Dr. Hepburn (American Presbyterian Church A. P. C.), welcher durch seine bahnbrechenden Arbeiten in der Sprachforschung zum eigentlichen Waffenschmied der japanischen Mission geworden ist. Durch seine frühere Thätigkeit in China wurde ihm das Studium des Japanischen bedeutend erleichtert, und schon im Jahre 1867 gab er ein japanisch-englisches Wörterbuch heraus, welches bis heute seinesgleichen nicht gefunden hat. Auch die Missionare S. R. Brown und J. H. Ballagh (D. R. C.) und der spätere Bischof Williams (American Episcopal Church A. E. C.) verdienen, von der Nach- welt in dankbarer Erinnerung behalten zu werden. Selten ist eine große und schwere Sache tüchtigeren Kräften anvertraut worden.
Freilich, wer die Missionsstatistik, die für ober- flächliche Geister leider nur allzu leicht zur Betrügerin wird, zur Grundlage seines Urteils machen wollte, könnte über diese Männer verächtlich die Nase rümpfen. Haben sie es doch (aus den ursprünglichen sechs war bald ein Dutzend und mehr geworden) innerhalb eines ganzen Jahrzehnts nur auf sechs Getaufte gebracht! Fünf volle Jahre waren sie am Werk, bis es J. H. Ballagh in Yokohama vergönnt war, an seinem Lehrer des Japanischen Yano Riu, der freilich als Sterbender irdisches Gericht nicht mehr zu fürchten hatte, die Erst- lingstaufe zu vollziehen. Und doch verzagte das kleine Häuflein nicht; denn auch in dieser schweren Zeit offen- barte ihnen der Herr seine Nähe, und durch wunder- bare Erweisungen wußte er sie geduldig in Trübsal und fröhlich in Hoffnung zu machen. Hierfür nur ein Beispiel.
Es war im Jahre 1854, als in dem Hafen von Nagasaki ein englisches Geschwader einlief. Um eine Landung zu verhindern, wurde ein japanisches Heer auf-
Dr. Hepburn (American Presbyterian Church A. P. C.), welcher durch ſeine bahnbrechenden Arbeiten in der Sprachforſchung zum eigentlichen Waffenſchmied der japaniſchen Miſſion geworden iſt. Durch ſeine frühere Thätigkeit in China wurde ihm das Studium des Japaniſchen bedeutend erleichtert, und ſchon im Jahre 1867 gab er ein japaniſch-engliſches Wörterbuch heraus, welches bis heute ſeinesgleichen nicht gefunden hat. Auch die Miſſionare S. R. Brown und J. H. Ballagh (D. R. C.) und der ſpätere Biſchof Williams (American Episcopal Church A. E. C.) verdienen, von der Nach- welt in dankbarer Erinnerung behalten zu werden. Selten iſt eine große und ſchwere Sache tüchtigeren Kräften anvertraut worden.
Freilich, wer die Miſſionsſtatiſtik, die für ober- flächliche Geiſter leider nur allzu leicht zur Betrügerin wird, zur Grundlage ſeines Urteils machen wollte, könnte über dieſe Männer verächtlich die Naſe rümpfen. Haben ſie es doch (aus den urſprünglichen ſechs war bald ein Dutzend und mehr geworden) innerhalb eines ganzen Jahrzehnts nur auf ſechs Getaufte gebracht! Fünf volle Jahre waren ſie am Werk, bis es J. H. Ballagh in Yokohama vergönnt war, an ſeinem Lehrer des Japaniſchen Yano Riu, der freilich als Sterbender irdiſches Gericht nicht mehr zu fürchten hatte, die Erſt- lingstaufe zu vollziehen. Und doch verzagte das kleine Häuflein nicht; denn auch in dieſer ſchweren Zeit offen- barte ihnen der Herr ſeine Nähe, und durch wunder- bare Erweiſungen wußte er ſie geduldig in Trübſal und fröhlich in Hoffnung zu machen. Hierfür nur ein Beiſpiel.
Es war im Jahre 1854, als in dem Hafen von Nagaſaki ein engliſches Geſchwader einlief. Um eine Landung zu verhindern, wurde ein japaniſches Heer auf-
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Dr. Hepburn (American Presbyterian Church A. P. C.),
welcher durch ſeine bahnbrechenden Arbeiten in der
Sprachforſchung zum eigentlichen Waffenſchmied der
japaniſchen Miſſion geworden iſt. Durch ſeine frühere
Thätigkeit in China wurde ihm das Studium des
Japaniſchen bedeutend erleichtert, und ſchon im Jahre
1867 gab er ein japaniſch-engliſches Wörterbuch heraus,
welches bis heute ſeinesgleichen nicht gefunden hat.
Auch die Miſſionare S. R. Brown und J. H. Ballagh
(D. R. C.) und der ſpätere Biſchof Williams (American
Episcopal Church A. E. C.) verdienen, von der Nach-
welt in dankbarer Erinnerung behalten zu werden.
Selten iſt eine große und ſchwere Sache tüchtigeren
Kräften anvertraut worden.
Freilich, wer die Miſſionsſtatiſtik, die für ober-
flächliche Geiſter leider nur allzu leicht zur Betrügerin
wird, zur Grundlage ſeines Urteils machen wollte,
könnte über dieſe Männer verächtlich die Naſe rümpfen.
Haben ſie es doch (aus den urſprünglichen ſechs war
bald ein Dutzend und mehr geworden) innerhalb eines
ganzen Jahrzehnts nur auf ſechs Getaufte gebracht!
Fünf volle Jahre waren ſie am Werk, bis es J. H. Ballagh
in Yokohama vergönnt war, an ſeinem Lehrer des
Japaniſchen Yano Riu, der freilich als Sterbender
irdiſches Gericht nicht mehr zu fürchten hatte, die Erſt-
lingstaufe zu vollziehen. Und doch verzagte das kleine
Häuflein nicht; denn auch in dieſer ſchweren Zeit offen-
barte ihnen der Herr ſeine Nähe, und durch wunder-
bare Erweiſungen wußte er ſie geduldig in Trübſal und
fröhlich in Hoffnung zu machen. Hierfür nur ein Beiſpiel.
Es war im Jahre 1854, als in dem Hafen von
Nagaſaki ein engliſches Geſchwader einlief. Um eine
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Munzinger, Carl: Die Japaner. Berlin, 1898, S. 263. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/munzinger_japaner_1898/277>, abgerufen am 24.11.2024.
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