Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 1, 2. Aufl. Altenburg, 1779.kel meiner Bekannten, so wiederfährt mir Aber 's hat mirs freilich darnach ge- beym
kel meiner Bekannten, ſo wiederfaͤhrt mir Aber ’s hat mirs freilich darnach ge- beym
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0134" n="128"/> kel meiner Bekannten, ſo wiederfaͤhrt mir<lb/> das in einer Minute wenigſtens dreymal,<lb/> was dem Lavater in der Schweitz kaum in<lb/> einem Jahr dreymal begegnet. Jch ſtoß<lb/> all’ Augenblick auf ein fatal heterogenes<lb/> Geſicht, das mich druͤckt; muß ’mans in<lb/> die freie Luft, aus Gottes blauem Himmel<lb/> mit meinen Augen Erquickung zu trinken,<lb/> daß mir wieder wohl werd’ ums Herz.</p><lb/> <p>Aber ’s hat mirs freilich darnach ge-<lb/> macht, das leidige Voͤlklein aus meiner<lb/> Nachbarſchaft, daß mir die Geduld ausge-<lb/> riſſen iſt, und niemand aͤrger als die oben<lb/> numerirten, wiewohl die unbenannten Zif-<lb/> fern nicht ausgeſchloſſen. Jſt ein Sparge-<lb/> ment und Maulgeſperr im ganzen Kirch-<lb/> ſpiel umher uͤber die Sophie, als ſey ſie<lb/> ein Wunderthier, oder eine Syren’ halb<lb/> Weib halb Fiſch, wie die ſchoͤne Meluſin’.<lb/> Jſt zeither mein Haus nicht leer worden<lb/> von Beſuch, hat mancher Gaſtwirth, der<lb/> ſich durch ein in Kupfer geſtochenes Aviſo,<lb/> mit Paſteten und Weinflaſchen verbraͤmt,<lb/> dem geehrten Publiko ankuͤndiget, nicht ſo<lb/> viel Einkehr. Jſt immer das zweyte Wort,<lb/> das eigentlich dem Thermometer gebuͤhrt,<lb/> die Sophie; denn mit dem Erſten bleibts<lb/> <fw place="bottom" type="catch">beym</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [128/0134]
kel meiner Bekannten, ſo wiederfaͤhrt mir
das in einer Minute wenigſtens dreymal,
was dem Lavater in der Schweitz kaum in
einem Jahr dreymal begegnet. Jch ſtoß
all’ Augenblick auf ein fatal heterogenes
Geſicht, das mich druͤckt; muß ’mans in
die freie Luft, aus Gottes blauem Himmel
mit meinen Augen Erquickung zu trinken,
daß mir wieder wohl werd’ ums Herz.
Aber ’s hat mirs freilich darnach ge-
macht, das leidige Voͤlklein aus meiner
Nachbarſchaft, daß mir die Geduld ausge-
riſſen iſt, und niemand aͤrger als die oben
numerirten, wiewohl die unbenannten Zif-
fern nicht ausgeſchloſſen. Jſt ein Sparge-
ment und Maulgeſperr im ganzen Kirch-
ſpiel umher uͤber die Sophie, als ſey ſie
ein Wunderthier, oder eine Syren’ halb
Weib halb Fiſch, wie die ſchoͤne Meluſin’.
Jſt zeither mein Haus nicht leer worden
von Beſuch, hat mancher Gaſtwirth, der
ſich durch ein in Kupfer geſtochenes Aviſo,
mit Paſteten und Weinflaſchen verbraͤmt,
dem geehrten Publiko ankuͤndiget, nicht ſo
viel Einkehr. Jſt immer das zweyte Wort,
das eigentlich dem Thermometer gebuͤhrt,
die Sophie; denn mit dem Erſten bleibts
beym
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