Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 3. Altenburg, 1779.

Bild:
<< vorherige Seite

pfing mich bey der Frage, was ich hier
wolle, mit einem emphatischen Hausfluch.
Jch stund da, verstummt und bestürzt, in
meiner Erwartung gänzlich getäuscht: ich
vermuthete Se. Excellenz beym Piquetspiel,
und fand sie in Nachtkleidern, auf den
Strümpfen im Zimmer auf und ab prome-
niren. Beym ersten Anblick ergab sich
nichts weiter; der zweite aber ließ mir ge-
wisse Palpitationen, unter der Matrazze ei-
nes Ruhebettes wahrnehmen, woraus sich
unbezweifelt urtheilen ließ, daß Leben und
Odem darunter verborgen sey. -- Sie wer-
den mir den Detail dieser Katastrophe er-
lassen: ich fühle, daß mein Blut in Be-
wegung kommt; Sie können das übrige er-
rathen.

Wenns keine Ziegenleber gewesen ist,
sprach ich, womit Jhr hoher Gönner ein
Experiment gemacht hat, um die Wahrheit
einer sinnreichen Behauptung des Ritter

Michä-

pfing mich bey der Frage, was ich hier
wolle, mit einem emphatiſchen Hausfluch.
Jch ſtund da, verſtummt und beſtuͤrzt, in
meiner Erwartung gaͤnzlich getaͤuſcht: ich
vermuthete Se. Excellenz beym Piquetſpiel,
und fand ſie in Nachtkleidern, auf den
Struͤmpfen im Zimmer auf und ab prome-
niren. Beym erſten Anblick ergab ſich
nichts weiter; der zweite aber ließ mir ge-
wiſſe Palpitationen, unter der Matrazze ei-
nes Ruhebettes wahrnehmen, woraus ſich
unbezweifelt urtheilen ließ, daß Leben und
Odem darunter verborgen ſey. — Sie wer-
den mir den Detail dieſer Kataſtrophe er-
laſſen: ich fuͤhle, daß mein Blut in Be-
wegung kommt; Sie koͤnnen das uͤbrige er-
rathen.

Wenns keine Ziegenleber geweſen iſt,
ſprach ich, womit Jhr hoher Goͤnner ein
Experiment gemacht hat, um die Wahrheit
einer ſinnreichen Behauptung des Ritter

Michaͤ-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0030" n="30"/>
pfing mich bey der Frage, was ich hier<lb/>
wolle, mit einem emphati&#x017F;chen Hausfluch.<lb/>
Jch &#x017F;tund da, ver&#x017F;tummt und be&#x017F;tu&#x0364;rzt, in<lb/>
meiner Erwartung ga&#x0364;nzlich geta&#x0364;u&#x017F;cht: ich<lb/>
vermuthete Se. Excellenz beym Piquet&#x017F;piel,<lb/>
und fand &#x017F;ie in Nachtkleidern, auf den<lb/>
Stru&#x0364;mpfen im Zimmer auf und ab prome-<lb/>
niren. Beym er&#x017F;ten Anblick ergab &#x017F;ich<lb/>
nichts weiter; der zweite aber ließ mir ge-<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;e Palpitationen, unter der Matrazze ei-<lb/>
nes Ruhebettes wahrnehmen, woraus &#x017F;ich<lb/>
unbezweifelt urtheilen ließ, daß Leben und<lb/>
Odem darunter verborgen &#x017F;ey. &#x2014; Sie wer-<lb/>
den mir den Detail die&#x017F;er Kata&#x017F;trophe er-<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en: ich fu&#x0364;hle, daß mein Blut in Be-<lb/>
wegung kommt; Sie ko&#x0364;nnen das u&#x0364;brige er-<lb/>
rathen.</p><lb/>
        <p>Wenns keine Ziegenleber gewe&#x017F;en i&#x017F;t,<lb/>
&#x017F;prach ich, womit Jhr hoher Go&#x0364;nner ein<lb/>
Experiment gemacht hat, um die Wahrheit<lb/>
einer &#x017F;innreichen Behauptung des Ritter<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Micha&#x0364;-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[30/0030] pfing mich bey der Frage, was ich hier wolle, mit einem emphatiſchen Hausfluch. Jch ſtund da, verſtummt und beſtuͤrzt, in meiner Erwartung gaͤnzlich getaͤuſcht: ich vermuthete Se. Excellenz beym Piquetſpiel, und fand ſie in Nachtkleidern, auf den Struͤmpfen im Zimmer auf und ab prome- niren. Beym erſten Anblick ergab ſich nichts weiter; der zweite aber ließ mir ge- wiſſe Palpitationen, unter der Matrazze ei- nes Ruhebettes wahrnehmen, woraus ſich unbezweifelt urtheilen ließ, daß Leben und Odem darunter verborgen ſey. — Sie wer- den mir den Detail dieſer Kataſtrophe er- laſſen: ich fuͤhle, daß mein Blut in Be- wegung kommt; Sie koͤnnen das uͤbrige er- rathen. Wenns keine Ziegenleber geweſen iſt, ſprach ich, womit Jhr hoher Goͤnner ein Experiment gemacht hat, um die Wahrheit einer ſinnreichen Behauptung des Ritter Michaͤ-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen03_1779
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen03_1779/30
Zitationshilfe: Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 3. Altenburg, 1779, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen03_1779/30>, abgerufen am 25.04.2024.