giebt Recensent dadurch so viel zu verstehen, daß die Philanthropisten mit ihrem Wesen Wunderding auszurichten vermögen. Wenn nun auch der Wurf nicht so weit reicht, als sie zielen; so ergiebt sich daraus doch so viel, daß die Erziehungsmethode des neuen Schlags gegen die alte keinen Rabbat leidet.
Wenn Sie sich mit dem Erzvater Jacob in Ansehung der Kinderzucht in Vergleichung stellen, so sag ich: wohl Jhnen, daß Sie einen Philanthropisten zum Hofmeister ha- ben. Sie wissen vermuthlich nicht, daß Jacobs Edukationswesen in der Wurzel nichts taugte, und daß der ehrwürdige Pa- triarch in unsern Tagen den Erziehungs- verbesserern tüchtig damit herhalten muß. Hören Sie wie ihm einer den Text ließt: Jacobs Kinderzucht, spricht er, ist gar nicht weislich. Da er den Joseph verzog, bloß aus mehrerer Zärtlichkeit gegen dessen Mut- ter; da er ihn besser kleidete; da er ihn zum Angeber seiner Brüder machte, war er selbst schuld an dem Neid und Haß seiner Familie. Joseph war nicht empfindsam und erkennt- lich gegen die Zärtlichkeit seines Vaters, da er bey seinem Glück in Egypten seiner ver- gaß. Er war zu hart gegen seine Brüder,
forderte
giebt Recenſent dadurch ſo viel zu verſtehen, daß die Philanthropiſten mit ihrem Weſen Wunderding auszurichten vermoͤgen. Wenn nun auch der Wurf nicht ſo weit reicht, als ſie zielen; ſo ergiebt ſich daraus doch ſo viel, daß die Erziehungsmethode des neuen Schlags gegen die alte keinen Rabbat leidet.
Wenn Sie ſich mit dem Erzvater Jacob in Anſehung der Kinderzucht in Vergleichung ſtellen, ſo ſag ich: wohl Jhnen, daß Sie einen Philanthropiſten zum Hofmeiſter ha- ben. Sie wiſſen vermuthlich nicht, daß Jacobs Edukationsweſen in der Wurzel nichts taugte, und daß der ehrwuͤrdige Pa- triarch in unſern Tagen den Erziehungs- verbeſſerern tuͤchtig damit herhalten muß. Hoͤren Sie wie ihm einer den Text ließt: Jacobs Kinderzucht, ſpricht er, iſt gar nicht weislich. Da er den Joſeph verzog, bloß aus mehrerer Zaͤrtlichkeit gegen deſſen Mut- ter; da er ihn beſſer kleidete; da er ihn zum Angeber ſeiner Bruͤder machte, war er ſelbſt ſchuld an dem Neid und Haß ſeiner Familie. Joſeph war nicht empfindſam und erkennt- lich gegen die Zaͤrtlichkeit ſeines Vaters, da er bey ſeinem Gluͤck in Egypten ſeiner ver- gaß. Er war zu hart gegen ſeine Bruͤder,
forderte
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giebt Recenſent dadurch ſo viel zu verſtehen,
daß die Philanthropiſten mit ihrem Weſen
Wunderding auszurichten vermoͤgen. Wenn
nun auch der Wurf nicht ſo weit reicht, als
ſie zielen; ſo ergiebt ſich daraus doch ſo
viel, daß die Erziehungsmethode des neuen
Schlags gegen die alte keinen Rabbat leidet.
Wenn Sie ſich mit dem Erzvater Jacob
in Anſehung der Kinderzucht in Vergleichung
ſtellen, ſo ſag ich: wohl Jhnen, daß Sie
einen Philanthropiſten zum Hofmeiſter ha-
ben. Sie wiſſen vermuthlich nicht, daß
Jacobs Edukationsweſen in der Wurzel
nichts taugte, und daß der ehrwuͤrdige Pa-
triarch in unſern Tagen den Erziehungs-
verbeſſerern tuͤchtig damit herhalten muß.
Hoͤren Sie wie ihm einer den Text ließt:
Jacobs Kinderzucht, ſpricht er, iſt gar nicht
weislich. Da er den Joſeph verzog, bloß
aus mehrerer Zaͤrtlichkeit gegen deſſen Mut-
ter; da er ihn beſſer kleidete; da er ihn zum
Angeber ſeiner Bruͤder machte, war er ſelbſt
ſchuld an dem Neid und Haß ſeiner Familie.
Joſeph war nicht empfindſam und erkennt-
lich gegen die Zaͤrtlichkeit ſeines Vaters, da
er bey ſeinem Gluͤck in Egypten ſeiner ver-
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Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 1, 2. Aufl. Altenburg, 1779, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen01_1779/81>, abgerufen am 16.02.2025.
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