Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 1, 2. Aufl. Altenburg, 1779.Schulen erzogen. Denkt euch einen andern So viel für diesmal zur Apologie des giebt
Schulen erzogen. Denkt euch einen andern So viel fuͤr diesmal zur Apologie des giebt
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0080" n="74"/> Schulen erzogen. Denkt euch einen andern<lb/> Canarienvogel, den man auch an eine Ket-<lb/> te beveſtiget, aber ſeine Augen ungeblendet,<lb/> ſeine Fluͤgel ungelaͤhmt gelaſſen, und ihn ge-<lb/> woͤhnt hat, ſeine Kette von Zeit zu Zeit zu<lb/> verlaͤngern, oder ganz abzuloͤſen, um zwar<lb/> nicht unter freiem Himmel; aber doch in<lb/> ſeinem Wohnzimmer nach Gefallen herum<lb/> zu fliegen, ſeine Kraͤfte zu brauchen, und<lb/> dann aus angewohnter Neigung freiwillig<lb/> in ſeinen Bauer zuruͤck zu fliegen: ſo habt<lb/> ihr das Bild eines nicht gewoͤhnlichen Men-<lb/> ſchen, von philanthropiſcher Erziehung!<lb/> Weſſen Zuſtand iſt nun beſſer?“</p><lb/> <p>So viel fuͤr diesmal zur Apologie des<lb/> Wigands, und der philanthropiſchen Eduka-<lb/> tionsmethode. — Doch eins nur noch bey-<lb/> laͤuffig, weil eben die Red’ war von Cana-<lb/> rienvoͤgeln. Hab’ ſeit vielen Jahren auch<lb/> eine Heck’, iſt mir aber nie gelungen, einen<lb/> Vogel ſo abzurichten, daß er mehr Glieder<lb/> an ſein Kettlein haͤtt’ anſetzen und es dadurch<lb/> verlaͤngern, oder ſelbiges gar nach Willkuͤhr<lb/> ab- und anguͤrten lernen. Meint mein Phi-<lb/> lipp, das ſey unmoͤglich; ich aber ſag, daß<lb/> es gar wohl moͤglich iſt dem, der’s kann.<lb/> Find’ hier myſtiſchen Sinn in den Worten:<lb/> <fw place="bottom" type="catch">giebt</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [74/0080]
Schulen erzogen. Denkt euch einen andern
Canarienvogel, den man auch an eine Ket-
te beveſtiget, aber ſeine Augen ungeblendet,
ſeine Fluͤgel ungelaͤhmt gelaſſen, und ihn ge-
woͤhnt hat, ſeine Kette von Zeit zu Zeit zu
verlaͤngern, oder ganz abzuloͤſen, um zwar
nicht unter freiem Himmel; aber doch in
ſeinem Wohnzimmer nach Gefallen herum
zu fliegen, ſeine Kraͤfte zu brauchen, und
dann aus angewohnter Neigung freiwillig
in ſeinen Bauer zuruͤck zu fliegen: ſo habt
ihr das Bild eines nicht gewoͤhnlichen Men-
ſchen, von philanthropiſcher Erziehung!
Weſſen Zuſtand iſt nun beſſer?“
So viel fuͤr diesmal zur Apologie des
Wigands, und der philanthropiſchen Eduka-
tionsmethode. — Doch eins nur noch bey-
laͤuffig, weil eben die Red’ war von Cana-
rienvoͤgeln. Hab’ ſeit vielen Jahren auch
eine Heck’, iſt mir aber nie gelungen, einen
Vogel ſo abzurichten, daß er mehr Glieder
an ſein Kettlein haͤtt’ anſetzen und es dadurch
verlaͤngern, oder ſelbiges gar nach Willkuͤhr
ab- und anguͤrten lernen. Meint mein Phi-
lipp, das ſey unmoͤglich; ich aber ſag, daß
es gar wohl moͤglich iſt dem, der’s kann.
Find’ hier myſtiſchen Sinn in den Worten:
giebt
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |