der Küche, daß aufgetragen sey, mich noch von diesem Bekenntniß zurück hielt. Mei- ne liebenswürdige Frau erschien, und mach- te die Wirthin mit so gutem Anstand, daß die Blitze, die der furchtbare Gast für mich im Auge trug, allmählig verschwanden; die Wolken zertheilten sich, und an seiner Stirn wurds heiter Wetter. Nach der Mahlzeit proponirte der jovialische Jnquisitor meiner Frau eine Piquetparthie, und ich erhielt die huldreiche Erlaubniß, meiner Geschäfte halber mich zu absentiren. Am folgenden Morgen begaben sich Sr. Excellenz auf die Jagd, am dritten waren Sie enrhümirt, den vierten trat eine neue Verhinderung ein. Des Nachmittags pflegten Sie nicht zu ar- beiten, und gegen Abend wurden die Piquet- parthien fleißig fortgesezt. Von Untersu- chung der Rechnungen war nicht mehr die Rede. Nach einigen Wochen schieden wir uns höchstzufrieden mit einander, und alles
blieb
der Kuͤche, daß aufgetragen ſey, mich noch von dieſem Bekenntniß zuruͤck hielt. Mei- ne liebenswuͤrdige Frau erſchien, und mach- te die Wirthin mit ſo gutem Anſtand, daß die Blitze, die der furchtbare Gaſt fuͤr mich im Auge trug, allmaͤhlig verſchwanden; die Wolken zertheilten ſich, und an ſeiner Stirn wurds heiter Wetter. Nach der Mahlzeit proponirte der jovialiſche Jnquiſitor meiner Frau eine Piquetparthie, und ich erhielt die huldreiche Erlaubniß, meiner Geſchaͤfte halber mich zu abſentiren. Am folgenden Morgen begaben ſich Sr. Excellenz auf die Jagd, am dritten waren Sie enrhuͤmirt, den vierten trat eine neue Verhinderung ein. Des Nachmittags pflegten Sie nicht zu ar- beiten, und gegen Abend wurden die Piquet- parthien fleißig fortgeſezt. Von Unterſu- chung der Rechnungen war nicht mehr die Rede. Nach einigen Wochen ſchieden wir uns hoͤchſtzufrieden mit einander, und alles
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der Kuͤche, daß aufgetragen ſey, mich noch
von dieſem Bekenntniß zuruͤck hielt. Mei-
ne liebenswuͤrdige Frau erſchien, und mach-
te die Wirthin mit ſo gutem Anſtand, daß
die Blitze, die der furchtbare Gaſt fuͤr mich
im Auge trug, allmaͤhlig verſchwanden; die
Wolken zertheilten ſich, und an ſeiner Stirn
wurds heiter Wetter. Nach der Mahlzeit
proponirte der jovialiſche Jnquiſitor meiner
Frau eine Piquetparthie, und ich erhielt
die huldreiche Erlaubniß, meiner Geſchaͤfte
halber mich zu abſentiren. Am folgenden
Morgen begaben ſich Sr. Excellenz auf die
Jagd, am dritten waren Sie enrhuͤmirt,
den vierten trat eine neue Verhinderung ein.
Des Nachmittags pflegten Sie nicht zu ar-
beiten, und gegen Abend wurden die Piquet-
parthien fleißig fortgeſezt. Von Unterſu-
chung der Rechnungen war nicht mehr die
Rede. Nach einigen Wochen ſchieden wir
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Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 3. Altenburg, 1779, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen03_1779/28>, abgerufen am 23.07.2024.
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