nischen Handlung allhier, der Schall dieser heilsamen Lehr, eben sowol, als von Win- terthur, ausgegangen ist in alle Lande. Woran fehlts hier zu Land', an Menschen- kunde, oder an Menschenliebe?
Hoffentlich an keinein von beyden, ant- wortet' Mag. Wabbel, wohl aber am Glauben, daß Menschenkunde und Men- schenliebe durch Physiognomik befördert werde. Die Lavaterischen Fragmente sind bey uns ein Waarenartikel, nichts mehr. Wir haben deren viele, die hier ihre Nie- derlage finden, von denen man aber bey uns keinen Gebrauch macht, und die in der Türkey oder in Nordamerika erst Ver- trieb finden. Jnzwischen giebt es auch hier wohlhabende Personen, die Muse gnug ha- ben, sich mit einem Nichts zu beschäftigen, und ein kostbares Nichts am liebsten wählen. Wollen Sie, so will ich Sie zu einigen
Da-
G 2
niſchen Handlung allhier, der Schall dieſer heilſamen Lehr, eben ſowol, als von Win- terthur, ausgegangen iſt in alle Lande. Woran fehlts hier zu Land’, an Menſchen- kunde, oder an Menſchenliebe?
Hoffentlich an keinein von beyden, ant- wortet’ Mag. Wabbel, wohl aber am Glauben, daß Menſchenkunde und Men- ſchenliebe durch Phyſiognomik befoͤrdert werde. Die Lavateriſchen Fragmente ſind bey uns ein Waarenartikel, nichts mehr. Wir haben deren viele, die hier ihre Nie- derlage finden, von denen man aber bey uns keinen Gebrauch macht, und die in der Tuͤrkey oder in Nordamerika erſt Ver- trieb finden. Jnzwiſchen giebt es auch hier wohlhabende Perſonen, die Muſe gnug ha- ben, ſich mit einem Nichts zu beſchaͤftigen, und ein koſtbares Nichts am liebſten waͤhlen. Wollen Sie, ſo will ich Sie zu einigen
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niſchen Handlung allhier, der Schall dieſer
heilſamen Lehr, eben ſowol, als von Win-
terthur, ausgegangen iſt in alle Lande.
Woran fehlts hier zu Land’, an Menſchen-
kunde, oder an Menſchenliebe?
Hoffentlich an keinein von beyden, ant-
wortet’ Mag. Wabbel, wohl aber am
Glauben, daß Menſchenkunde und Men-
ſchenliebe durch Phyſiognomik befoͤrdert
werde. Die Lavateriſchen Fragmente ſind
bey uns ein Waarenartikel, nichts mehr.
Wir haben deren viele, die hier ihre Nie-
derlage finden, von denen man aber bey
uns keinen Gebrauch macht, und die in
der Tuͤrkey oder in Nordamerika erſt Ver-
trieb finden. Jnzwiſchen giebt es auch hier
wohlhabende Perſonen, die Muſe gnug ha-
ben, ſich mit einem Nichts zu beſchaͤftigen,
und ein koſtbares Nichts am liebſten waͤhlen.
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Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 2. Altenburg, 1778, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen02_1778/99>, abgerufen am 16.02.2025.
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