus, gerade gegen dem Pallaſt S. Marco
uͤber, genommen, und folglich daſelbſt dieſe Bibliothec aufgerichtet worden.
Es iſt aber nicht bey dieſen beyden, nemlich des Petrarchæ und Beſſarions,
Bibliothec geblieben, ſondern es haben deren Exempel nachmals einige aus
dem Rath zu Venedig gefolgt, als Hieronymus Leander und Grimanus, bey-
de Cardinæle, nebſt noch etlichen andern, daß alſo dieſe Bibliothec ſo zahl-
reich, als ſchoͤn iſt. Das MSct. S. Auguſtini de Conſideratione Dei iſt von
groſſem Æſtim.
Sonſten ſind allhier auch noch verſchiedene andre vortreffliche Biblio-
theken, nemlich in den Cloͤſtern und Collegiis zu S. Johannis und Pauli, S.
Stephani, Servorum Mariæ, S. Georgii Majoris, ſo eine der ſchoͤnſten mit
unter allen, S. Dominici, S. Antonii, welche vor Zeiten des Pici a Mirandulæ
ſeine geweſen. Jn den meiſten unter dieſen und ſonderlich in der erſtgemeld-
ten Venetianiſchen Bibliothec findet man ausbuͤndige rare Gemaͤhlde von
Titian,
P 2
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |