zu flicken, zu hämmern, zu dehnen, weg- zuschneiden, ihn wie einen umgewandten Handschuh nach Beschaffenheit der Umstän- de für iede Hand zu gebrauchen.
Jch erkieste die nächste physiognomische Privatstunde, die ich in der väterlichen Bibliothek, mit Lottchen zuweilen zu hal- ten pflegte, zur Ausführung meines Vor- habens; und wenn das Gleichniß in sei- nem ganzen Umfange genommen, und auf ein Frauenzimmer angewendet, nicht auf eine unsaubere Nebenidee führte, würd ich sagen, daß ich meine Disposition vorläuffig dahin genommen hätte, das physiognomi- sche Werk diesmal zum Taubenkropf zu gebrauchen, wodurch ich bello modo den Transitus zum Tentamen einzuleiten ge- dachte. Allein das Jüngferchen wollt' mir nicht zur Rede stehen, und lief geflissent- lich einigemal hinter der Schul weg, wor- aus ich nicht ohne Grund vermuthete, sie
müsse
M 4
zu flicken, zu haͤmmern, zu dehnen, weg- zuſchneiden, ihn wie einen umgewandten Handſchuh nach Beſchaffenheit der Umſtaͤn- de fuͤr iede Hand zu gebrauchen.
Jch erkieſte die naͤchſte phyſiognomiſche Privatſtunde, die ich in der vaͤterlichen Bibliothek, mit Lottchen zuweilen zu hal- ten pflegte, zur Ausfuͤhrung meines Vor- habens; und wenn das Gleichniß in ſei- nem ganzen Umfange genommen, und auf ein Frauenzimmer angewendet, nicht auf eine unſaubere Nebenidee fuͤhrte, wuͤrd ich ſagen, daß ich meine Diſpoſition vorlaͤuffig dahin genommen haͤtte, das phyſiognomi- ſche Werk diesmal zum Taubenkropf zu gebrauchen, wodurch ich bello modo den Tranſitus zum Tentamen einzuleiten ge- dachte. Allein das Juͤngferchen wollt’ mir nicht zur Rede ſtehen, und lief gefliſſent- lich einigemal hinter der Schul weg, wor- aus ich nicht ohne Grund vermuthete, ſie
muͤſſe
M 4
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0191"n="183"/>
zu flicken, zu haͤmmern, zu dehnen, weg-<lb/>
zuſchneiden, ihn wie einen umgewandten<lb/>
Handſchuh nach Beſchaffenheit der Umſtaͤn-<lb/>
de fuͤr iede Hand zu gebrauchen.</p><lb/><p>Jch erkieſte die naͤchſte phyſiognomiſche<lb/>
Privatſtunde, die ich in der vaͤterlichen<lb/>
Bibliothek, mit Lottchen zuweilen zu hal-<lb/>
ten pflegte, zur Ausfuͤhrung meines Vor-<lb/>
habens; und wenn das Gleichniß in ſei-<lb/>
nem ganzen Umfange genommen, und auf<lb/>
ein Frauenzimmer angewendet, nicht auf<lb/>
eine unſaubere Nebenidee fuͤhrte, wuͤrd ich<lb/>ſagen, daß ich meine Diſpoſition vorlaͤuffig<lb/>
dahin genommen haͤtte, das phyſiognomi-<lb/>ſche Werk diesmal zum Taubenkropf zu<lb/>
gebrauchen, wodurch ich <hirendition="#aq">bello modo</hi> den<lb/>
Tranſitus zum Tentamen einzuleiten ge-<lb/>
dachte. Allein das Juͤngferchen wollt’ mir<lb/>
nicht zur Rede ſtehen, und lief gefliſſent-<lb/>
lich einigemal hinter der Schul weg, wor-<lb/>
aus ich nicht ohne Grund vermuthete, ſie<lb/><fwplace="bottom"type="sig">M 4</fw><fwplace="bottom"type="catch">muͤſſe</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[183/0191]
zu flicken, zu haͤmmern, zu dehnen, weg-
zuſchneiden, ihn wie einen umgewandten
Handſchuh nach Beſchaffenheit der Umſtaͤn-
de fuͤr iede Hand zu gebrauchen.
Jch erkieſte die naͤchſte phyſiognomiſche
Privatſtunde, die ich in der vaͤterlichen
Bibliothek, mit Lottchen zuweilen zu hal-
ten pflegte, zur Ausfuͤhrung meines Vor-
habens; und wenn das Gleichniß in ſei-
nem ganzen Umfange genommen, und auf
ein Frauenzimmer angewendet, nicht auf
eine unſaubere Nebenidee fuͤhrte, wuͤrd ich
ſagen, daß ich meine Diſpoſition vorlaͤuffig
dahin genommen haͤtte, das phyſiognomi-
ſche Werk diesmal zum Taubenkropf zu
gebrauchen, wodurch ich bello modo den
Tranſitus zum Tentamen einzuleiten ge-
dachte. Allein das Juͤngferchen wollt’ mir
nicht zur Rede ſtehen, und lief gefliſſent-
lich einigemal hinter der Schul weg, wor-
aus ich nicht ohne Grund vermuthete, ſie
muͤſſe
M 4
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 4. Altenburg, 1779, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen04_1779/191>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.