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Muralt, Johann von: Eydgnössischer Lust-Garte. Zürich, 1715.

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Eigenschafft und Alter der Gewächsen.
einigung/ und scheinen miteinanderen eine an-
genehme liebreiche Freundschafft zu pflantzen/ und
ein anderen anzuhangen/ da hingegen nichts als
Streit in der Natur entstehet/ wann sich ein sol-
cher Geist mit ungleicher Arth Poris in der Würck-
ung paren soll; das verursachet grosse Ungleich-
heit in dem Leibe.

Wer von denen Würckungen und kundbaren
klahren Ursachen der sonder und vor anderen
auß reinigenden Gewächsen (die durch die Erfah-
rung genau erwiesen sind) was weiters verlan-
get/ kan in Verulamij Sylv. Sylvar. Cent. paragr.
36. nachschlagen.

Die Gewächse sind langwierig/ je nach dem sie
im Uberfluß oder Mangel an einwohnenden Le-
bens-Geisteren haben/ die sie erhalten/ oder nach
dem sie auß eng oder luck ineinanderen gefügter
Matery bestehen/ oder nach dem sich der Lebens-
Geist und die Matery unterschiedlich bewegen.

So lang die Lebens-Geister sich überflüssig in
dem Gewächse aufhalten/ so lang lassen sie es nicht
verderben; weil dessen einwohnende schweffelichte
Theile dem gantzen Wesen das Leben geben; wo
aber die abnemmen/ erschwachen die Geister und
verdirbt das Gewächse: dann weil das Leben in
einer Tähtlichkeit (in actu) bestehet/ so wird es auch
so lang währen/ als es die Ursachen in sich hat/
die es tähtlich machen. Darzu werden ängere
Pori oder Gänge nach der Masse der Matery er-
forderet/ darauß das Gewächs bestehet/ damit
die zärteren und geistreichen Theile darvon fliegen:

dann
D 3

Eigenſchafft und Alter der Gewaͤchſen.
einigung/ und ſcheinen miteinanderen eine an-
genehme liebreiche Freundſchafft zu pflantzen/ und
ein anderen anzuhangen/ da hingegen nichts als
Streit in der Natur entſtehet/ wann ſich ein ſol-
cher Geiſt mit ungleicher Arth Poris in der Wuͤrck-
ung paren ſoll; das verurſachet groſſe Ungleich-
heit in dem Leibe.

Wer von denen Wuͤrckungen und kundbaren
klahren Urſachen der ſonder und vor anderen
auß reinigenden Gewaͤchſen (die durch die Erfah-
rung genau erwieſen ſind) was weiters verlan-
get/ kan in Verulamij Sylv. Sylvar. Cent. paragr.
36. nachſchlagen.

Die Gewaͤchſe ſind langwierig/ je nach dem ſie
im Uberfluß oder Mangel an einwohnenden Le-
bens-Geiſteren haben/ die ſie erhalten/ oder nach
dem ſie auß eng oder luck ineinanderen gefuͤgter
Matery beſtehen/ oder nach dem ſich der Lebens-
Geiſt und die Matery unterſchiedlich bewegen.

So lang die Lebens-Geiſter ſich uͤberfluͤſſig in
dem Gewaͤchſe aufhalten/ ſo lang laſſen ſie es nicht
verderben; weil deſſen einwohnende ſchweffelichte
Theile dem gantzen Weſen das Leben geben; wo
aber die abnemmen/ erſchwachen die Geiſter und
verdirbt das Gewaͤchſe: dann weil das Leben in
einer Taͤhtlichkeit (in actu) beſtehet/ ſo wird es auch
ſo lang waͤhren/ als es die Urſachen in ſich hat/
die es taͤhtlich machen. Darzu werden aͤngere
Pori oder Gaͤnge nach der Maſſe der Matery er-
forderet/ darauß das Gewaͤchs beſtehet/ damit
die zaͤrteren und geiſtreichen Theile darvon fliegen:

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D 3
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[53/0085] Eigenſchafft und Alter der Gewaͤchſen. einigung/ und ſcheinen miteinanderen eine an- genehme liebreiche Freundſchafft zu pflantzen/ und ein anderen anzuhangen/ da hingegen nichts als Streit in der Natur entſtehet/ wann ſich ein ſol- cher Geiſt mit ungleicher Arth Poris in der Wuͤrck- ung paren ſoll; das verurſachet groſſe Ungleich- heit in dem Leibe. Wer von denen Wuͤrckungen und kundbaren klahren Urſachen der ſonder und vor anderen auß reinigenden Gewaͤchſen (die durch die Erfah- rung genau erwieſen ſind) was weiters verlan- get/ kan in Verulamij Sylv. Sylvar. Cent. paragr. 36. nachſchlagen. Die Gewaͤchſe ſind langwierig/ je nach dem ſie im Uberfluß oder Mangel an einwohnenden Le- bens-Geiſteren haben/ die ſie erhalten/ oder nach dem ſie auß eng oder luck ineinanderen gefuͤgter Matery beſtehen/ oder nach dem ſich der Lebens- Geiſt und die Matery unterſchiedlich bewegen. So lang die Lebens-Geiſter ſich uͤberfluͤſſig in dem Gewaͤchſe aufhalten/ ſo lang laſſen ſie es nicht verderben; weil deſſen einwohnende ſchweffelichte Theile dem gantzen Weſen das Leben geben; wo aber die abnemmen/ erſchwachen die Geiſter und verdirbt das Gewaͤchſe: dann weil das Leben in einer Taͤhtlichkeit (in actu) beſtehet/ ſo wird es auch ſo lang waͤhren/ als es die Urſachen in ſich hat/ die es taͤhtlich machen. Darzu werden aͤngere Pori oder Gaͤnge nach der Maſſe der Matery er- forderet/ darauß das Gewaͤchs beſtehet/ damit die zaͤrteren und geiſtreichen Theile darvon fliegen: dann D 3

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Zitationshilfe: Muralt, Johann von: Eydgnössischer Lust-Garte. Zürich, 1715, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muralt_lustgarte_1715/85>, abgerufen am 23.11.2024.