Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 1, 2. Aufl. Altenburg, 1779.forderte dem Vater seinen Lieblingssohn Ben- und
forderte dem Vater ſeinen Lieblingsſohn Ben- und
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0082" n="76"/> forderte dem Vater ſeinen Lieblingsſohn Ben-<lb/> jamin ab. So weit mein Autor. — Poſ-<lb/> ſierlich iſts, aber ſchwer haͤlts nicht, an<lb/> dem Edukator Jacob zum Ritter zu werden<lb/> und ſeine Methode unweiſe zu finden, wenn<lb/> ſie in Gedanken der Deſſauer gegenuͤber ge-<lb/> ſtellt wird. Doch iſts auch wahr, daß der<lb/> Patriarch nichts kluͤgers haͤtte thun koͤnnen,<lb/> wenn zu ſeiner Zeit irgendwo ein Philan-<lb/> thropium vorhanden geweſen waͤr, als ſeine<lb/> maͤnnliche Deſcendenz ſammt und ſonders<lb/> dahin zuſchicken, und ſie dort lieber als Se-<lb/> migratiſten oder Famulanten unterzubringen,<lb/> als ſich ſelbſt mit der Erziehung zu befaſſen:<lb/> denn dafuͤr hatte der Altvater ſo wenig als<lb/> Sie, mein Freund, Talent empfangen.<lb/> Laſſen Sie alſo den Wigand ihre liebe Ju-<lb/> gend nur immer gaͤngeln, wird nichts daran<lb/> verderben; iſt ein weidlicher Geſell und kein<lb/> Gimpel, hat Menſchenverſtand, welchen ich<lb/> ihm, als er bey mir herbergt, auf den er-<lb/> ſten Anblick abgemerkt hab, ſchwebt ihm<lb/> auf der Stirn, und von da, zwiſchen den<lb/> Augbraunen bis zur Naſenwurzel herab.<lb/> Was mir aber abſonderlich an dem Kerlgen<lb/> gefiel, war ſein phyſiognomiſcher Scharf-<lb/> blick. Fuͤhlt’ ihm ein wenig auf den Zahn,<lb/> <fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [76/0082]
forderte dem Vater ſeinen Lieblingsſohn Ben-
jamin ab. So weit mein Autor. — Poſ-
ſierlich iſts, aber ſchwer haͤlts nicht, an
dem Edukator Jacob zum Ritter zu werden
und ſeine Methode unweiſe zu finden, wenn
ſie in Gedanken der Deſſauer gegenuͤber ge-
ſtellt wird. Doch iſts auch wahr, daß der
Patriarch nichts kluͤgers haͤtte thun koͤnnen,
wenn zu ſeiner Zeit irgendwo ein Philan-
thropium vorhanden geweſen waͤr, als ſeine
maͤnnliche Deſcendenz ſammt und ſonders
dahin zuſchicken, und ſie dort lieber als Se-
migratiſten oder Famulanten unterzubringen,
als ſich ſelbſt mit der Erziehung zu befaſſen:
denn dafuͤr hatte der Altvater ſo wenig als
Sie, mein Freund, Talent empfangen.
Laſſen Sie alſo den Wigand ihre liebe Ju-
gend nur immer gaͤngeln, wird nichts daran
verderben; iſt ein weidlicher Geſell und kein
Gimpel, hat Menſchenverſtand, welchen ich
ihm, als er bey mir herbergt, auf den er-
ſten Anblick abgemerkt hab, ſchwebt ihm
auf der Stirn, und von da, zwiſchen den
Augbraunen bis zur Naſenwurzel herab.
Was mir aber abſonderlich an dem Kerlgen
gefiel, war ſein phyſiognomiſcher Scharf-
blick. Fuͤhlt’ ihm ein wenig auf den Zahn,
und
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