Müssen nicht vielleicht durch Jhre Schuld recht- schaffene Väter Kinder ernähren, von denen sie nicht überzeugt seyn können, daß sie die ihrigen sind? -- Was für Verwirrungen, Feindschaften, Processe können nicht dadurch, noch lange nach Jhrem Tode, in den Familien verursacht werden, die ruhig und glücklich hätten bleiben können, wenn Sie sie ungestört gelassen hätten?
Haben Sie nie unnatürliche Mittel zur Befrie- digung wollüstiger Triebe gebraucht, oder um unange- nehme und unerwartete Folgen derselben abzuwenden? "Jn seinen jüngern Jahren habe er sich freylich alles erlaubt, wozu ihn seine Leidenschaft getrieben: doch über den letzten Theil der Frage wisse er sich unschuldig." Und dieß war auch bey der ganzen heutigen Untersu- chung die einzige Anklage, gegen die er sich zu verthei- digen begehrte.
Jn welch Elend haben nun endlich diese Aus- schweifungen Sie selbst gestürzt? Vergessen Sie es, auf eine kurze Zeit, wenn Sie können, daß Sie Gott da- durch äußerst beleidigt, daß Sie so viel Unordnung in der Welt angerichtet, und eine Menge von Menschen auf mancherley Art unglücklich gemacht haben. Denken Sie nur allein über diese Frage nach: womit hat mich die Wollust dafür belohnt, daß ich ihr so unermüdet nachge- gangen bin? Mit flügtichen, ekeln Freuden, die Jhre Begierden nie gesättigt haben, hat sie Sie belohnt, mit Schande, Verachtung und Vorwürfen von allen gutge- sinnten Menschen, denen Jhr sündliches Leben bekannt worden ist, mit der schmerzlichsten Gewissensangst, mit dem furchtbaren Misfallen Gottes, mit Gefängniß und Banden, mit einem frühzeitigen, schmachvollen Tode, mit der äußersten Gefahr einer unglücklichen Ewigkeit.
Ueber-
Muͤſſen nicht vielleicht durch Jhre Schuld recht- ſchaffene Vaͤter Kinder ernaͤhren, von denen ſie nicht uͤberzeugt ſeyn koͤnnen, daß ſie die ihrigen ſind? — Was fuͤr Verwirrungen, Feindſchaften, Proceſſe koͤnnen nicht dadurch, noch lange nach Jhrem Tode, in den Familien verurſacht werden, die ruhig und gluͤcklich haͤtten bleiben koͤnnen, wenn Sie ſie ungeſtoͤrt gelaſſen haͤtten?
Haben Sie nie unnatuͤrliche Mittel zur Befrie- digung wolluͤſtiger Triebe gebraucht, oder um unange- nehme und unerwartete Folgen derſelben abzuwenden? “Jn ſeinen juͤngern Jahren habe er ſich freylich alles erlaubt, wozu ihn ſeine Leidenſchaft getrieben: doch uͤber den letzten Theil der Frage wiſſe er ſich unſchuldig.„ Und dieß war auch bey der ganzen heutigen Unterſu- chung die einzige Anklage, gegen die er ſich zu verthei- digen begehrte.
Jn welch Elend haben nun endlich dieſe Aus- ſchweifungen Sie ſelbſt geſtuͤrzt? Vergeſſen Sie es, auf eine kurze Zeit, wenn Sie koͤnnen, daß Sie Gott da- durch aͤußerſt beleidigt, daß Sie ſo viel Unordnung in der Welt angerichtet, und eine Menge von Menſchen auf mancherley Art ungluͤcklich gemacht haben. Denken Sie nur allein uͤber dieſe Frage nach: womit hat mich die Wolluſt dafuͤr belohnt, daß ich ihr ſo unermuͤdet nachge- gangen bin? Mit fluͤgtichen, ekeln Freuden, die Jhre Begierden nie geſaͤttigt haben, hat ſie Sie belohnt, mit Schande, Verachtung und Vorwuͤrfen von allen gutge- ſinnten Menſchen, denen Jhr ſuͤndliches Leben bekannt worden iſt, mit der ſchmerzlichſten Gewiſſensangſt, mit dem furchtbaren Misfallen Gottes, mit Gefaͤngniß und Banden, mit einem fruͤhzeitigen, ſchmachvollen Tode, mit der aͤußerſten Gefahr einer ungluͤcklichen Ewigkeit.
Ueber-
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Muͤſſen nicht vielleicht durch Jhre Schuld recht-
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uͤberzeugt ſeyn koͤnnen, daß ſie die ihrigen ſind? — Was
fuͤr Verwirrungen, Feindſchaften, Proceſſe koͤnnen nicht
dadurch, noch lange nach Jhrem Tode, in den Familien
verurſacht werden, die ruhig und gluͤcklich haͤtten bleiben
koͤnnen, wenn Sie ſie ungeſtoͤrt gelaſſen haͤtten?
Haben Sie nie unnatuͤrliche Mittel zur Befrie-
digung wolluͤſtiger Triebe gebraucht, oder um unange-
nehme und unerwartete Folgen derſelben abzuwenden?
“Jn ſeinen juͤngern Jahren habe er ſich freylich alles
erlaubt, wozu ihn ſeine Leidenſchaft getrieben: doch uͤber
den letzten Theil der Frage wiſſe er ſich unſchuldig.„
Und dieß war auch bey der ganzen heutigen Unterſu-
chung die einzige Anklage, gegen die er ſich zu verthei-
digen begehrte.
Jn welch Elend haben nun endlich dieſe Aus-
ſchweifungen Sie ſelbſt geſtuͤrzt? Vergeſſen Sie es, auf
eine kurze Zeit, wenn Sie koͤnnen, daß Sie Gott da-
durch aͤußerſt beleidigt, daß Sie ſo viel Unordnung in
der Welt angerichtet, und eine Menge von Menſchen auf
mancherley Art ungluͤcklich gemacht haben. Denken Sie
nur allein uͤber dieſe Frage nach: womit hat mich die
Wolluſt dafuͤr belohnt, daß ich ihr ſo unermuͤdet nachge-
gangen bin? Mit fluͤgtichen, ekeln Freuden, die Jhre
Begierden nie geſaͤttigt haben, hat ſie Sie belohnt, mit
Schande, Verachtung und Vorwuͤrfen von allen gutge-
ſinnten Menſchen, denen Jhr ſuͤndliches Leben bekannt
worden iſt, mit der ſchmerzlichſten Gewiſſensangſt, mit
dem furchtbaren Misfallen Gottes, mit Gefaͤngniß und
Banden, mit einem fruͤhzeitigen, ſchmachvollen Tode,
mit der aͤußerſten Gefahr einer ungluͤcklichen Ewigkeit.
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Münter, Balthasar: Bekehrungsgeschichte des vormaligen Grafen [...] Johann Friederich Struensee. Kopenhagen, 1772, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muenter_bekehren_1772/73>, abgerufen am 28.07.2024.
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