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Nathusius, Marie: Die Kammerjungfer. Eine Stadtgeschichte. Halle (Saale), 1851.

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Fritz eilte hinaus. Der Korb mit dem Holze stand
noch dort, alles mögliche aus der Speisekammer packte
er hinzu und eilte nun voran in Klärchens Wohnung.
Wie fand er es hier! öde und kalt, das Kind wei¬
nend, die Großmutter klagend. Mit zitternden Händen
machte er selbst Feuer, stellte Wasser dabei, und als
Tante Rieke mit dem eingekleideten Klärchen in die
Stube trat, hörte diese wenigstens das tröstliche Kni¬
stern im Ofen. Sie sah ihn so demüthig und dank¬
bar an, er konnte den Blick nicht vertragen, sein Ge¬
wissen machte ihm Vorwürfe, daß er sie darben ließ;
freilich war sein Gretchen in den Tagen schwer krank
gewesen, und seine Zeit durch die Pflege hingenommen,
aber daran dachte er jetzt nicht, sondern nur an seine
Schuld.

Als er darauf den Abend allein saß und dem
neuen Jahr entgegen wachte, -- denn sein alter Vater
war jetzt sehr kränklich und auch die Tante von den
vorhergegangenen Nachtwachen angegriffen, -- da gin¬
gen seine Gedanken zurück in die Vergangenheit. Es
waren zwei Jahr, daß er zu Klärchen die warnenden
Worte gesprochen, -- wie hatte sich seitdem alles geän¬
dert! Er fühlte dankbar, daß der Herr seine Gebete
erhört, an der Seite seines treuen Gretchens war er
von aller Unruhe des Herzens geheilt, und wenn auch
die Jugenderinnerung zuweilen wunderlich durch seine
Seele klang, so hatte das nichts Schmerzliches mehr.
Klärchen war der Welt entfremdet und dem Himmel
gewonnen; Fritz flehte zum Herrn, daß er alle ihre
Herzen verklären möge, daß er sie einen Weg führe

Fritz eilte hinaus. Der Korb mit dem Holze ſtand
noch dort, alles mögliche aus der Speiſekammer packte
er hinzu und eilte nun voran in Klärchens Wohnung.
Wie fand er es hier! öde und kalt, das Kind wei¬
nend, die Großmutter klagend. Mit zitternden Händen
machte er ſelbſt Feuer, ſtellte Waſſer dabei, und als
Tante Rieke mit dem eingekleideten Klärchen in die
Stube trat, hörte dieſe wenigſtens das tröſtliche Kni¬
ſtern im Ofen. Sie ſah ihn ſo demüthig und dank¬
bar an, er konnte den Blick nicht vertragen, ſein Ge¬
wiſſen machte ihm Vorwürfe, daß er ſie darben ließ;
freilich war ſein Gretchen in den Tagen ſchwer krank
geweſen, und ſeine Zeit durch die Pflege hingenommen,
aber daran dachte er jetzt nicht, ſondern nur an ſeine
Schuld.

Als er darauf den Abend allein ſaß und dem
neuen Jahr entgegen wachte, — denn ſein alter Vater
war jetzt ſehr kränklich und auch die Tante von den
vorhergegangenen Nachtwachen angegriffen, — da gin¬
gen ſeine Gedanken zurück in die Vergangenheit. Es
waren zwei Jahr, daß er zu Klärchen die warnenden
Worte geſprochen, — wie hatte ſich ſeitdem alles geän¬
dert! Er fühlte dankbar, daß der Herr ſeine Gebete
erhört, an der Seite ſeines treuen Gretchens war er
von aller Unruhe des Herzens geheilt, und wenn auch
die Jugenderinnerung zuweilen wunderlich durch ſeine
Seele klang, ſo hatte das nichts Schmerzliches mehr.
Klärchen war der Welt entfremdet und dem Himmel
gewonnen; Fritz flehte zum Herrn, daß er alle ihre
Herzen verklären möge, daß er ſie einen Weg führe

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[137/0143] Fritz eilte hinaus. Der Korb mit dem Holze ſtand noch dort, alles mögliche aus der Speiſekammer packte er hinzu und eilte nun voran in Klärchens Wohnung. Wie fand er es hier! öde und kalt, das Kind wei¬ nend, die Großmutter klagend. Mit zitternden Händen machte er ſelbſt Feuer, ſtellte Waſſer dabei, und als Tante Rieke mit dem eingekleideten Klärchen in die Stube trat, hörte dieſe wenigſtens das tröſtliche Kni¬ ſtern im Ofen. Sie ſah ihn ſo demüthig und dank¬ bar an, er konnte den Blick nicht vertragen, ſein Ge¬ wiſſen machte ihm Vorwürfe, daß er ſie darben ließ; freilich war ſein Gretchen in den Tagen ſchwer krank geweſen, und ſeine Zeit durch die Pflege hingenommen, aber daran dachte er jetzt nicht, ſondern nur an ſeine Schuld. Als er darauf den Abend allein ſaß und dem neuen Jahr entgegen wachte, — denn ſein alter Vater war jetzt ſehr kränklich und auch die Tante von den vorhergegangenen Nachtwachen angegriffen, — da gin¬ gen ſeine Gedanken zurück in die Vergangenheit. Es waren zwei Jahr, daß er zu Klärchen die warnenden Worte geſprochen, — wie hatte ſich ſeitdem alles geän¬ dert! Er fühlte dankbar, daß der Herr ſeine Gebete erhört, an der Seite ſeines treuen Gretchens war er von aller Unruhe des Herzens geheilt, und wenn auch die Jugenderinnerung zuweilen wunderlich durch ſeine Seele klang, ſo hatte das nichts Schmerzliches mehr. Klärchen war der Welt entfremdet und dem Himmel gewonnen; Fritz flehte zum Herrn, daß er alle ihre Herzen verklären möge, daß er ſie einen Weg führe

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Zitationshilfe: Nathusius, Marie: Die Kammerjungfer. Eine Stadtgeschichte. Halle (Saale), 1851, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nathusius_kammerjungfer_1851/143>, abgerufen am 26.11.2024.