Münter, Balthasar: Bekehrungsgeschichte des vormaligen Grafen [...] Johann Friederich Struensee. Kopenhagen, 1772.Müssen nicht vielleicht durch Jhre Schuld recht- Haben Sie nie unnatürliche Mittel zur Befrie- Jn welch Elend haben nun endlich diese Aus- Ueber-
Muͤſſen nicht vielleicht durch Jhre Schuld recht- Haben Sie nie unnatuͤrliche Mittel zur Befrie- Jn welch Elend haben nun endlich dieſe Aus- Ueber-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0073" n="61"/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Muͤſſen nicht vielleicht durch Jhre Schuld recht-<lb/> ſchaffene Vaͤter Kinder ernaͤhren, von denen ſie nicht<lb/> uͤberzeugt ſeyn koͤnnen, daß ſie die ihrigen ſind? — Was<lb/> fuͤr Verwirrungen, Feindſchaften, Proceſſe koͤnnen nicht<lb/> dadurch, noch lange nach Jhrem Tode, in den Familien<lb/> verurſacht werden, die ruhig und gluͤcklich haͤtten bleiben<lb/> koͤnnen, wenn Sie ſie ungeſtoͤrt gelaſſen haͤtten?</p><lb/> <p>Haben Sie nie unnatuͤrliche Mittel zur Befrie-<lb/> digung wolluͤſtiger Triebe gebraucht, oder um unange-<lb/> nehme und unerwartete Folgen derſelben abzuwenden?<lb/> “Jn ſeinen juͤngern Jahren habe er ſich freylich alles<lb/> erlaubt, wozu ihn ſeine Leidenſchaft getrieben: doch uͤber<lb/> den letzten Theil der Frage wiſſe er ſich unſchuldig.„<lb/> Und dieß war auch bey der ganzen heutigen Unterſu-<lb/> chung die einzige Anklage, gegen die er ſich zu verthei-<lb/> digen begehrte.</p><lb/> <p>Jn welch Elend haben nun endlich dieſe Aus-<lb/> ſchweifungen Sie ſelbſt geſtuͤrzt? Vergeſſen Sie es, auf<lb/> eine kurze Zeit, wenn Sie koͤnnen, daß Sie Gott da-<lb/> durch aͤußerſt beleidigt, daß Sie ſo viel Unordnung in<lb/> der Welt angerichtet, und eine Menge von Menſchen auf<lb/> mancherley Art ungluͤcklich gemacht haben. Denken Sie<lb/> nur allein uͤber dieſe Frage nach: womit hat mich die<lb/> Wolluſt dafuͤr belohnt, daß ich ihr ſo unermuͤdet nachge-<lb/> gangen bin? Mit fluͤgtichen, ekeln Freuden, die Jhre<lb/> Begierden nie geſaͤttigt haben, hat ſie Sie belohnt, mit<lb/> Schande, Verachtung und Vorwuͤrfen von allen gutge-<lb/> ſinnten Menſchen, denen Jhr ſuͤndliches Leben bekannt<lb/> worden iſt, mit der ſchmerzlichſten Gewiſſensangſt, mit<lb/> dem furchtbaren Misfallen Gottes, mit Gefaͤngniß und<lb/> Banden, mit einem fruͤhzeitigen, ſchmachvollen Tode,<lb/> mit der aͤußerſten Gefahr einer ungluͤcklichen Ewigkeit.</p><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Ueber-</fw><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [61/0073]
Muͤſſen nicht vielleicht durch Jhre Schuld recht-
ſchaffene Vaͤter Kinder ernaͤhren, von denen ſie nicht
uͤberzeugt ſeyn koͤnnen, daß ſie die ihrigen ſind? — Was
fuͤr Verwirrungen, Feindſchaften, Proceſſe koͤnnen nicht
dadurch, noch lange nach Jhrem Tode, in den Familien
verurſacht werden, die ruhig und gluͤcklich haͤtten bleiben
koͤnnen, wenn Sie ſie ungeſtoͤrt gelaſſen haͤtten?
Haben Sie nie unnatuͤrliche Mittel zur Befrie-
digung wolluͤſtiger Triebe gebraucht, oder um unange-
nehme und unerwartete Folgen derſelben abzuwenden?
“Jn ſeinen juͤngern Jahren habe er ſich freylich alles
erlaubt, wozu ihn ſeine Leidenſchaft getrieben: doch uͤber
den letzten Theil der Frage wiſſe er ſich unſchuldig.„
Und dieß war auch bey der ganzen heutigen Unterſu-
chung die einzige Anklage, gegen die er ſich zu verthei-
digen begehrte.
Jn welch Elend haben nun endlich dieſe Aus-
ſchweifungen Sie ſelbſt geſtuͤrzt? Vergeſſen Sie es, auf
eine kurze Zeit, wenn Sie koͤnnen, daß Sie Gott da-
durch aͤußerſt beleidigt, daß Sie ſo viel Unordnung in
der Welt angerichtet, und eine Menge von Menſchen auf
mancherley Art ungluͤcklich gemacht haben. Denken Sie
nur allein uͤber dieſe Frage nach: womit hat mich die
Wolluſt dafuͤr belohnt, daß ich ihr ſo unermuͤdet nachge-
gangen bin? Mit fluͤgtichen, ekeln Freuden, die Jhre
Begierden nie geſaͤttigt haben, hat ſie Sie belohnt, mit
Schande, Verachtung und Vorwuͤrfen von allen gutge-
ſinnten Menſchen, denen Jhr ſuͤndliches Leben bekannt
worden iſt, mit der ſchmerzlichſten Gewiſſensangſt, mit
dem furchtbaren Misfallen Gottes, mit Gefaͤngniß und
Banden, mit einem fruͤhzeitigen, ſchmachvollen Tode,
mit der aͤußerſten Gefahr einer ungluͤcklichen Ewigkeit.
Ueber-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |