Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 3. Altenburg, 1779.

Bild:
<< vorherige Seite

Michälis zu erforschen; wenn sich nicht mit-
telst der Palpitation derselben, die Bettdecke
wechselsweise hob und senkte, und Sie eben
so gut durch dieses Glaucom betrogen wur-
den, als die Abgesandten des König Sauls,
die den David darunter zu erhaschen gedach-
ten; wenn das nicht der Fall war, wie ich
doch nach der Liebe glauben will: so könnts
leicht seyn, daß Sie hier den Vogel im
Nest gefunden hätten, der dort ausgeflogen
war. -- Und was thaten Sie bey so be-
wandten Umständen?

Jch verhielt mich leidend, denn ich be-
fand mich außerhalb der Thür, eh ich Zeit
gewinnen konnte, das Corpus delicti mit
Händen zu greifen. Jch mußte nach den
Gesetzen der Subalternität meinem Chef wei-
chen und mich skißiren; sobald er aber den
Plaz verlassen hatte, sezt' ich mich wieder
in Posseß meines häußlichen Eigenthums,
und erilirte auf immerdar meine Frau dar-

aus,

Michaͤlis zu erforſchen; wenn ſich nicht mit-
telſt der Palpitation derſelben, die Bettdecke
wechſelsweiſe hob und ſenkte, und Sie eben
ſo gut durch dieſes Glaucom betrogen wur-
den, als die Abgeſandten des Koͤnig Sauls,
die den David darunter zu erhaſchen gedach-
ten; wenn das nicht der Fall war, wie ich
doch nach der Liebe glauben will: ſo koͤnnts
leicht ſeyn, daß Sie hier den Vogel im
Neſt gefunden haͤtten, der dort ausgeflogen
war. — Und was thaten Sie bey ſo be-
wandten Umſtaͤnden?

Jch verhielt mich leidend, denn ich be-
fand mich außerhalb der Thuͤr, eh ich Zeit
gewinnen konnte, das Corpus delicti mit
Haͤnden zu greifen. Jch mußte nach den
Geſetzen der Subalternitaͤt meinem Chef wei-
chen und mich ſkißiren; ſobald er aber den
Plaz verlaſſen hatte, ſezt’ ich mich wieder
in Poſſeß meines haͤußlichen Eigenthums,
und erilirte auf immerdar meine Frau dar-

aus,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0031" n="31"/>
Micha&#x0364;lis zu erfor&#x017F;chen; wenn &#x017F;ich nicht mit-<lb/>
tel&#x017F;t der Palpitation der&#x017F;elben, die Bettdecke<lb/>
wech&#x017F;elswei&#x017F;e hob und &#x017F;enkte, und Sie eben<lb/>
&#x017F;o gut durch die&#x017F;es Glaucom betrogen wur-<lb/>
den, als die Abge&#x017F;andten des Ko&#x0364;nig Sauls,<lb/>
die den David darunter zu erha&#x017F;chen gedach-<lb/>
ten; wenn das nicht der Fall war, wie ich<lb/>
doch nach der Liebe glauben will: &#x017F;o ko&#x0364;nnts<lb/>
leicht &#x017F;eyn, daß Sie hier den Vogel im<lb/>
Ne&#x017F;t gefunden ha&#x0364;tten, der dort ausgeflogen<lb/>
war. &#x2014; Und was thaten Sie bey &#x017F;o be-<lb/>
wandten Um&#x017F;ta&#x0364;nden?</p><lb/>
        <p>Jch verhielt mich leidend, denn ich be-<lb/>
fand mich außerhalb der Thu&#x0364;r, eh ich Zeit<lb/>
gewinnen konnte, das <hi rendition="#aq">Corpus delicti</hi> mit<lb/>
Ha&#x0364;nden zu greifen. Jch mußte nach den<lb/>
Ge&#x017F;etzen der Subalternita&#x0364;t meinem Chef wei-<lb/>
chen und mich &#x017F;kißiren; &#x017F;obald er aber den<lb/>
Plaz verla&#x017F;&#x017F;en hatte, &#x017F;ezt&#x2019; ich mich wieder<lb/>
in Po&#x017F;&#x017F;eß meines ha&#x0364;ußlichen Eigenthums,<lb/>
und erilirte auf immerdar meine Frau dar-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">aus,</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[31/0031] Michaͤlis zu erforſchen; wenn ſich nicht mit- telſt der Palpitation derſelben, die Bettdecke wechſelsweiſe hob und ſenkte, und Sie eben ſo gut durch dieſes Glaucom betrogen wur- den, als die Abgeſandten des Koͤnig Sauls, die den David darunter zu erhaſchen gedach- ten; wenn das nicht der Fall war, wie ich doch nach der Liebe glauben will: ſo koͤnnts leicht ſeyn, daß Sie hier den Vogel im Neſt gefunden haͤtten, der dort ausgeflogen war. — Und was thaten Sie bey ſo be- wandten Umſtaͤnden? Jch verhielt mich leidend, denn ich be- fand mich außerhalb der Thuͤr, eh ich Zeit gewinnen konnte, das Corpus delicti mit Haͤnden zu greifen. Jch mußte nach den Geſetzen der Subalternitaͤt meinem Chef wei- chen und mich ſkißiren; ſobald er aber den Plaz verlaſſen hatte, ſezt’ ich mich wieder in Poſſeß meines haͤußlichen Eigenthums, und erilirte auf immerdar meine Frau dar- aus,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen03_1779
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen03_1779/31
Zitationshilfe: Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 3. Altenburg, 1779, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen03_1779/31>, abgerufen am 21.11.2024.