Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 2. Altenburg, 1778.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

symbolische Appellation an die Rechte der
Menschheit: denn im ganzen Thierreich hat
bekanntermaßen allein der Mensch das Pri-
vilegium zu lachen. Nun aber pflegen die
Großen, wenn sie mit einem aus dem Volk
was verhandeln, oft zu vergessen, daß sie
ein Wesen vor sich haben, das mit ihnen
gleicher Art ist; achten ihre Hund' und
Pferde mehr als ihre Diener und Untertha-
nen. Daher will nöthig seyn, daß die
leztern die erstern durch Aufweisung ihrer
Privilegien an Vorrechte, die so leicht ver-
jähren, auf eine freye Art zuweilen erin-
nern. Ein zukünftiger Pathognomist, der
einmal in einem eignen Fragment die Na-
tur der Anlacher analysirt, wird uns zu sei-
ner Zeit wohl sagen, welche von diesen Er-
klärungen heißen mag die richtige.

Nachdem mir nun mein freundlicher
Wirth das vorgeplaudert hatte, was ich
nicht zu wissen begehrte, kam er nun auch

auf

ſymboliſche Appellation an die Rechte der
Menſchheit: denn im ganzen Thierreich hat
bekanntermaßen allein der Menſch das Pri-
vilegium zu lachen. Nun aber pflegen die
Großen, wenn ſie mit einem aus dem Volk
was verhandeln, oft zu vergeſſen, daß ſie
ein Weſen vor ſich haben, das mit ihnen
gleicher Art iſt; achten ihre Hund’ und
Pferde mehr als ihre Diener und Untertha-
nen. Daher will noͤthig ſeyn, daß die
leztern die erſtern durch Aufweiſung ihrer
Privilegien an Vorrechte, die ſo leicht ver-
jaͤhren, auf eine freye Art zuweilen erin-
nern. Ein zukuͤnftiger Pathognomiſt, der
einmal in einem eignen Fragment die Na-
tur der Anlacher analyſirt, wird uns zu ſei-
ner Zeit wohl ſagen, welche von dieſen Er-
klaͤrungen heißen mag die richtige.

Nachdem mir nun mein freundlicher
Wirth das vorgeplaudert hatte, was ich
nicht zu wiſſen begehrte, kam er nun auch

auf
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0127" n="127"/>
&#x017F;ymboli&#x017F;che Appellation an die Rechte der<lb/>
Men&#x017F;chheit: denn im ganzen Thierreich hat<lb/>
bekanntermaßen allein der Men&#x017F;ch das Pri-<lb/>
vilegium zu lachen. Nun aber pflegen die<lb/>
Großen, wenn &#x017F;ie mit einem aus dem Volk<lb/>
was verhandeln, oft zu verge&#x017F;&#x017F;en, daß &#x017F;ie<lb/>
ein We&#x017F;en vor &#x017F;ich haben, das mit ihnen<lb/>
gleicher Art i&#x017F;t; achten ihre Hund&#x2019; und<lb/>
Pferde mehr als ihre Diener und Untertha-<lb/>
nen. Daher will no&#x0364;thig &#x017F;eyn, daß die<lb/>
leztern die er&#x017F;tern durch Aufwei&#x017F;ung ihrer<lb/>
Privilegien an Vorrechte, die &#x017F;o leicht ver-<lb/>
ja&#x0364;hren, auf eine freye Art zuweilen erin-<lb/>
nern. Ein zuku&#x0364;nftiger Pathognomi&#x017F;t, der<lb/>
einmal in einem eignen Fragment die Na-<lb/>
tur der Anlacher analy&#x017F;irt, wird uns zu &#x017F;ei-<lb/>
ner Zeit wohl &#x017F;agen, welche von die&#x017F;en Er-<lb/>
kla&#x0364;rungen heißen mag die richtige.</p><lb/>
        <p>Nachdem mir nun mein freundlicher<lb/>
Wirth das vorgeplaudert hatte, was ich<lb/>
nicht zu wi&#x017F;&#x017F;en begehrte, kam er nun auch<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">auf</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[127/0127] ſymboliſche Appellation an die Rechte der Menſchheit: denn im ganzen Thierreich hat bekanntermaßen allein der Menſch das Pri- vilegium zu lachen. Nun aber pflegen die Großen, wenn ſie mit einem aus dem Volk was verhandeln, oft zu vergeſſen, daß ſie ein Weſen vor ſich haben, das mit ihnen gleicher Art iſt; achten ihre Hund’ und Pferde mehr als ihre Diener und Untertha- nen. Daher will noͤthig ſeyn, daß die leztern die erſtern durch Aufweiſung ihrer Privilegien an Vorrechte, die ſo leicht ver- jaͤhren, auf eine freye Art zuweilen erin- nern. Ein zukuͤnftiger Pathognomiſt, der einmal in einem eignen Fragment die Na- tur der Anlacher analyſirt, wird uns zu ſei- ner Zeit wohl ſagen, welche von dieſen Er- klaͤrungen heißen mag die richtige. Nachdem mir nun mein freundlicher Wirth das vorgeplaudert hatte, was ich nicht zu wiſſen begehrte, kam er nun auch auf

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen02_1778
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen02_1778/127
Zitationshilfe: Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 2. Altenburg, 1778, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen02_1778/127>, abgerufen am 24.11.2024.