suchten Erkenntnis (Hypothese) in ihrer Durchführung; z. B. der Erkenntnis der Zahl in der Zählung, die das Gesetz der Zahl zu Grunde legt, mithin alle Zahlbestimmung, die bei der Zählung herauskommen kann, dem Prinzip nach voraus enthält; der Erkenntnis des Maasses in der Messung, von der das Ent- sprechende gilt; der Qualität in der Vergleichung, die den Gattungsbegriff zu Grunde legt; der zeitlichen Relationen in dem induktiven Aufbau der Gesetzlichkeit der Zeitordnung des Geschehens, der die Gesetzlichkeit überhaupt und auch eine gewisse Grundgestalt dieser Gesetzlichkeit schon voraus- setzt; und so durchweg. Wahrnehmung besagt nur den Einzel- schritt auf dem Wege dieser stetig fortschreitenden Verknüpfung von Denkbestimmungen zur Determination eines denkgemässen Geschehens. Die allgemeine Bedingung aber, die hiefür leitend ist, ist die der ausschliesslichen Einheit der gedank- lichen Verknüpfung, d. i. der Einzigkeit der Existenz, in welche jeder gemachte Ansatz sich fügen soll. Nichts andres unterscheidet eine Wahrnehmung, die als solche die Existenz des Wahrgenommenen einschliesst, von einer leeren Einbildung oder einem flüchtigen Einfall. Diese Einzigkeit ist aber selbst eine Folge des Grundgesetzes der Einheit, welches das Gesetz des Denkens selbst ist.
Aber die Dinge sind doch hoffentlich in einziger Weise bestimmt? -- Antwort: das war nicht unsere Frage, noch wüssten wir mit dieser Frage irgend etwas anzufangen, da jeder Boden fehlt, um über Dinge, abgesehen von unserer Er- kenntnis, etwas auszumachen. Wir erklären nur: für die Erkenntnis ist nichts bestimmt, was nicht sie selbst be- stimmt hat; und allein von der bereits erreichten Erkenntnis aus lässt sich mit verständlichem Sinn davon reden, dass und wie die Dinge selbst bestimmt seien; welche Rede aber dann auch nur gilt in den Grenzen unserer Erkenntnis und von ihrem Gegenstande.
Die merkwürdige Folge, die sich aus diesem allen ergiebt, ist, dass die Determiniertheit der Thatsache, die man für das erdenklich ursprünglichste Datum hielt, vielmehr zur unendlichen, nie abschliessend lösbaren Aufgabe wird. Nie lässt sich
suchten Erkenntnis (Hypothese) in ihrer Durchführung; z. B. der Erkenntnis der Zahl in der Zählung, die das Gesetz der Zahl zu Grunde legt, mithin alle Zahlbestimmung, die bei der Zählung herauskommen kann, dem Prinzip nach voraus enthält; der Erkenntnis des Maasses in der Messung, von der das Ent- sprechende gilt; der Qualität in der Vergleichung, die den Gattungsbegriff zu Grunde legt; der zeitlichen Relationen in dem induktiven Aufbau der Gesetzlichkeit der Zeitordnung des Geschehens, der die Gesetzlichkeit überhaupt und auch eine gewisse Grundgestalt dieser Gesetzlichkeit schon voraus- setzt; und so durchweg. Wahrnehmung besagt nur den Einzel- schritt auf dem Wege dieser stetig fortschreitenden Verknüpfung von Denkbestimmungen zur Determination eines denkgemässen Geschehens. Die allgemeine Bedingung aber, die hiefür leitend ist, ist die der ausschliesslichen Einheit der gedank- lichen Verknüpfung, d. i. der Einzigkeit der Existenz, in welche jeder gemachte Ansatz sich fügen soll. Nichts andres unterscheidet eine Wahrnehmung, die als solche die Existenz des Wahrgenommenen einschliesst, von einer leeren Einbildung oder einem flüchtigen Einfall. Diese Einzigkeit ist aber selbst eine Folge des Grundgesetzes der Einheit, welches das Gesetz des Denkens selbst ist.
Aber die Dinge sind doch hoffentlich in einziger Weise bestimmt? — Antwort: das war nicht unsere Frage, noch wüssten wir mit dieser Frage irgend etwas anzufangen, da jeder Boden fehlt, um über Dinge, abgesehen von unserer Er- kenntnis, etwas auszumachen. Wir erklären nur: für die Erkenntnis ist nichts bestimmt, was nicht sie selbst be- stimmt hat; und allein von der bereits erreichten Erkenntnis aus lässt sich mit verständlichem Sinn davon reden, dass und wie die Dinge selbst bestimmt seien; welche Rede aber dann auch nur gilt in den Grenzen unserer Erkenntnis und von ihrem Gegenstande.
Die merkwürdige Folge, die sich aus diesem allen ergiebt, ist, dass die Determiniertheit der Thatsache, die man für das erdenklich ursprünglichste Datum hielt, vielmehr zur unendlichen, nie abschliessend lösbaren Aufgabe wird. Nie lässt sich
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suchten Erkenntnis (Hypothese) in ihrer Durchführung; z. B.
der Erkenntnis der Zahl in der Zählung, die das Gesetz der
Zahl zu Grunde legt, mithin alle Zahlbestimmung, die bei der
Zählung herauskommen kann, dem Prinzip nach voraus enthält;
der Erkenntnis des Maasses in der Messung, von der das Ent-
sprechende gilt; der Qualität in der Vergleichung, die den
Gattungsbegriff zu Grunde legt; der zeitlichen Relationen in
dem induktiven Aufbau der Gesetzlichkeit der Zeitordnung
des Geschehens, der die Gesetzlichkeit überhaupt und auch
eine gewisse Grundgestalt dieser Gesetzlichkeit schon voraus-
setzt; und so durchweg. Wahrnehmung besagt nur den Einzel-
schritt auf dem Wege dieser stetig fortschreitenden Verknüpfung
von Denkbestimmungen zur Determination eines denkgemässen
Geschehens. Die allgemeine Bedingung aber, die hiefür leitend
ist, ist die der ausschliesslichen Einheit der gedank-
lichen Verknüpfung, d. i. der Einzigkeit der Existenz,
in welche jeder gemachte Ansatz sich fügen soll. Nichts
andres unterscheidet eine Wahrnehmung, die als solche die
Existenz des Wahrgenommenen einschliesst, von einer leeren
Einbildung oder einem flüchtigen Einfall. Diese Einzigkeit
ist aber selbst eine Folge des Grundgesetzes der Einheit, welches
das Gesetz des Denkens selbst ist.
Aber die Dinge sind doch hoffentlich in einziger Weise
bestimmt? — Antwort: das war nicht unsere Frage, noch
wüssten wir mit dieser Frage irgend etwas anzufangen, da
jeder Boden fehlt, um über Dinge, abgesehen von unserer Er-
kenntnis, etwas auszumachen. Wir erklären nur: für die
Erkenntnis ist nichts bestimmt, was nicht sie selbst be-
stimmt hat; und allein von der bereits erreichten Erkenntnis
aus lässt sich mit verständlichem Sinn davon reden, dass und
wie die Dinge selbst bestimmt seien; welche Rede aber dann
auch nur gilt in den Grenzen unserer Erkenntnis und von
ihrem Gegenstande.
Die merkwürdige Folge, die sich aus diesem allen ergiebt,
ist, dass die Determiniertheit der Thatsache, die man für das
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Natorp, Paul: Sozialpädagogik. Stuttgart, 1899, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/natorp_sozialpaedagogik_1899/45>, abgerufen am 25.11.2024.
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