blieb vor der Hand in statu quo. Die Be- suche wurden von Zeit zu Zeit erneuert, ich erhielt von meinem menschenfreundlich ge- sinnten Gönner gemeiniglich kleine Privat- aufträge, die mich aus dem Hause entfern- ten. Jch übernahm sie mit Bereitwilligkeit, und erfüllte sie mit Eifer, ließ mir nichts da- von ahnden, daß die Piquetparthien unter- dessen auf mein Kerbholz gingen. Eines Tages hatte ich ein solches Geschäfte zeitiger beendiget, als zu vermuthen war, ich fand meine Frau nicht, fragte, wie ich das, wenn ich ins Haus trat und sie nicht fand, nie un- terließ, und dann hineilte sie zu umarmen. Diesmal vernahm ich, sie leiste meinem Gön- ner Gesellschaft, ich vermuthete sie am Spiel- tisch und war so indiskret, mich förmlich zu introduciren, in der Voraussetzung, daß ein Mann überall den Zutritt habe, wo sich seine Frau befänd. Der Patron belehrte mich indessen eines andern: denn er em-
pfing
blieb vor der Hand in ſtatu quo. Die Be- ſuche wurden von Zeit zu Zeit erneuert, ich erhielt von meinem menſchenfreundlich ge- ſinnten Goͤnner gemeiniglich kleine Privat- auftraͤge, die mich aus dem Hauſe entfern- ten. Jch uͤbernahm ſie mit Bereitwilligkeit, und erfuͤllte ſie mit Eifer, ließ mir nichts da- von ahnden, daß die Piquetparthien unter- deſſen auf mein Kerbholz gingen. Eines Tages hatte ich ein ſolches Geſchaͤfte zeitiger beendiget, als zu vermuthen war, ich fand meine Frau nicht, fragte, wie ich das, wenn ich ins Haus trat und ſie nicht fand, nie un- terließ, und dann hineilte ſie zu umarmen. Diesmal vernahm ich, ſie leiſte meinem Goͤn- ner Geſellſchaft, ich vermuthete ſie am Spiel- tiſch und war ſo indiſkret, mich foͤrmlich zu introduciren, in der Vorausſetzung, daß ein Mann uͤberall den Zutritt habe, wo ſich ſeine Frau befaͤnd. Der Patron belehrte mich indeſſen eines andern: denn er em-
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blieb vor der Hand in ſtatu quo. Die Be-
ſuche wurden von Zeit zu Zeit erneuert, ich
erhielt von meinem menſchenfreundlich ge-
ſinnten Goͤnner gemeiniglich kleine Privat-
auftraͤge, die mich aus dem Hauſe entfern-
ten. Jch uͤbernahm ſie mit Bereitwilligkeit,
und erfuͤllte ſie mit Eifer, ließ mir nichts da-
von ahnden, daß die Piquetparthien unter-
deſſen auf mein Kerbholz gingen. Eines
Tages hatte ich ein ſolches Geſchaͤfte zeitiger
beendiget, als zu vermuthen war, ich fand
meine Frau nicht, fragte, wie ich das, wenn
ich ins Haus trat und ſie nicht fand, nie un-
terließ, und dann hineilte ſie zu umarmen.
Diesmal vernahm ich, ſie leiſte meinem Goͤn-
ner Geſellſchaft, ich vermuthete ſie am Spiel-
tiſch und war ſo indiſkret, mich foͤrmlich zu
introduciren, in der Vorausſetzung, daß
ein Mann uͤberall den Zutritt habe, wo ſich
ſeine Frau befaͤnd. Der Patron belehrte
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Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 3. Altenburg, 1779, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen03_1779/29>, abgerufen am 23.07.2024.
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