Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 4. Altenburg, 1779.

Bild:
<< vorherige Seite

saunerinn von Siegwarts Klostergeschichte,
haben alle die Jnokulation der Liebe über-
standen.

Er. Das scheint hier nicht der Fall.
Jch hielts anfangs auch für Weiblichkeit,
für eine iüngferliche Schrulle, gab ihr drey
Tage Bedenkzeit: sie bleibt unwandelbar
bey ihrem Entschluß, und dieser ist bey mir
nun rechtskräftig worden, darum hab ich
auch bereits dem Vetter Anton und Sohn
das nöthige insinuirt.

Jch. O weh! da wird grosser Jammer
und Herzeleid gewesen seyn.

Er. Das kan ich eben nicht sagen. Die
Leute denken solid, wie Kaufleute zu denken
gewohnt sind, denen ist es ia nichts neues,
daß sich ein Handelsgeschäft zerschlägt:
Der gegenseitige Kontrakt wurde mit unser
aller guten Bewilligung aufgehoben.

Jch. Hätte wahrlich dem iungen Mann
so viel Kontenanz nicht zugetraut!

Er.

ſaunerinn von Siegwarts Kloſtergeſchichte,
haben alle die Jnokulation der Liebe uͤber-
ſtanden.

Er. Das ſcheint hier nicht der Fall.
Jch hielts anfangs auch fuͤr Weiblichkeit,
fuͤr eine iuͤngferliche Schrulle, gab ihr drey
Tage Bedenkzeit: ſie bleibt unwandelbar
bey ihrem Entſchluß, und dieſer iſt bey mir
nun rechtskraͤftig worden, darum hab ich
auch bereits dem Vetter Anton und Sohn
das noͤthige inſinuirt.

Jch. O weh! da wird groſſer Jammer
und Herzeleid geweſen ſeyn.

Er. Das kan ich eben nicht ſagen. Die
Leute denken ſolid, wie Kaufleute zu denken
gewohnt ſind, denen iſt es ia nichts neues,
daß ſich ein Handelsgeſchaͤft zerſchlaͤgt:
Der gegenſeitige Kontrakt wurde mit unſer
aller guten Bewilligung aufgehoben.

Jch. Haͤtte wahrlich dem iungen Mann
ſo viel Kontenanz nicht zugetraut!

Er.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0232" n="224"/>
&#x017F;aunerinn von Siegwarts Klo&#x017F;terge&#x017F;chichte,<lb/>
haben alle die Jnokulation der Liebe u&#x0364;ber-<lb/>
&#x017F;tanden.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Er</hi>. Das &#x017F;cheint hier nicht der Fall.<lb/>
Jch hielts anfangs auch fu&#x0364;r Weiblichkeit,<lb/>
fu&#x0364;r eine iu&#x0364;ngferliche Schrulle, gab ihr drey<lb/>
Tage Bedenkzeit: &#x017F;ie bleibt unwandelbar<lb/>
bey ihrem Ent&#x017F;chluß, und die&#x017F;er i&#x017F;t bey mir<lb/>
nun rechtskra&#x0364;ftig worden, darum hab ich<lb/>
auch bereits dem Vetter Anton und Sohn<lb/>
das no&#x0364;thige in&#x017F;inuirt.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Jch</hi>. O weh! da wird gro&#x017F;&#x017F;er Jammer<lb/>
und Herzeleid gewe&#x017F;en &#x017F;eyn.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Er</hi>. Das kan ich eben nicht &#x017F;agen. Die<lb/>
Leute denken &#x017F;olid, wie Kaufleute zu denken<lb/>
gewohnt &#x017F;ind, denen i&#x017F;t es ia nichts neues,<lb/>
daß &#x017F;ich ein Handelsge&#x017F;cha&#x0364;ft zer&#x017F;chla&#x0364;gt:<lb/>
Der gegen&#x017F;eitige Kontrakt wurde mit un&#x017F;er<lb/>
aller guten Bewilligung aufgehoben.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Jch</hi>. Ha&#x0364;tte wahrlich dem iungen Mann<lb/>
&#x017F;o viel Kontenanz nicht zugetraut!</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">Er</hi>.</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[224/0232] ſaunerinn von Siegwarts Kloſtergeſchichte, haben alle die Jnokulation der Liebe uͤber- ſtanden. Er. Das ſcheint hier nicht der Fall. Jch hielts anfangs auch fuͤr Weiblichkeit, fuͤr eine iuͤngferliche Schrulle, gab ihr drey Tage Bedenkzeit: ſie bleibt unwandelbar bey ihrem Entſchluß, und dieſer iſt bey mir nun rechtskraͤftig worden, darum hab ich auch bereits dem Vetter Anton und Sohn das noͤthige inſinuirt. Jch. O weh! da wird groſſer Jammer und Herzeleid geweſen ſeyn. Er. Das kan ich eben nicht ſagen. Die Leute denken ſolid, wie Kaufleute zu denken gewohnt ſind, denen iſt es ia nichts neues, daß ſich ein Handelsgeſchaͤft zerſchlaͤgt: Der gegenſeitige Kontrakt wurde mit unſer aller guten Bewilligung aufgehoben. Jch. Haͤtte wahrlich dem iungen Mann ſo viel Kontenanz nicht zugetraut! Er.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen04_1779
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen04_1779/232
Zitationshilfe: Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 4. Altenburg, 1779, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen04_1779/232>, abgerufen am 18.04.2024.