pier, wie davon mein Tagebuch das meh- rere besagt.
Als ich nun eine ziemliche Zeit innerhalb meiner vier Pfähl' alles durchphysiognomi- siret, all' meine Freund' und Bekannten und wer mir sonst noch vors Korn kam, Clerus und Layen, benebst meinen Nach- barn und Unterthanen, so viel sich der Lez- tern auf Erfordern, ohne Gerichtszwang freywillig gestellt, silhouettiret, und mit- telst des Storchschnabels deren Profil' aufs gewissenhafteste verjüngt, darüber reiflich meditiret und aus meinem innren Gefühl heraus stattlich philosophiret hatt': auch nun mich bedünken ließ, in dieser Scienz sattelvest zu seyn: kam mir Kundschaft zu von etlichen meiner Freund' und guten Gönner, mündlich und durch Briefe, daß das physiognomische Lichtlein nicht mehr unterm Scheffel verborgen sey, sondern im römischen Reich deutscher Nation, überall als ein' helle Fackel glänze; auch bereits die neue Scienz bey männiglich Eingang gefunden hab' und dergestalt bewurzelt sey, daß ihr ferneres Aufkommen und
Wachs-
pier, wie davon mein Tagebuch das meh- rere beſagt.
Als ich nun eine ziemliche Zeit innerhalb meiner vier Pfaͤhl’ alles durchphyſiognomi- ſiret, all’ meine Freund’ und Bekannten und wer mir ſonſt noch vors Korn kam, Clerus und Layen, benebſt meinen Nach- barn und Unterthanen, ſo viel ſich der Lez- tern auf Erfordern, ohne Gerichtszwang freywillig geſtellt, ſilhouettiret, und mit- telſt des Storchſchnabels deren Profil’ aufs gewiſſenhafteſte verjuͤngt, daruͤber reiflich meditiret und aus meinem innren Gefuͤhl heraus ſtattlich philoſophiret hatt’: auch nun mich beduͤnken ließ, in dieſer Scienz ſattelveſt zu ſeyn: kam mir Kundſchaft zu von etlichen meiner Freund’ und guten Goͤnner, muͤndlich und durch Briefe, daß das phyſiognomiſche Lichtlein nicht mehr unterm Scheffel verborgen ſey, ſondern im roͤmiſchen Reich deutſcher Nation, uͤberall als ein’ helle Fackel glaͤnze; auch bereits die neue Scienz bey maͤnniglich Eingang gefunden hab’ und dergeſtalt bewurzelt ſey, daß ihr ferneres Aufkommen und
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pier, wie davon mein Tagebuch das meh-
rere beſagt.
Als ich nun eine ziemliche Zeit innerhalb
meiner vier Pfaͤhl’ alles durchphyſiognomi-
ſiret, all’ meine Freund’ und Bekannten
und wer mir ſonſt noch vors Korn kam,
Clerus und Layen, benebſt meinen Nach-
barn und Unterthanen, ſo viel ſich der Lez-
tern auf Erfordern, ohne Gerichtszwang
freywillig geſtellt, ſilhouettiret, und mit-
telſt des Storchſchnabels deren Profil’ aufs
gewiſſenhafteſte verjuͤngt, daruͤber reiflich
meditiret und aus meinem innren Gefuͤhl
heraus ſtattlich philoſophiret hatt’: auch
nun mich beduͤnken ließ, in dieſer Scienz
ſattelveſt zu ſeyn: kam mir Kundſchaft zu
von etlichen meiner Freund’ und guten
Goͤnner, muͤndlich und durch Briefe, daß
das phyſiognomiſche Lichtlein nicht mehr
unterm Scheffel verborgen ſey, ſondern im
roͤmiſchen Reich deutſcher Nation, uͤberall
als ein’ helle Fackel glaͤnze; auch bereits
die neue Scienz bey maͤnniglich Eingang
gefunden hab’ und dergeſtalt bewurzelt
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Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 1, 2. Aufl. Altenburg, 1779, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen01_1779/18>, abgerufen am 08.07.2024.
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