Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 2. Altenburg, 1778.zu zerstreuen. Fand hier einen Passagier Stirn
zu zerſtreuen. Fand hier einen Paſſagier Stirn
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0132" n="132"/> zu zerſtreuen. Fand hier einen Paſſagier<lb/> beym Thee, einen feinen jungen Mann;<lb/> hielt die Haͤnd’ in einander geſchlungen;<lb/> ſah vor ſich weg immer auf ein Fleck, und<lb/> ſchiens nicht zu bemerken, daß ich ihn gruͤſ-<lb/> ſet’. Jch vermeynt’, er verricht’ ſein Mor-<lb/> gengebet, welches mir wohl gefiel, weils<lb/> eine ſeltne Erſcheinung iſt, daß man Leute<lb/> von einer hoͤhern Klaſſe als Handwerker<lb/> und Tageloͤhner, wenn ſie nicht Amts-<lb/> und Berufshalber dazu verpflichtet ſind,<lb/> auſſerhalb der Kirch in der Stellung der<lb/> Betenden findet. Bekenn’s, daß ich Einer<lb/> von denen bin, die Andern nicht leicht dies<lb/> gute Beyſpiel geben, obs gleich einen herr-<lb/> lichen Eindruck auf mich macht, wenn<lb/> mir’s von Andern gegeben wird. Jch<lb/> wollt’ den Mann in ſeiner Andacht nicht<lb/> ſtoͤhren, ſaß gegen ihm uͤber, und macht<lb/> iudeß von ſeinem Geſicht folgende phyſio-<lb/> gnomiſche Projektion. Kein Dichter; die<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Stirn</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [132/0132]
zu zerſtreuen. Fand hier einen Paſſagier
beym Thee, einen feinen jungen Mann;
hielt die Haͤnd’ in einander geſchlungen;
ſah vor ſich weg immer auf ein Fleck, und
ſchiens nicht zu bemerken, daß ich ihn gruͤſ-
ſet’. Jch vermeynt’, er verricht’ ſein Mor-
gengebet, welches mir wohl gefiel, weils
eine ſeltne Erſcheinung iſt, daß man Leute
von einer hoͤhern Klaſſe als Handwerker
und Tageloͤhner, wenn ſie nicht Amts-
und Berufshalber dazu verpflichtet ſind,
auſſerhalb der Kirch in der Stellung der
Betenden findet. Bekenn’s, daß ich Einer
von denen bin, die Andern nicht leicht dies
gute Beyſpiel geben, obs gleich einen herr-
lichen Eindruck auf mich macht, wenn
mir’s von Andern gegeben wird. Jch
wollt’ den Mann in ſeiner Andacht nicht
ſtoͤhren, ſaß gegen ihm uͤber, und macht
iudeß von ſeinem Geſicht folgende phyſio-
gnomiſche Projektion. Kein Dichter; die
Stirn
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |