Nathusius, Marie: Die Kammerjungfer. Eine Stadtgeschichte. Halle (Saale), 1851.rika gegangen sei. Klärchen, überwältigt von diesen Liebes Klärchen! Ich schreibe in großer Eile. Klärchen ließ es willenlos geschehen, daß auch rika gegangen ſei. Klärchen, überwältigt von dieſen Liebes Klärchen! Ich ſchreibe in großer Eile. Klärchen ließ es willenlos geſchehen, daß auch <TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0128" n="122"/> rika gegangen ſei. Klärchen, überwältigt von dieſen<lb/> Nachrichten, ſaß laut jammernd neben der Wiege, Frau<lb/> Krauter kam dazu, jammerte mit und vermehrte die<lb/> Verwirrung. — Im Schranke fand man nichts. Klär¬<lb/> chen erzählte, daß Günther vor kurzer Zeit viele un¬<lb/> nütze Papiere, wie er ſie genannt, verbrannt habe.<lb/> Während ſich zu den genannten Perſonen noch Wirths¬<lb/> leute und Mitbewohner des Hauſes eingefunden hat¬<lb/> ten, und das kleine Gretchen, vom Lärmen aufge¬<lb/> weckt, laut dazwiſchen ſchrie, kam der Poſtbote und<lb/> brachte einen Brief für Klärchen. Haſtig erbrach ſie<lb/> ihn und las:</p><lb/> <p>Liebes Klärchen! Ich ſchreibe in großer Eile.<lb/> Wenn Du dieſe Zeilen lieſt, bin ich bald in Ham¬<lb/> burg und beſteige gleich nach meiner Ankunft ein Dampf¬<lb/> ſchiff, das mich nach London und dann weiter nach<lb/> Amerika bringt. Packe ſchnell Deine Sachen, Deine<lb/> Ausſtattung kann Dir Niemand ſtreitig machen, und<lb/> komm nach Hamburg mit unſerem kleinen Gretchen.<lb/> In der Vorſtadt St. Pauli Nr. 10. wirſt Du, wenn<lb/> Du Deinen Namen ſagſt, freundlich aufgenommen,<lb/> wirſt alles Uebrige erfahren und eine bequeme Ueber¬<lb/> fahrt nach Amerika haben. Ich beſchwöre Dich, laß<lb/> mich nicht im Stich, ich kann nicht leben ohne Dich<lb/> und ohne unſer liebes Kind, ich werde Dich mit offe¬<lb/> nen Armen empfangen und in unſer Hotel führen, da<lb/> ſollſt Du fürſtlich leben und die Bettelwirthſchaft, die<lb/> Dich jetzt drückte, bald vergeſſen. — Du kommſt!<lb/> ich zweifle nicht und bin ewig Dein Eduard Günther.</p><lb/> <p>Klärchen ließ es willenlos geſchehen, daß auch<lb/> Herr Reinhard den Brief nahm und las. Er ward<lb/></p> </body> </text> </TEI> [122/0128]
rika gegangen ſei. Klärchen, überwältigt von dieſen
Nachrichten, ſaß laut jammernd neben der Wiege, Frau
Krauter kam dazu, jammerte mit und vermehrte die
Verwirrung. — Im Schranke fand man nichts. Klär¬
chen erzählte, daß Günther vor kurzer Zeit viele un¬
nütze Papiere, wie er ſie genannt, verbrannt habe.
Während ſich zu den genannten Perſonen noch Wirths¬
leute und Mitbewohner des Hauſes eingefunden hat¬
ten, und das kleine Gretchen, vom Lärmen aufge¬
weckt, laut dazwiſchen ſchrie, kam der Poſtbote und
brachte einen Brief für Klärchen. Haſtig erbrach ſie
ihn und las:
Liebes Klärchen! Ich ſchreibe in großer Eile.
Wenn Du dieſe Zeilen lieſt, bin ich bald in Ham¬
burg und beſteige gleich nach meiner Ankunft ein Dampf¬
ſchiff, das mich nach London und dann weiter nach
Amerika bringt. Packe ſchnell Deine Sachen, Deine
Ausſtattung kann Dir Niemand ſtreitig machen, und
komm nach Hamburg mit unſerem kleinen Gretchen.
In der Vorſtadt St. Pauli Nr. 10. wirſt Du, wenn
Du Deinen Namen ſagſt, freundlich aufgenommen,
wirſt alles Uebrige erfahren und eine bequeme Ueber¬
fahrt nach Amerika haben. Ich beſchwöre Dich, laß
mich nicht im Stich, ich kann nicht leben ohne Dich
und ohne unſer liebes Kind, ich werde Dich mit offe¬
nen Armen empfangen und in unſer Hotel führen, da
ſollſt Du fürſtlich leben und die Bettelwirthſchaft, die
Dich jetzt drückte, bald vergeſſen. — Du kommſt!
ich zweifle nicht und bin ewig Dein Eduard Günther.
Klärchen ließ es willenlos geſchehen, daß auch
Herr Reinhard den Brief nahm und las. Er ward
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