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Muralt, Johann von: Eydgnössischer Lust-Garte. Zürich, 1715.

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Eigenschafft und Alter der Gewächsen.
neren enger zusammen gegen dem Marge/ theils
weil das Holtz mit Zuname der Zeit dörer wird/
und sich gegen dem Marg zusammen ziehet/ daher
ist beweißlich/ wann zwey aussere Ringe näher bey-
sammen stehen als zwey innere/ daß der Baum et-
was Schadens erlitten habe inner der Jahrs-frist/
zu welcher diese aussere Ringe gewachsen und so be-
zeichnet waren/ daher folget auch/ daß die älteren
Bäumen und Aesten ringer und enger zusammen
gehen.

Jedoch ist diß letstere Gemerck nicht durchgehnd
und allgemein/ weil diese Ringe in den Stammen
der grössesten Bäumen (die wegen älte nicht mehr
wachsen) änger und nicht tieff eingeschnitten sind.
Bey dem 3. gewahren/ daß uns diese Zusammen-
truckung des Marges mehrer an den Holderstau-
den als an anderen Bäumen zu Gesichte trittet.
Bey dem 4. daß eben daher der aussere Theil des
Holtzes von seiner Farbe her bey den Latineren
Alburnus, in deutschem aber Bast genennet wird.
Nach der Zeugsame Plin. libr. XVI. cap. XXXVIII.
Bey dem 5. die ausseren Ringe legen sich jährlich
über die inneren Ringe/ daher lauffen die inne-
ren Ringe in einem Puncten auß/ wie es hand-
greifflich in denen der Länge noch gesägeten und
gehobelten dannern Böden zu erblicken.

Die Gewächse in dem Frühling/ Sommer und
Herbst gesamlet werden/ je nachdem sie noch Kraft
und Safft in sich haben. Jn dem Frühling grabet
man die Wurtzelen/ in dem Sommer kräutelt man
die Blätter und Blumen/ und in dem Herbst ge-

winnet

Eigenſchafft und Alter der Gewaͤchſen.
neren enger zuſammen gegen dem Marge/ theils
weil das Holtz mit Zuname der Zeit doͤrer wird/
und ſich gegen dem Marg zuſammen ziehet/ daher
iſt beweißlich/ wann zwey auſſere Ringe naͤher bey-
ſammen ſtehen als zwey innere/ daß der Baum et-
was Schadens erlitten habe iñer der Jahrs-friſt/
zu welcher dieſe auſſere Ringe gewachſen und ſo be-
zeichnet waren/ daher folget auch/ daß die aͤlteren
Baͤumen und Aeſten ringer und enger zuſammen
gehen.

Jedoch iſt diß letſtere Gemerck nicht durchgehnd
und allgemein/ weil dieſe Ringe in den Stam̃en
der groͤſſeſten Baͤumen (die wegen aͤlte nicht mehr
wachſen) aͤnger und nicht tieff eingeſchnitten ſind.
Bey dem 3. gewahren/ daß uns dieſe Zuſammen-
truckung des Marges mehrer an den Holderſtau-
den als an anderen Baͤumen zu Geſichte trittet.
Bey dem 4. daß eben daher der auſſere Theil des
Holtzes von ſeiner Farbe her bey den Latineren
Alburnus, in deutſchem aber Baſt genennet wird.
Nach der Zeugſame Plin. libr. XVI. cap. XXXVIII.
Bey dem 5. die auſſeren Ringe legen ſich jaͤhrlich
uͤber die inneren Ringe/ daher lauffen die inne-
ren Ringe in einem Puncten auß/ wie es hand-
greifflich in denen der Laͤnge noch geſaͤgeten und
gehobelten dannern Boͤden zu erblicken.

Die Gewaͤchſe in dem Fruͤhling/ Sommer und
Herbſt geſamlet werden/ je nachdem ſie noch Kraft
und Safft in ſich haben. Jn dem Fruͤhling grabet
man die Wurtzelen/ in dem Som̃er kraͤutelt man
die Blaͤtter und Blumen/ und in dem Herbſt ge-

winnet
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[59/0091] Eigenſchafft und Alter der Gewaͤchſen. neren enger zuſammen gegen dem Marge/ theils weil das Holtz mit Zuname der Zeit doͤrer wird/ und ſich gegen dem Marg zuſammen ziehet/ daher iſt beweißlich/ wann zwey auſſere Ringe naͤher bey- ſammen ſtehen als zwey innere/ daß der Baum et- was Schadens erlitten habe iñer der Jahrs-friſt/ zu welcher dieſe auſſere Ringe gewachſen und ſo be- zeichnet waren/ daher folget auch/ daß die aͤlteren Baͤumen und Aeſten ringer und enger zuſammen gehen. Jedoch iſt diß letſtere Gemerck nicht durchgehnd und allgemein/ weil dieſe Ringe in den Stam̃en der groͤſſeſten Baͤumen (die wegen aͤlte nicht mehr wachſen) aͤnger und nicht tieff eingeſchnitten ſind. Bey dem 3. gewahren/ daß uns dieſe Zuſammen- truckung des Marges mehrer an den Holderſtau- den als an anderen Baͤumen zu Geſichte trittet. Bey dem 4. daß eben daher der auſſere Theil des Holtzes von ſeiner Farbe her bey den Latineren Alburnus, in deutſchem aber Baſt genennet wird. Nach der Zeugſame Plin. libr. XVI. cap. XXXVIII. Bey dem 5. die auſſeren Ringe legen ſich jaͤhrlich uͤber die inneren Ringe/ daher lauffen die inne- ren Ringe in einem Puncten auß/ wie es hand- greifflich in denen der Laͤnge noch geſaͤgeten und gehobelten dannern Boͤden zu erblicken. Die Gewaͤchſe in dem Fruͤhling/ Sommer und Herbſt geſamlet werden/ je nachdem ſie noch Kraft und Safft in ſich haben. Jn dem Fruͤhling grabet man die Wurtzelen/ in dem Som̃er kraͤutelt man die Blaͤtter und Blumen/ und in dem Herbſt ge- winnet

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Zitationshilfe: Muralt, Johann von: Eydgnössischer Lust-Garte. Zürich, 1715, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muralt_lustgarte_1715/91>, abgerufen am 23.11.2024.